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TechnoEine neue Kultur mit alten Traditionen
oder
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Jahr |
1997 |
1998 |
1999 |
Polizeilich erfaßte Unfälle |
2.232.379 |
2.257.649 |
2.413.473 |
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380.835 |
377.257 |
395.689 |
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501.094 |
497.319 |
521.127 |
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8.549 |
7.792 |
7.772 |
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30.734 |
26.542 |
26.377 |
Quelle: Statistisches Bundesamt:
http://www.statistik-bund.de/basis/d/verk/verktab6.htm bis /verktab9.htm
Nüchtern im Zusammenhang mit Techno heißt nicht unbedingt alkoholfrei, sondern hier bedeutet nüchtern frei von illegalisierten Drogen, wie auch frei von Medikamenten, die zur Stimulierung von Körper und Geist eingenommen werden. Wenn also jemand vor der Technoparty ein paar Tassen stimulierenden Kaffee trinkt und auf der Party raucht (Nikotin) und ein paar Gläser Sekt trinkt, soll im folgenden immer noch von nüchtern oder "drogenfrei" gesprochen werden, obwohl dies pharmakologisch gesehen unsinnig, jedoch in der gesellschaftspolitischen Diskussion üblich ist. In diesem Sinne nüchtern, kann ich mir eine Technoveranstaltung oder einen Rave ohne illegalisierte Drogen jedenfalls viel besser vorstellen, als einen CSU-Parteitag ohne Bier und ohne Schnaps.
Drogen beeinflussen einen bei Dauerkonsum nicht nur während ihrer eigentlichen Wirkung, sondern die Erfahrungen, die man unter Drogeneinfluß gemacht hat, prägen einen auch im weiteren Verlauf des Lebens. Dies gilt für Alkohol genauso wie für Haschisch, LSD oder Ecstasy. So gesehen, habe ich meine Wahrnehmung und mein Empfindungsvermögen nun schon über drei Jahrzehnte mit Drogen beeinflußt und ich kann nicht sagen, ob jemand, der immer nüchtern geblieben ist, ohne Drogen genauso empfinden kann wie ich. Dies gilt besonders für kulturelle Veranstaltungen jeder Art, da ich dort oft Assoziationen habe, die mit früheren Drogenerlebnissen in Zusammenhang stehen.
Wenn ich froh und heiter bin, dann bin ich bei einer guten Technoveranstaltung in der Lage, alleine durch die Musik, die Lightshow, das Ambiente und die Mittänzer/innen so angeregt zu werden, daß ich beim Tanzen in Trance gerate und absolut ekstatische Gefühle in mir aufsteigen. Dies gilt jedoch nur für sehr gute und gelungene Veranstaltungen. In nüchternem Zustand bin ich in gewissen Sinne viel perfektionistischer, kritischer und anspruchsvoller bezüglich der technischen Rahmenbedingungen als unter der Einwirkung bestimmter Drogen, die meine Empfindungen auf das Wesentliche lenken. Nüchtern werde ich leichter abgelenkt und aus dem Zustand der Trance herausgerissen.
Mit Alkohol habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht. Im Englischen Garten in München pflegt an schönen Samstagen und Sonntagen eine Blasmusik auf dem Chinesischen Turm zu spielen. Dabei trinken die Musiker recht viel Bier. In den früheren Abendstunden sind die Musiker dann so stark betrunken, daß sie den Takt nicht mehr richtig halten können und auch den Ton nicht mehr so richtig zu treffen vermögen. Trinke ich nun an diesem Ort selbst reichlich Bier, dann stören mich diese schrägen Mißklänge in der eigenen Bierseligkeit bei weitem nicht so sehr wie im nüchternen Zustand. Nüchtern empfinde ich diese mißklingende Musik nur als abscheulichen Lärm, den ich nicht über längere Zeit aushalten kann. Bayerische Gemütlichkeit in Verbindung mit Bierseligkeit sind für mich in nüchternem Zustand einfach nicht genießbar.
Ecstasy gilt bis heute als die Partydroge Nummer Eins, obwohl zunehmend Speed (Amphetamin und Methamphetamin) auf Parties konsumiert wird . Ecstasy ist eine empatische Droge, fördert also die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich in die Einstellung und Empfindung anderer Menschen einzufühlen. Bei einem gruppendynamischen Tanzritual ist Ecstasy somit das verbindende Glied zwischen den einzelnen Teilnehmern an der Party. Wenn nun viele TeilnehmerInnen an einer Party oder auf einem Rave auf Ecstasy sind, dann ist die Veranstaltung zumeist sehr friedlich und ekstatisch, da das gegenseitige Einfühlungsvermögen auf große Resonanz stößt. Es entsteht so eine Art Party-Family-Geist. Diesen verbindenden Party-Family-Geist habe ich oft als sehr wohltuend und angenehm empfunden.
Ich habe Ecstasy schon lange vor dem Technozeitalter gebraucht, früher jedoch zumeist zu ruhigen Meditationen, zum Beispiel im Anschluß an einen Rebirthing-Workshop (Rebirthing = Wiedergeburt; Rebirthing wird heute als Ausdruck für intensive Atemübungen die zu Hyperventilation führen und tiefe Bewußtseinsebenen freilegen, gebraucht). Damals fühlte ich die Wirkung von Ecstasy lange nicht so stark, wie heute, da das Miteinander der TeilnehmerInnen und das gemeinsame Empfinden bei diesen esoterisch gefärbten Workshops lange nicht so ausgeprägt war, wie dies bei Technoveranstaltungen der Fall ist. Ecstasy war für mich über lange Zeit hinweg eine Droge, die in der Lage ist, mich in einen Zustand zu versetzen, den ich sonst durch Meditationsübungen erreicht habe. Durch Ecstasy wurde die Meditation auch nicht intensiver, ich konnte höchstens feststellen, daß ich mit Ecstasy gewisse meditative Zustände etwas schneller erreichen konnte.
Eine Steigerung meiner Zuneigung zu Ecstasy hat in den frühen achtziger Jahre im Zusammenhang mit meinen Sexualpraktiken stattgefunden. Damals habe ich die wahre Wirkung von Ecstasy selbst oft erfahren, nämlich den empatischen Effekt. Die früheren Erlebnisse mit Ecstasy waren sicherlich nett, beglückend und angenehm, doch sie brachten mir nie die tiefen Gefühlsempfindungen, die ich dann vor allem in Amsterdam an orgiastischen Sexparties erleben durfte.
Damals in Amsterdam widmete mich vor allem dem Hardcore Sex. Seinerzeit nannte ich das kurz und bündig Hardcore Yoga, denn zum guten Sex gehört viel Übung wie zum gelungenen Genuß bei vielen klassischen Yogatechniken oder wie zum guten Musizieren. Hardcore Yoga ist eine spezielle Art von Tantra, das vornehmlich von Schwulen praktiziert wird. Zentrale Punkte im Hardcore Yoga sind auf der einen Seite die absolute Hingabefähigkeit (für den Passiven) und anderseits die vollkommene Übernahme der Verantwortung für den anderen Menschen (betrifft den Aktiven). Bei diesen zum Teil sehr extremen Praktiken ist die Fähigkeit, sich in andere einfühlen zu können, von außerordentlicher Bedeutung. Hier kam Ecstasy gerade recht, denn es war, neben LSD, sowohl für die Steigerung des Einfühlungsvermögens in andere Menschen als auch für das eigene körperliche wie auch seelische Empfinden ein probates Mittel. Auf Dauer hat sich aber LSD als das stärkere Aphrodisiakum herauskristallisiert und im Hardcore Yoga durchgesetzt, weil Ecstasy bei einigen Männern zu Erektionsproblemen führt. Ecstasy ist halt doch mehr eine Kuscheldroge und für Softiesex geeignet als eine reine Fickdroge.
Als Partydroge habe ich Ecstasy oft gebraucht, häufig in den Wintermonaten. Da Ecstasy vor allem das Empfinden beeinflußt, im Gegensatz zu LSD, das vor allem die Wahrnehmung verändert, ist Ecstasy für mich am wirkungsvollsten, wenn bei der Party die optischen Effekte sparsam eingesetzt werden. Auf Ecstasy kann ich stundenlang mit geschlossenen Augen tanzen, ohne daß ich andere TänzerInnen anremple oder störe, da ich sie auch mit geschlossenen Augen gut wahrnehmen kann.
Ein paar Strobolights genügen mir da für die optische Stimulation, da diese auch bei geschlossenen Augen wirksam sind, ähnlich wie die Leuchtdioden bei den Brillen von Mindmachines auch bei geschlossenen Augen ihren Effekt erzielen.
Hardtrance (4/4 Takt, 150 bis 180 Bpm), industrial Hardcore und Gabber (2/4 Takt, 180 bis 250 Bpm) sind für mich die idealen Technosounds zu Ecstasy, da diese Musik durch ihre einfache und monotone Struktur sehr geeignet ist, einen in den Trancezustand, Vorstufe der eigentlichen Ekstase, zu versetzen. Um diese Musik richtig genießen zu können, sollte man auf jeden Fall tanzen, denn erst wenn man die Energie der massiven und stetigen Baßklänge in Bewegung umsetzt, beginnt sich das Ohr für die sparsam eingesetzten Melodiebögen zu öffnen.
Wenn ich eine Ecstasypille genommen habe, dann spüre ich die Bässe der Musik wesentlich stärker im ganzen Körper, als wenn ich nüchtern bin. Der sogenannte sequentielle Effekt (das stetige Wiederholen der gleichen musikalischen Struktur) kommt bei mir unter dem Einfluß von Ecstasy deutlich mehr zur Geltung, als dies im nüchternen Zustand der Fall ist. Da jedoch die Empfindung und die tänzerische Umsetzung dieser sequentiellen Effekte die Grundlage und Voraussetzung für das Eintreten des Trancezustandes sind, ist es für mich weit schwieriger, ohne Ecstasy gleichermaßen den von mir gewünschten Trance- und Ekstasezustand zu erreichen.
Wie schon angedeutet, habe ich in den Wintermonaten weit häufiger Ecstasy genommen als in den Sommermonaten. Bei LSD ist es genau umgekehrt, denn vor allem für Open-Air-Festivals scheint mir LSD die bessere Droge zu sein, denn die naturgegebenen Eindrücke werden auf LSD deutlicher wahrgenommen als auf Ecstasy.
Mit LSD reagiert man viel stärker auf optische Reize, als dies bei Ecstasy der Fall ist. Deshalb pflege ich auf Parties, auf denen Dia- und Videoprojektionen gezeigt werden und eine große Lightshow zu erwarten ist, LSD zu gebrauchen, während ich auf puristischen Technoparties, die in eher kahlen Räumlichkeiten stattfinden, Ecstasy nehme.
Auf Goa-Parties (Durchschnittstempo 120 bis 140 Bpm) empfinde ich LSD als den besseren Katalysator, da die Musik dort verspielter, malerischer und abwechslungsreicher ist. An diesen Parties fehlt allerdings leider oft der echte ekstatische Höhepunkt, da die Musik die TänzerInnen zwar stets auf Trab hält, es kommt jedoch zumeist nicht zu einem euphorisierenden Galopp. Diese Parties, vor allem die Goaparties im Freien, haben zwar einen deutlich erkennbaren rituellen und kultischen Aspekt, doch das magisch-sakrale Niveau, daß ich bei Hardtranceparties oft miterleben durfte, wird bei Goaparties ganz selten bis nie erreicht.
Eine Hardtranceparty ohne Ecstasy ist für mich wie ein Chateaubriand ohne Burgunderwein, eine Goaparty ohne LSD wie eine Weißwurst ohne Bier und ein Ambient Chill Out ohne Haschisch wie ein Frühstück ohne Kaffee. Sicherlich kann man die doppelt dick geschnittene Rinderlende auch ohne Wein genießen, auch eine bayerische Zwischenmahlzeit mit Salzbrezel und Weißwurst kann man ohne Bier verdauen und auch ein Frühstück ohne Kaffee kann einen sättigen und stärken, doch der Wein, das Bier und der Kaffee runden eben die Mahlzeiten in einer Art und Weise ab, die viele Menschen als angenehm, ermunternd und kommunikativ anregend empfinden. Doch im Gegensatz zu Haschisch, Ecstasy und LSD machen Wein, Bier und Kaffee süchtig, das heißt, sie führen zu einer körperlichen Abhängigkeit.
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