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Pillenwarnung - Update vom 18. Januar 2009

Ecstasy-Falsifikate mit 4-FA und m-CPP im Umlauf!


Pillenwarnung per E-Mail von Alexander Bücheli (Streetwork Zürich) vom 16. Januar 2009
Achtung: 4-FA und m-CPP verkauft als Ecstasy

von Hans Cousto, Eve & Rave Berlin

 

 

 

Derzeit sind Ecstasy-Falsifikate (No Name Pillen; Pillen ohne Logo und ohne Bruchrille) mit dem Wirkstoff 4-Fluoramphetamin (4-FA) in weißlicher bis hellblauer Färbung im Umlauf. Sie wurden sowohl im November und Dezember 2008 als auch im Januar 2009 getestet. 4-FA wirkt wie eine Mischung aus Amphetamin und MDMA.

Zudem ist eine neue Pillenvariante mit dem Wirkstoff Meta-Chlorphenylpiperazin (m-CPP) aufgetaucht. Es handelt sich dabei um rosa, beidseitig aufgesetzte Pillen mit roten Sprenkeln mit dem Logo »Herz«. Nach dem Konsum von Pillen mit dem Wirkstoff m-CPP kommt es oft zu heftigen und unangenehmen Nebenwirkungen, wobei meistens nur sehr wenig eines erwünschten psychotrop wirkenden Effekts zu spüren ist.


 

 

Vorsicht, diese Pillen enthalten 4-FA und kein MDMA

     
    Photos: Streetwork Zürich  
 
Logo:

No Name

No Name

No Name
 
  Farbe: hellblau bis weißlich hellblau bis weißlich hellblau bis weißlich  
  Bruchrille: nein nein nein  
  Durchmesser: 7,04 mm 7,00 mm 7,10 mm  
  Dicke: 6,41 mm 6,10 mm 6,30 mm  
  Gesamtgewicht: 279,4 mg 260,3 mg 273,3 mg  
  Wirkstoffe: 143,0 mg
4-Fluroamphetamin
119,4 mg
4-Fluroamphetamin
103,7 mg
4-Fluroamphetamin
 
 
Testort, Testzeit:

Roggwil (Kanton Bern), November 2008

Zürich, Dezember 2008

Zürich, Januar 2009
 

 

 

4-Fluoramphetamin (4-FA)

4-Fluoramphetamin oder para-Fluoramphetamin (kurz 4-FA oder PFA, seltener 4-Fluor-α-methylphen­ethylamin, 4-FMP) wirkt stimulierend auf das zentrale Nervensystem. Es ist pharmakologisch verwandt mit seiner Stammverbindung, dem Amphetamin.

Die Wirkung von 4-FA liegt qualitativ zwischen Amphetamin und MDMA. Nutzer dieser Substanz berichten, man habe klare Gedanken, reflektiere viel und bekomme manchmal einen starken Rededrang (Laberflash). Der Dosierungsbereich (therapeutische Breite) ist sehr breit. Bereits in geringer Dosierung (10 mg bis 30 mg) ist die zentrale Wirkung deutlich wahrnehmbar. Die Steigerung der Effekte verhält sich annähernd linear zur Dosis. Die übliche Dosierung für einen erwachsenen gesunden Menschen liegt bei 120 mg. Die Wirkung setzt nach einer knappen Stunde ein und entfaltet sich voll innerhalb der nächsten Stunde und dauert dann etwa sechs bis sieben Stunden.

In den aktuellen Anlagen des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) ist 4-FA nicht aufgeführt. Auch stellt es wohl kein direktes Analog (Ester, Ether und Molekülverbindungen) eines Betäubungsmittels im Sinne der Anlage I BtMG dar. Besitz der Substanz ist somit in den Bundesrepublik Deutschland legal.

 

 

 

 

Vorsicht, diese Pille enthält m-CPP und kein MDMA

   
       
 
Logo:

Herz, Pille beidseitig aufgesetzt
 
  Farbe: rosa mit roten Sprenkeln  
  Bruchrille: nein  
  Durchmesser: 7,1 mm  
  Dicke: 4,0 mm  
  Gesamtgewicht: 273,3 mg  
  Wirkstoff: 15,5 mg m-CPP  
 
Testort, Testzeit:

Zürich, Januar 2009
 

 

 

Meta-Chlorphenylpiperazin (m-CPP)

Meta-Chlorphenylpiperazin [1-(3-Chlorphenyl)piperazin] ist ein Piperazinderivat, das allgemein und vornehmlich nur unter dem Namen m-CPP respektive mCPP bekannt ist. Das »m« steht für »meta« und bezeichnet die Position des Chloratoms (an Position drei) am Phenylring und »CPP« steht für Chlor-phenyl-piperazin. Weitere Bezeichnungen für m-CPP sind 3-CPP respektive 3CPP.

Der Konsum von m-CPP kann leicht zu Depressionen, Angstzustände, psychomotorischer Unruhe sowie zur Störung der Sexualfunktionen führen. Gebraucher dieser Substanz verspüren neben der eher schwach ausgeprägten wahrnehmungsverändernden Wirkung der Substanz (Glücksgefühle und optische Veränderungen) vor allem Kopfschmerzen und fühlen sich müde und deprimiert und leiden nicht selten mehrere Tage an einer lang andauernden Niedergeschlagenheit. Es wird auch von Nervosität und Schweratmigkeit berichtet und den Konsumenten wird oft übel und sie müssen nicht selten erbrechen. Häufig überwiegen jeweils die negativen und unangenehmen Nebenwirkungen im Vergleich zu den erwünschten Wirkungen, die nur bedingt und schwach zu verspüren sind.

Nach dem Konsum von m-CPP kann sich der Urin in eine rostbraune bis rötliche Farbe verfärben. Diese Verfärbung verschwindet wieder nach zwei bis drei Tagen. Wer also solche Pillen konsumiert hat, muß nicht gleich in Panik verfallen, wenn sein (ihr) Urin auf einmal nicht mehr die übliche Farbe haben sollte. Dauert die Verfärbung jedoch länger als drei Tage an, dann ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.

Die Substanz m-CPP wurde in der Bundesrepublik Deutschland mit der 20. Betäubungsmittelrechts-Änderungsverordnung (20. BtMÄndV) vom 14. Februar 2007 mit Wirkung ab dem 1. März 2007 in Anlage II zu § 1 BtMG (verkehrsfähige, aber nicht verschreibungsfähige Betäubungsmittel) aufgenommen. Die Substanz m-CPP unterliegt somit seit März 2007 den betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften.

 

 

Weitere Pillen mit den Wirkstoffen 4-FA und m-CPP

Pillenwarnung vom 19. Dezember 2008
http://www.eve-rave.net/abfahrer/drugchecking.sp?text=380&page=0
Format: PDF, Größe: 221 KB, 8 Seiten
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/dc134.pdf

 

 

 

 

20 Jahre Pill-Testing / Drug-Checking in Zürich
Referate von Alexander Bücheli [Drug-Checking in Zürich (Streetwork Zürich; Saferparty Zürich)] und Hans Cousto [20 Jahre Pill-Testing (Eve & Rave e.V. Berlin)] gehalten am Sonics Netzwerk Jahrestreffen vom 25. bis 27. April 2008 in Leipzig.
http://www.eve-rave.net/abfahrer/drugchecking.sp?text=240&page=0

Format: PDF, Größe: 201 KB, 12 Seiten
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/dc127.pdf

 

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Fußnoten:

   

1.

Die Anfragen mit Suchmaschinen bei www.eve-rave.net nach der Substanz Ecstasy (ohne Anfragen nach MDMA) lauteten im ersten Halbjahr 2007 wie folgt: Ecstasy (60%), Extasy (19%), XTC (11%), Extacy (5%), Ectasy (2,5%), Exstasy (0,9%), Ecstacy (0,8%), Exctasy (0,5%), Ecxtasy (0,3%) sowie Extasi (0,0%). Offensichtlich informieren sich zahlreiche Leute im Internet, die in Sachen Rechtschreibung mangelhafte Kenntnisse haben – aber einen Computer bedienen können und Suchmaschinen richtig benutzen können – und vor allem Drogenkompetenz erlangen wollen!



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