Kokain tanzt aus der Reihe
Redaktion Webteam www.eve-rave.net Berlin
Pressemitteilung vom 15. September 2006 zum Kokainkonsum
Wenn Promis in Zusammenhang mit Drogen für
Schlagzeilen sorgen,
dann handelt es sich dabei praktisch immer um Besitz und Konsum von
Kokain. Kokain gilt noch immer als das Aufputschmittel der
»Schönen und Reichen«,
auch wenn ein Gramm Kokain derzeit nur 50 bis 70 Euro kostet und somit
auch für Normalbürger erschwinglich ist. Und die
Normalbürger konsumieren reichlich Kokain, nach neuesten
Untersuchungen weit mehr als in den meisten Publikationen zum Thema
angegeben wird. Doch bezüglich des Wissens um die Wirkung von
Kokain, insbesondere bezüglich des Mischkonsums unter Beteiligung
von Kokain, herrscht immer noch ein erhebliches Informationsdefizit.
Dies liegt vor allem in der Tatsache begründet, daß die
Vermittlung von Erfahrungswissen im Kreise der Konsumenten von Kokain
bei weitem nicht so gepflegt und gefördert wird wie in den Kreisen
der Konsumenten von diversen anderen Drogen.
In dieser Pressemitteilung werden vor allem
aktuelle Gegebenheiten im
Zusammenhang mit dem Schnupfen von Kokain (nasale Applikation von
Kokain-Hydrochlorid) dargestellt und analysiert, nicht
berücksichtigt werden dabei die im Zusammenhang mit dem Rauchen
von der Base des Kokains (Crack, Free Base) stehenden Aspekte, da diese
Form des Konsums von Kokain in der Partyszene wie auch in der
Allgemeinbevölkerung relativ selten ist.
Druckerfreundliche
Version (PDF-Format, 289 KB, 21 Seiten):
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse06-09-15.pdf
Inhaltübersicht
1. Kokain, die Gesellschaftsdroge der Promis
2. Kokain, die Arbeits- und Freizeitdroge der
Normalbürger
3. Hinweise auf eine
größere Verbreitung des Kokainkonsums
4. Zahl der ertappten Kokainhändler
kontinuierlich rückläufig
5. Weniger Kokainkonsum an Gymnasien als an Haupt- und
Realschulen
6. Kokainkonsum in den Partyszenen
7. Informationen zu Kokain: oft angeklickt, selten
durchgelesen
8. Kommunikation von Erfahrungen mit Kokain
9. Safer Sniffing
10. Fazit
11. Weblinks
1. Kokain, die Gesellschaftsdroge der
Promis
Wenn Promis in Zusammenhang mit Drogen für
Schlagzeilen sorgen,
dann handelt es sich dabei praktisch immer um Besitz und Konsum von
Kokain. Kokain gilt noch immer als das Aufputschmittel der
»Schönen und Reichen«,
auch wenn ein Gramm Kokain derzeit nur 50 bis 70 Euro kostet und somit
auch für Normalbürger erschwinglich ist. Die
Berichterstattung in den Medien über prominente Nutzer des
weißen Pulvers aus den Anden ist dennoch oft von einer fast
gehäßig anmutenden Portion Sozialneid geprägt. Auf
jeden Fall verdient die Boulevardpresse weit mehr an jedem Gramm
Kokain, das bei einem Promi beschlagnahmt wird, als die jeweiligen
Lieferanten der Droge.
Der Musiker, Liedermacher, Komponist und Autor
Konstantin Wecker
begann, inspiriert unter anderem durch Dichter wie Gottfried Benn und
Georg Trakl, nach den ersten Erfolgen als Liedermacher, Kokain
zu schnupfen. Die erste literarische Aufarbeitung dieses Themas
dokumentierte Wecker in den »
Ketzerbriefen eines Süchtigen«
(1981). Auch in seinem 1993 erschienenen Roman »
Uferlos«
mit deutlich autobiografischen Zügen thematiserte er das Thema
Drogen deutlich. In den 90er Jahren verfiel er der Droge erneut – nach
eigener Aussage rauchte er von 1994 bis zu seiner Verhaftung am 29.
November 1995 täglich bis zu 7 Gramm Crack und Kokain und litt an
Wahnvorstellungen. Rund 30 Gramm Kokain hatten Ermittler in Weckers
Wohnung im Münchner Nobel-Vorort Grünwald sichergestellt. Die
folgenden Gerichtsverhandlungen zogen sich über Jahre hin. Im
April 2000 wurde er in 3. Instanz zu einem Jahr und acht Monaten
Freiheitsstrafe auf Bewährung und 100.000 Mark Geldstrafe
verurteilt. Sein 1997
gehaltener Vortrag zum Thema vor Nervenärzten in Erlangen erschien
zwei
Jahre später unter dem Titel »
Es gibt kein Leben ohne Tod«
in Buchform. Auch in dem Lied »
Kokain« setzte er
sich in überzeugender Weise mit dem Thema auseinander, wie die
ersten Strophen des Textes belegen:
Meine Seele löst sich, fliegt dahin.
Kokain, Kokain.
Will nicht bleiben, will nicht fliehn.
Kokain, Kokain.
Wenn im Winter Wiesen blühn.
Kokain, Kokain.
Höllenfeuer übern Himmel ziehn.
Kokain, Kokain.
Hol mich raus, ich kann nicht mehr,
alles Leichte wird so schwer,
und was gilt, das geht dahin.
Kokain, Kokain.
Den Text des gesamten Liedes veröffentlichte Konstatin
Wecher auf seiner Homepage:
http://www.wecker.de/cgi-bin/cgi_lieder1?id=62&ok
Im
Jahr 2000 wurde der Fußballtrainer
Christoph Daum,
seinerzeit Chefcoach von Bundesligist Bayer 04 Leverkusen und
Bundestrainer-Kandidat und späterer Trainer des türkischen
Erstligisten Besiktas Istanbul verdächtigt, regelmäßig
Kokain erworben zu haben (63 Fälle) und Anstifter zu Kokainhandel
in einer größeren Menge (100 Gramm) gewesen zu sein. Grund
des
Verdachts war ein Streit zwischen dem Manager von Bayern München
Uli Hoeneß und Daum, der soweit eskalierte, daß Daum am 2.
Oktober 2000 gegen Hoeneß Strafanzeige wegen Verleumdung und
übler Nachrede stellte. Der Streit eskalierte weiter und Daum
fühlte sich in der Folge genötigt, eine Analyse seiner Haare
durchführen zu lassen, um zu beweisen, daß er kein
Kokainkonsument sei. Am 20. Oktober 2000 erhielt Daum vom Institut
für Rechtsmedizin der Uni Köln
die positiven Ergebnisse der Haarprobenanalyse. Er bat aufgrund des
positiven Ergebnisses die
Geschäftsleitung von Bayer Leverkusen um die Entbindung von seinen
Aufgaben und unterrichtete den Deutschen Fußball-Bund (DFB).
Damals war Daum als Bundestrainer des DFB vorgesehen. Allerdings
löste der DFB am 21. Oktober 2000
diese
Vereinbarung auf, nachdem bei Daum in der abgegebenen Haarprobe der
Konsum von Kokain
nachgewiesen wurde. In einem Verfahren vor dem Landgericht Koblenz
wegen einer hohen Zahl von Fällen von Kokainbesitzes wurde er am
6. Mai 2002 in einem
Großteil der Fälle freigesprochen; die übrigen
Fälle (diejenige, die Daum
selbst eingestanden hatte) wurden wegen Geringfügigkeit gegen
Zahlung
einer Geldauflage in Höhe von 10.000 Euro eingestellt. Das Thema
Daum, seine Haarprobe und das Kokain war über Monate hinweg
für viele Zeitungen so wichtig, daß sie ihre Leser fast
täglich mit fetten Schlagzeilen auf der ersten Seite damit
konfrontierten.
Eckart Witzigmann
gilt als einer der besten Köche der Welt und brachte die
französische Nouvelle Cuisine in den deutschsprachigen Raum. Am
19. November 1979
erhielt er als erster deutschsprachiger Koch überhaupt (und als
dritter
Koch weltweit außerhalb Frankreichs) die begehrten drei Sterne
des französischen
Guide Michelin für sein
Münchner Restaurant
Aubergine, das er nur ein Jahr zuvor
eröffnet hatte. Wegen Kokain-Besitzes und -Konsums wurde er 1993
zu zwei Jahren Haft auf
Bewährung verurteilt und verlor die Konzession für das
Aubergine,
das
1995 geschlossen wurde. Obwohl er im Jahre 1993 aufgrund der
Kokain-Affaire die Restaurant-Konzession für sein Lokal verlor,
erhielt er im Jahr darauf den seltenen Titel
Koch des Jahrhunderts
vom
Gault-Millau verliehen, den außer ihm weltweit nur
drei weitere Köche tragen dürfen (Paul Bocuse,
Joël Robuchon und
Frédy
Girardet).
Für Witzigmann war der Verlust der Konzession sicherlich
ärgerlich, geehrt wurde er dennoch weiterhin, für
München war der Verlust der besten kullinarischen Adresse in der
Stadt sicherlich von größerer Relevanz.
Michel Friedman,
Mitglied der CDU, ist Rechtsanwalt, Politiker und Fernsehmoderator und
war 2000 bis 2003 stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der
Juden in Deutschland und von 2001 bis 2003 Präsident des
Europäischen Jüdischen Kongresses. Im Juni 2003 geriet
Friedman im Zuge von Ermittlungen wegen Menschenhandels im
Rotlichtmilieu in das Blickfeld der Staatsanwaltschaft. Mehrere
Prostituierte, die illegal aus der Ukraine nach Deutschland gebracht
und laut Medienberichten zwangsprostituiert
worden waren, sagten aus, er habe mit ihnen mehrmals verkehrt, in ihrem
Beisein Kokain konsumiert und das Suchtmittel auch ihnen angeboten.
Daraufhin
wurden seine Kanzlei und seine Wohnung durchsucht. Drei »
szenetypische
Päckchen« wurden gefunden, die Anhaftungen von Kokain
aufwiesen. Die gefundene Menge war zu gering, um den genauen
Wirkstoffgehalt zu ermitteln. Das Untersuchungsergebnis zu einer von
Friedman abgegebenen Haarprobe war hingegen positiv. Am 8. Juli 2003
erhielt er einen Strafbefehl wegen Kokainbesitzes über 150
Tagessätze à 113,33 Euro in Höhe von insgesamt 17.000
Euro und gilt damit
als vorbestraft.
Friedman trat von allen öffentlichen
Ämtern zurück.
In einer öffentlichen Erklärung gab er zu, einen »Fehler
gemacht zu haben«.
Er ließ dabei offen, worin dieser Fehler seiner Auffassung nach
bestand. Friedman entschuldigte sich bei den Menschen, die er
enttäuscht habe, und bat die Öffentlichkeit um »eine
zweite Chance«.
Da sich Friedman nicht ausdrücklich bei den Zwangsprostituierten
aus
Osteuropa entschuldigte, wurde er unter anderem von der
Frauenrechtsorganisation Terre des femmes öffentlich
kritisiert.
Jörg
Imendorff, einer der bekanntesten Maler und Bildhauer der Gegenwart
in Deutschland, ist Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.
Imendorff wurde 1997 mit dem höchstdotierten Kunstpreis der Welt
ausgezeichnet, dem mit 250.000 Dollar verbundenen
Marco-Preis
des
Museums Monterey in Mexiko. Immendorff erhielt Gastprofessuren von
Schweden bis China, baute Bühnenbilder für die Salzburger
Festspiele,
entwarf sogar eine Modekollektion. Er ist Mitglied der
Europäischen
Akademie der Wissenschaften und Künste in Salzburg und seit 1998
Träger
des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Imendorff
portraitierte u.a. Gerhard Schröder für die
Kanzlergalerie im Bundeskanzleramt.
Immendorf konsumierte nachweislich
am 16. August 2003 bei einer Sexparty in der Suite des Steigenberger
Parkhotels zusammen mit
neun Prostituierten in größeren Mengen Kokain.
Der Künstler selbst gab zu, seit den frühen 90er Jahren
Kokain zu
konsumieren. Am 4. August 2004 verurteilte ihn das Düsseldorfer
Landgericht wegen Kokainbesitzes zu elf Monaten Freiheitsstrafe. Die
Strafe wurde jedoch zur Bewährung ausgesetzt, u.a. mit der
Auflage,
150.000 Euro an verschiedene gemeinnützige Einrichtungen zu
zahlen.
Immendorff konnte somit seinen Beamtenstatus und seine Professur an der
Düsseldorfer Kunstakademie behalten, die er nach Beamtenrecht bei
einer
Freiheitsstrafe von einem Jahr oder mehr verloren hätte. Ende
Oktober
2003 war er von seiner Tätigkeit als Hochschullehrer
an der Düsseldorfer Akademie offiziell entbunden worden. Anfang
November 2004 wurde die Suspendierung als Professor an der
Düsseldorfer
Kunstakademie jedoch wieder aufgehoben. Immendorff durfte wieder
lehren.
Anzumerken ist hier, daß Imendorff zum
Tatzeitpunkt schwer krank
war. Imendorff leidet an der amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS
genannt. ALS eine chronische
Erkrankung des zentralen Nervensystems. Geschädigt werden
dabei die
motorischen Nervenzellen im Gehirn und im Rückenmark. Die
Folge der
fortschreitenden Zerstörung der Nervenzellen sind Lähmungen.
Der Beginn der Krankheit wird von den Betroffenen in der Regel als
Muskelschwäche empfunden. Bei rund 40 Prozent der Patienten
fällt die
Krankheit durch plötzliche Kraftlosigkeit der Hände in
Alltagssituationen wie beim Rasieren oder Schreiben auf. In
weiteren 40
Prozent der Fälle zeigt sich zuerst eine Beeinträchtigung der
Beinmuskulatur mit Symptomen wie Unsicherheit beim Gehen. Typisch
für die Krankheit ALS sind Anzeichen von Muskelschwund
(Athropie) oder Steifigkeit (Spastik). Eine Schwäche der
Atemmuskulatur
kann vor allem im fortgeschrittenen
Krankheitsverlauf lebensgefährlich werden und stellt
eine häufige
Todesursache von ALS dar. Bislang gilt diese neurologische
Krankheit
als unheilbar. Die durchschnittliche Überlebenszeit nach
Diagnosestellung beträgt drei bis fünf Jahre.
Nur etwa zehn Prozent der
Betroffenen leben länger als fünf Jahre mit der Krankheit.
Mittels Kokainkonsums konnte Imendorff die
Symptome der Krankheit
lindern. Der Kokainkonsum stellte somit eine Selbstmedikation dar, die
ihm einerseits das weitere gestalterische Arbeiten ermöglichte und
andererseits zu mehr Lebensqualität verhalf. Deshalb ist es aus
medizinisch-ethischer Sicht außerordentlich fragwürdig, in
einem solchen Fall den Konsum von Kokain strafrechtlich zu belangen.
XX *
*
|
Änderung vom 20. Juni 2010: Hier
wurden zwei Absätze zum Verhalten einer weiteren Person im
Zusammenhang mit dem Konsum von Kokain aus der Pressemitteilung
entfernt, da die benannte Person sich in ihrer Resozialisierung durch
die weitere Abrufbarkeit dieser Information in besonderer Weise
behindert sah. In der Abwägung des Persönlichkeitsrechts
einerseits
und der Pressefreiheit sowie der Relevanz dieser zwei Absätze
für
die gesamte Pressemitteilung entschied sich die Redaktion in diesem
Fall dem Persönlichkeitsrecht den Vorzug zu geben.
|
Rainhard
Fendrich Sänger, Moderator und Schauspieler aus
Österreich. Er zählt zu den erfolgreichsten Interpreten des
sogenannten Austropops. Mit dem Song »
Strada del Sole«
gelang ihm der
Durchbruch auf internationaler Ebene. Weitere Hits wie »
Schickeria«
(1981), »
Oben ohne« (1982), »
Razzia«
(1982), »
Es lebe der Sport« (1982), »
Weus'd
a Herz hast wia a
Bergwerk« (1984), »
Wien bei Nacht« (1985),
»
Macho, Macho« (1988) und »
I
Am From Austria«" (1990) folgen. Mit dem letzten Hit wurde
Fendrich in Österreich am populärsten. Das Lied gilt as als
inoffizielle Bundeshymne Österreichs und wurde von einer
Fachjury zum besten bzw. populärsten Lied Österreichs
gewählt,
was auch zweifellos der Fall ist, den Text des Liedes kennt fast jeder
Österreicher auswendig. Auch seine seine Fersehsendungen wurden
regelmäßig von einem Millionenpublikum gesehen. 1993
übernahm er als Nachfolger von Rudi Carrell die Moderation der
ARD-Sendung »
Herzblatt«. Zudem war er der erste
Moderator der »
Millionenshow« (damals noch unter dem
Sendungstitel »
Alles ist möglich - Die 10-Millionen-Show«)
im ORF und moderierte im Sommer 2005 im ORF die »
Show Deal or No Deal«. Von 1997 bis 2006
bildeten Fendrich, Wolfgang Ambros und Georg Danzer die
Austropop-Gruppe »
Austria3«. Was 1997 mit einem
eigentlich als einmalige Angelegenheit konzipierten Benefizkonzert zu
gunsten von Obdachlosen begann, wurde zum Selbstläufer und
Dauerbrenner. Unzählige erfolgreiche Konzerte in Österreich,
Deutschland und der Schweiz, dazwischen immer wieder Benefizauftritte,
die unter anderem drei Obdachlosenwohnhäuser finanzieren halfen,
vier CDs, eine DVD, ein Video (alle im Gold, bzw. Platinstatus) und den
Music Charity 2005 beim
Radio Regenbogen Award, das ist
die eindrucksvolle Bilanz von »
Austria3«.
Übereinstimmend berichteten
österreichische Medien, daß
es am 4. April 2006 in einem Wiener
Hotel zur
Übergabe eines Säckchens
Kokain an Fendrich gekommen sein soll. Das Kokain sei
im Zimmer sichergestellt worden. Fendrich habe sich geständig
gezeigt
und den Beamten mehrere Umschlagplätze genannt. Darunter auch
ein
nobles Restaurant im Wiener Regierungsviertel. Der Lokalbesitzer soll
Fendrich zuletzt am 24. März 2006 ein Briefchen Kokain in die
Sakkotasche gesteckt haben. Der Sänger habe gestanden von seinem
Lieferanten, Manfred B., seit rund 15 Jahren Kokain gekauft zu haben.
In einer Stellungnahme zu Meldungen in der Presse
erklärte
Fendrich am 10. Mai 2006: »Es ist richtig, daß ich seit
mehreren Jahren in regelmäßigen Abständen Kokain
konsumiert habe und mich mehr und mehr in eine Anhängigkeit
begeben habe, ohne es mir einzugestehen. Die Tatsache, daß ich es
vor Familie, meiner Lebenspartnerin und Freunden verheimlichen konnte
gab mir das trügerische Gefühl alles unter Kontrolle zu
haben. Erst als ich der Polizei gegenüber saß, wurde mir
klar, daß ich ohne fremde Hilfe nicht mehr aus diesem
Teufelskreis heraus komme. Schon in der Vergangenheit hatte ich
mehrmals versucht davon loszukommen, mit wenig Erfolg. Da ich immer
unter Streß darauf zurückgegriffen habe und gedacht habe
jeder zeit damit aufhören zu können. Letzt endlich bin ich
froh, daß ich durch die jetzige Situation, den Anstoß
bekommen habe eine Entziehungskur zu machen. Zu der ich mich vier
Wochen mit einem Arzt meines Vertrauens auf Mallorca zurückgezogen
habe. Ich stehe weiterhin unter ärztlicher Betreuung und
weiß jetzt, daß ich diese Behandlung erfolgreich
abschließen werde. Abschließend möchte ich bemerken,
daß ich nur mir allein geschadet habe und keinerlei andere
Personen zu Schaden gekommen sind.«
Im Zuge der Kokainaffäre von Rainhard
Fendrich ist auch in Tirol
die
Drogendiskussion entflammt. Für Zündstoff sorgt dabei der
Innsbrucker
Strafrechtsexperte Andreas Scheil, er fordert die völlige Freigabe
von
Drogen. Den radikalen Ansatz begründet Andreas Scheil
folgendermaßen: »Ich wäre
dafür, daß man Drogenabhängigkeit wie vor 100 Jahren
als Krankheit
sieht und nur mit Mitteln der Medizin darauf reagiert. Ich bin davon
überzeugt, daß wir viel Geld für die Bekämpfung
von Drogen ausgeben,
Geld das unsere Ressourcen bindet und letztlich sind wir sehr erfolglos
in dieser Angelegenheit.« Unter anderem würde auch die
Folgekriminalität wegfallen, so
ein weiteres Argument des Strafrechtsexperten.
Fendrich wird vermutlich von einer
strafrechtlichen Verfolgung
verschont bleiben, weil für ihn die Eigenbedarfsbestimmung greift.
Nach Paragraf 35
Suchtmittelgesetz bleibt er als sogenannter Ersttäter von einer
strafrechtlichen Verfolgung jedenfalls dann verschont, wenn er geringe
Suchtgiftmengen jeweils nur zum eigenen Gebrauch erworben und besessen
hat. Zudem hat er sich freiwillig in Therapie begeben, um seine
Abhängigkeit loszuwerden, und somit ist
davon auszugehen, daß es keines zusätzlichen
behördlichen Drucks mehr
bedarf.
Fendrich gab am 6. Juli 2006 bei einer
Pressekonferenz in Wien sein
künftiges
Engagement für das (nieder) österreichische
Suchtpräventionsprogramm »Eigenständig werden«
bekannt. Das von der Weltgesundheitsorganisation
WHO und dem Wissenschaftsministerium unterstützte Projekt der Stiftung
Mentor und des Rotary Clubs zielt darauf ab, die
Lebenskompetenz von
Kindern im Volksschulalter zu stärken, so daß spätere
Suchtneigungen
erst gar nicht respektive weniger häufig entwickelt werden.
Quellen: Rainhard Fendrich: Stellungnahme zu Meldungen in der
Presse
http://www.fendrich.at/pressemitteilung.htm
Elternkreis Wien Blog: Rainhard Fendrich,
OTS0298 5 CI 0216 NEF0010 Mi,
10.Mai 2006
(Buntes/Drogen/Leute/Lifestyle/Musik)
http://www.elternkreis.at/blog/?p=9
2. Kokain, die Arbeits- und Freizeitdroge der
Normalbürger
In der Bundesrepublik Deutschland hatten im Jahr
2003 gemäß
Angaben der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und
Drogensucht (DBDD) etwa 12,5 Millionen der 12-59jährigen Menschen
(entsprechend einer Population von 52,8 Millionen) Erfahrungen mit der
psychotropen Wirkung von Cannabis gemacht. An zweiter Stelle folgte
gemäß DBDD in der Rangfolge des Anteils der Personen mit
Erfahrungen mit illegalisierten Substanzen die Gruppe der Menschen mit
Erfahrung mit Amphetamin (1,65 Millionen) und an dritter Stelle jene
mit Erfahrungen mit Kokain (1,46 Millionen). Bei den jüngeren
Erwachsenen, also jener Menschen mit einem Alter zwischen 18 und 40
Jahren (entsprechend einer Population von 25,7 Millionen), war der
Anteil jener mit Erfahrung mit Kokain (1,23 Millionen) jedoch
größer als jener mit Erfahrung mit Amphetamin (1,18
Millionen). Bei den unter 40jährigen Personen war in der
Bundesrepublik Deutschland gemäß der DBDD Kokain im Jahr
2003 die am zweithäufigsten konsumierte illegalisierte Droge nach
Cannabis. In der Schweiz war im Jahr 2002 gemäß
Gesundheitsbefragung Kokain bei den unter 40jährigen Personen die
am zweithäufigsten konsumierte illegalisierte Droge. Wie im
Abschnitt 3 »Hinweise auf eine
größere Verbreitung des Kokainkonsums«
gezeigt wird, war jedoch sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz
die Zahl der Kokainkonsumenten in Wahrheit wesentlich
größer, als es gemäß den Umfragen den Anschein
hat.
Kokain wird in diversen Broschüren zur
Drogenaufklärung als
Egodroge bezeichnet. Kokain paßt aufgrund seiner Wirkung aus
soziokultureller Sicht gut in die moderne westliche,
Ich-bezogene Gesellschaft. Kokain ist aus sozialer Sicht gesehen die
perfekte Droge für Personen mit einer ausgeprägten »Ich-AG-Mentalität«.
Kokain ist die Chemie der »Ich-AG«. Und man
möge sich bitte erinnern, das Wort »Ich-AG«
wurde im Jahr 2002 von der Sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres
zum »Unwort des Jahres« gewählt. In der
Medienmitteilung hieß es dazu: »Zum Unwort des Jahres
2002 ist der Terminus »Ich-AG« aus
dem »Hartz-Papier« gewählt worden.
Diese Wortbildung leidet bereits
sachlich unter lächerlicher Unlogik, da ein Individuum keine
Aktiengesellschaft sein kann. Selbst als ironisches Bild ist das Wort
nicht hinzunehmen, da sich die aktuelle Arbeitslosigkeit mit solcher
Art von Humor kaum noch verträgt. Ausschlaggebend für die
Wahl war aber
die Herabstufung von menschlichen Schicksalen auf ein sprachliches
Börsenniveau. Ich-AG ist damit einer der zunehmenden
Belege,
schwierige soziale und sozialpolitische Sachverhalte mit sprachlicher
Kosmetik schönzureden.«
Hinweis: Bis 1994 wurde das »Unwort
des Jahres« im
Rahmen der Gesellschaft für deutsche Sprache gekürt; nach
einem Konflikt mit dem Vorstand dieser Gesellschaft um die Rüge
der Kanzlerformulierung (Helmut Kohl) »kollektiver
Freizeitpark« (für 1993) hat sich die Jury als
»Sprachkritische Aktion Unwort des Jahres« selbständig
gemacht.
Homepage: http://www.unwortdesjahres.org/
Vor diesem Hintergrund scheint es überhaupt
nicht verwunderlich,
daß Kokain von einer zunehmenden Anzahl von Normalbürgern
sowohl als Freizeitdroge als auch als Arbeitsdroge verwendet wird.
Zudem ist Kokain aufgrund der gefallenen Preise derzeit eben nicht nur
für Reiche, sondern auch für Normalbürger erschwinglich.
Kostete ein Gramm Kokain im Kleinhandel auf dem Schwarzmarkt vor gut 20
Jahren im Schnitt nominal 350.- bis 400.- DM (179 bis 205 Euro)
respektive kaufkraftbereinigt auf das heutige Preisniveau hochgerechnet
612,50 DM bis 700.- DM (313 bis 358 Euro), so sind es derzeit nur noch
50 bis 70 Euro pro Gramm. Zudem ist die Verfügbarkeit durch eine
bessere Infrastruktur des Schwarzmarktes heute besser
gewährleistet als vor 20 Jahren.
In der folgenden Tabelle 1 ist für
verschiedene psychotrope
Substanzen der Anteil der Personen aus bestimmten Populationen (z.B.
aus der Gesamtzahl der 18-39jährigen Personen), der mindestens
einmal im Leben schon die jeweilige Substanz konsumiert hat
(Lebenszeitprävalenz), in Prozent für verschiedene
Populationsgruppen und Zeiträume angegeben.
Tabelle 1
Lebenszeitprävalenz
ausgewählter
psychotroper Substanzen
Untersuchungsbereich: Bundesrepublik
Deutschland;
Untersuchungszeit: 2000 und 2004
Untersuchungsbereich: Schweiz; Untersuchungszeit: 2002 |
Substanzen
|
Deutschland 2000
18-39jährige
|
Schweiz 2002
15-39jährige
|
Deutschland 2003
18-39jährige |
Deutschland 2003
18-59jährige
|
Prozent
|
Rang
|
Prozent
|
Rang
|
Prozent
|
Rang
|
Prozent
|
Rang
|
Cannabis
|
27,6%
|
1
|
27,7%
|
1
|
33,8%
|
1
|
24,5%
|
1
|
Ecstasy
|
2,7%
|
5
|
2,2%
|
3
|
4,3%
|
4
|
2,5%
|
5
|
Kokain
|
3,6%
|
2
|
2,9%
|
2
|
4,8%
|
2
|
3,1%
|
3
|
Speed
|
3,0%
|
3
|
1,0%
|
6
|
4,6%
|
3
|
3,4%
|
2
|
Zauberpilze
|
2,9%
|
4
|
2,1%
|
4
|
4,2%
|
5
|
2,7%
|
4
|
LSD
|
2,3%
|
6
|
5
|
k.A.
|
k.A.
|
2,5%
|
6
|
Datenquellen: Deutsche
Beobachtungsstelle
für Drogen und Drogensucht (DBDD): REITOX Bericht für
Deutschland 2005 (Bericht für das Jahr 2004), Teil A: Neue
Entwicklungen und Trends, Abschnitt 2:
Drogenkonsum in der Bevölkerung, S. 20 f.
http://www.dbdd.de/Download/REITOX_D2005_DE_D_fin.pdf
Deutsche
Beobachtungsstelle
für Drogen und Drogensucht (DBDD): REITOX Bericht für
Deutschland 2004 (Bericht für das Jahr 2003), Teil A: Neue
Entwicklungen und Trends, Abschnitt 2:
Drogenkonsum in der Bevölkerung, S. 19 f.
http://www.emcdda.europa.eu/index.cfm?fuseaction=public.AttachmentDownload&nNodeID=10485&slanguageISO=EN
Deutsche
Beobachtungsstelle
für Drogen
und Drogensucht (DBDD): REITOX Bericht für Deutschland 2002
(Bericht für das Jahr 2001), Teil
II: Epidemiologische Situation, Tabellen 6 bis 23, S. 33 ff.
http://www.emcdda.europa.eu/index.cfm?fuseaction=public.AttachmentDownload&nNodeID=2286&slanguageISO=DE
Schweizerische Fachstelle für
Alkohol- und andere Drogenprobleme
(SFA): Zahlen und Fakten: Illegale Drogen, Update vom 15. Juni 2006
http://www.sfa-ispa.ch/DocUpload/d_gebrauch.pdf
3. Hinweise auf eine größere
Verbreitung des Kokainkonsums
Als im November 2005 die Ergebnisse der Studie des
Nürnberger Instituts für Biomedizinische
und Pharmazeutische
Forschung
(IBMP) bekannt wurden, ging zwar eine Welle der Verwunderung quer durch
die
Bevölkerung, an drogenpolitische Konsequenzen dachte aber niemand.
So
richtig wollte man es eigentlich lieber gar nicht glauben, was das IBMP
veröffentlichte: Im Wasser von allen zwölf untersuchten,
durch
Deutschland
fließenden Flüssen fand das Institut das Kokain-Abbauprodukt
Benzoylecgonin. Anhand der Konzentrationen von Benzoylecgonin im
Flußwasser konnten die Forscher auf
die
konsumierte Menge von Kokain schließen, denn Benzoylecgonin
entsteht nur
durch Kokainabbau im Körper.
Glaubt man den Ergebnissen des IBMP, müssen
alle
offiziellen Schätzungen über
die Verbreitung des Gebrauchs von Kokain für unzutreffend
erklärt werden, da die
kleine
Gruppe der Dauerkonsumenten, die in Deutschland auf etwa eine halbe
Million geschätzt wird, selbst bei bester
Beschaffenheit der Nasenscheidewand gar nicht in der Lage wäre,
diese Mengen
von Kokain zu konsumieren, die konsumiert wurden, um die vorgefundenen
Mengen an Benzoylecgonin entstehen zu lassen. Die
von den Therapeuten beäugte Gruppe der schwer abhängigen
Kokser und die von den Epidemiologen erfaßte Gruppe der
Dauerkonsumenten können
gar nicht alleine für das Ausmaß der
»drogenpolitischen Überraschung«
zuständig sein. In
Deutschland
und den Anrainerstaaten koksen viele Menschen – manche häufiger
und manche nur ab und zu. Und wie
immer man die Ergebnisse auch dreht und wendet, der Anteil der Kokser
wird sich
bei einer Verbesserung der Meßmethode eher noch erhöhen.
Es muß also eine große Gruppe von
Normalbürgern
geben, die, ohne zu Zombies zu mutieren oder sonst irgendwie
auffällig zu werden, gerne Mal den Geldschein
rollen.
Einige wundersame Ergebnisse hat die Studie, in
deren Rahmen 250
Wasserproben aus zwölf Flüssen entnommen und untersucht
wurden, erbracht: So wird nicht in den als wild geltenden
Großstädten Hamburg (Elbe) oder Berlin (Spree) das meiste
Kokain
genossen, sondern am Rhein bei Köln und Düsseldorf. Für
besonders aufschlußreich halten die Nürnberger Forscher die
Analyse des Rheinwassers. Etwa elf Tonnen reines Kokain pro Jahr
verbrauchen demnach allein die rund 38,5 Millionen Menschen, deren
Abwässer der Rhein bei Düsseldorf enthält. Erste
Analysen lassen die Schlußfolgerung zu, daß die bisher
gültigen Statistiken den Kokain-Verbrauch der Deutschen deutlich
unterschätzen. Die Bundesregierung war in ihrem Drogen- und
Suchtbericht 2005 davon ausgegangen,
daß
lediglich rund 440.000 Deutsche zwischen 18 und 59 Jahren mindestens
einmal im Jahr koksen. Dies entspräche weniger als einem Prozent
(0,8%) der
Bevölkerung. Nach den vom IBMP gemessenen Rückständen
müßte die Rate
nun allerdings mindestens doppelt so hoch sein. Die offiziellen
Statistiken zeichnen somit ein zu rosiges Bild bezüglich des
Verbrauchs von Kokain.
In der Tat ergibt es kaum plausible Resultate,
wenn
man die bisherige
0,8-Prozent-Quote auf die Messungen der Nürnberger Chemiker
anwendet.
Von den 38,5 Millionen Menschen, die nach Zahlen der
Wasserwirtschaftsämter im Einzugsgebiet des Rheins oberhalb von
Düsseldorf leben, sind etwa 23 Millionen zwischen 18 und 59 Jahre
alt.
Nach den bisherigen Statistiken müßten 0,8 Prozent von
ihnen,
also
184.000, für einen Jahresverbrauch von 11 Tonnen Kokain
verantwortlich
sein.
Das würde bedeuten, daß ein Kokser 60 Gramm pro Jahr oder
164
Milligramm pro Tag reines Kokain verbraucht. Da die übliche
Straßenprobe nach Angaben des Bundeskriminalamts aber nur einen
Reinheitsgrad von durchschnittlich 40 Prozent besitzt, wären
für den
Durchschnittskokser
täglich 410 Milligramm Pulver oder 16 Lines à 25 Milligramm
fällig. Doch soviel konsumieren nur weniger Hardcore-User, jedoch
nicht die große Mehrheit der Konsumenten von Kokain. Die
Vereinten Nationen geben im »World Drug Report
2005« auf Basis der
bisherigen Schätzungen an, daß der durchschnittliche Kokser
in
Mittel-
und Westeuropa 35 Gramm reines Kokain pro Jahr zu sich nimmt.
Hochgerechnet
anhand der von den Forschern bei Düsseldorf gemessenen Werte
bedeutet
dies, daß nahezu doppelt so viele Menschen wie bisher angenommen
Kokain konsumieren.
Quellen: Jörg Auf dem Hövel: Mal ganz unten, mal ganz oben,
aber immer: Kokain, Telepolis, 7. Januar 2006
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21685/1.html
Nürnberger Instituts für Biomedizinische
und Pharmazeutische Forschung
(IBMP)
http://www.ibmp.net/fachliteratur_medien.html
Markus Becker: Flußwasserstudie: Deutsche koksen ungeahnte
Mengen, in: Der Spiegel Online, 9. November 2005
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,383687,00.html
4. Zahl der ertappten Kokainhändler
kontinuierlich rückläufig
Drogenhandel ist ein Offizialdelikt, das
heißt, die Polizei
ermittelt von sich aus proaktiv, um den Handel mit psychotropen
Substanzen aufzudecken, die Substanzen aus dem Verkehr zu ziehen und
die Händler bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen. Da Drogen oft
im Kontext kultureller Veranstaltungen konsumiert werden, kontrolliert
die Polizei beispielsweise Personen auf den Zufahrtswegen zu
Goa-Parties und anderen Technoveranstaltungen, führt Razzien in
Diskotheken und Szenekneipen durch oder kontrolliert Personen im Umfeld
offener Drogenszenen. Solche Kontrollen werden als szenespezifische
Kontrollen bezeichnet. Mehrheitlich werden Drogendelikte
(Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz) durch die
proaktive Ermittlungstätigkeit der Polizei entdeckt. In einigen
Fällen führen auch Aussagen von Beschuldigten zur Aufdeckung
von Drogendelikten, manchmal nimmt die Polizei auch aufgrund von
Denuntiationen, die zumeist aus persönlichen Streitigkeiten
und/oder einem Rachegefühl heraus getätigt werden, die
Ermittlungen auf.
Der Konsum von Kokain scheint bei weitem nicht so
szenespezifisch zu
sein wie der Konsum der meisten anderen Drogen, da der Erfolg in Bezug
auf Kokain bei den Kontrollmaßnahmen im Vergleich zu anderen
Drogen eher mäßig ist respektive zunehmend abnimmt.
Gemäß polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) der
Bundesrepublik Deutschland wurden im Jahr 1999 noch 10.877 Fälle
von Handel mit respektive Schmuggel von Kokain registriert, im Jahr
2005 waren es nur noch 7.139 Fälle, etwa ein Drittel weniger
(-34,4%). Wie in der Tabelle 2 ersichtlich ist, war die
rückläufige Tendenz kontinuierlich, das heißt, Jahr
für Jahr nahm die Zahl der erfaßten Delikte ab. Auch
bezüglich der Einfuhr nicht geringer Mengen nahm die Zahl der
erfaßten Delikte bei Kokain von 1999 bis 2005 von 812 auf 661 ab,
was einer Abnahme um 18,6% entspricht.
Bei Amphetamin hingegen stieg beispielsweise die
Zahl der
erfaßten Delikte bezüglich Handel und Schmuggel im gleichen
Zeitraum von 4.480 auf 5.128, was einer Zunahme von 14,4% entspricht,
bei Cannabis stieg die Zahl der erfaßten Delikte bezüglich
Handel und Schmuggel im
gleichen Zeitraum von 29.776 auf 39.440, was einer Zunahme von 32,5%
entspricht. Händler und Schmuggler von Amphetamin und Cannabis
scheinen offenbar weit besser in das Raster der polizeilichen Fahndung
zu passen als Händler und Schmuggler von Kokain. Gleiches gilt
auch für die Konsumenten der Drogen. Die Zahl der erfaßten
allgemeinen Verstöße (konsumbezogene Delikte) stieg von 1999
bis 2005 bei Amphetamin von 8.859 auf 15.845, was einer Zunahme von
78,9% entspricht, bei Cannabis von 85.668 auf 124.170 entsprechend
einer Zunahme von 44,9% und bei Kokain von 13.810 auf 14.728
entsprechend einer Zunahme von 6,6%. Die Zunahme der erfaßten
allgemeinen Verstöße bei Kokain war somit etwa um den Faktor
12 kleiner als bei Amphetamin und etwa um den Faktor 7 kleiner als bei
Cannabis.
Auffällig ist auch, daß bei Amphetamin
die Zahl der
erfaßten konsumbezogenen Delikte mehr als fünfmal so stark
zugenommen hat wie die Zahl der erfaßten Delikte bei Handel und
Schmuggel, bei Cannabis war die Zunahme der erfaßten
konsumbezogenen Delikte immerhin noch um 40% größer als
die bezüglich Handel und Schmuggel. Bei Kokain steht einer Zunahme
der kunsumbezogenen Delikte von 6,6% eine Abnahme der Delikte
bezüglich Handel und Schmuggel von einem Drittel gegenüber.
Die rein auf den Konsum bezogenen Delikte sind offenkundig für die
Polizei zunehmend leichter zu entdecken als die bezüglich Handel
und Schmuggel.
Kokain wird vornehmlich auch in gut situierten
bürgerlichen
Gesellschaftskreisen konsumiert. In solchen Kreisen ist eine
ermittlungstätigkeit sicherlich nicht so einfach wie im Umfeld von
Festivals im Freien oder von Diskotheken oder Szenenkneipen. Ob dies
jedoch der einzige Grund ist, daß bei Kokain die Erfolge der
Ermittlungstätigkeit sich so signifikant von den Erfolgen bei
anderen Drogen wie Cannabis oder Amphetamin unterscheiden, wird nicht
selten angezweifelt. Hinter vorgehaltener Hand wird immer wieder
gemunkelt, Kokainisten aus den gut gestellten bürgerlichen Kreisen
hätten bessere Kontakte zur Polizei und könnten darum
polizeiliche Maßnahmen besser abwehren als jugendliche
Partygänger respektive sie würden im Zweifelsfall seitens der
Polizei (seitens eines fehlbaren Beamten) rechtzeitig einen Hinweis auf
bevorstehende Maßnahmen erhalten und könnten sich dadurch
vor einem polizeilichen Zugriff absichern. Ob die zuletzt dargestellten
Vermutungen der Realität enstsprechen oder nicht, kann aufgrund
mangelnder gerichtstauglicher Beweise hier nicht weiter erörtert
werden, Tatsache ist jedoch, das der Trend bei Kokain in eine andere
Richtung weist als beispielsweise bei Amphetamin oder Cannabis, wie aus
den Daten in Tabelle 2 ersichtlich ist.
Tabelle 2
Handel
mit und Schmuggel von Cannabis, Kokain und Amphetamin in der
Bundesrepublik Deutschland
Anzahl der
erfaßten Fälle und Jahresvergleich in Prozent
gemäß polizeilichem Hellfeld für die Jahre 2000 bis 2005
|
Jahr
|
Cannabis
|
Kokain
|
Amphetamin
|
Fälle
|
±%
|
Fälle
|
±% |
Fälle
|
±% |
2000
|
33.194
|
+11,5%
|
9.835
|
-9,6%
|
4.070
|
-9,2%
|
2001
|
34.412
|
+3,7%
|
9.477
|
-3,6%
|
4.219
|
+3,7%
|
2002
|
34.354
|
-0,2%
|
8.711
|
-8,1%
|
4.279
|
+1,4%
|
2003
|
36.773
|
+7,0%
|
8.599
|
-1,3%
|
4.635
|
+8,3%
|
2004
|
40.687
|
+10,6%
|
8.142
|
-5,3%
|
4.904
|
+5,8%
|
2005
|
39.440
|
-3,1%
|
7.139
|
-12,3%
|
5.128
|
+4,6%
|
2000/2005
|
-----
|
+18,8%
|
-----
|
-27,4%
|
-----
|
+26,0%
|
Datenquelle: Bundeskriminalamt (BKA):
Bundeslagebild Rauschgift
2005 – Tabellenanhang, Tabelle 1.2.1
und Tabelle 1.2.2
http://www.bka.de/lageberichte/rg/2005/bundeslagebild_rg2005_tabellenanhang.pdf
5. Weniger Kokainkonsum an Gymnasien als an Haupt-
und Realschulen
Eine Umfrage im Rahmen der Europäische
Schülerstudie zu
Alkohol und anderen Drogen (ESPAD), bei der in den Jahren 2002 und 2003
knapp 11.000 Schüler in verschiedenen Ländern der
Bundesrepublik Deutschland befragt wurden, zeigte, daß der Anteil
der Cannabiskonsumenten an den verschiedenen Schultypen (Hauptschule,
Realschule, Gymnasium, Gesamtschule) nahezu gleich groß ist.
Durchschnittlich hatten 30,6% der Schüler aus den 9. und 10.
Klassen schon einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert
(Lebenszeitprävalenz). An den Gesamtschulen war dieser Anteil am
größten (um 2% größer), an den Hauptschulen am
kleinsten (um 1,8% kleiner). Der Anteil der Schüler, die innerhalb
des letzten Jahres Cannabis konsumiert hatten (12-Monats-Pävalenz)
lag im Durchschnitt bei 24,4%. Am höchsten war dieser Anteil bei
den Gymnasien (+1%), am niedrigsten bei den Hauptschulen (-1,2%). Und
der Anteil der Schüler, die innerhalb der letzten 30 Tage
(30-Tage-Prävalenz) Cannabis konsumiert hatten, lag im Schnitt bei
13,5%, an den Hauptschulen war dieser Anteil am größten
(+1,6%) und an den Gymnasien am kleinsten (-0,6%). Aufgrund der
Tatsache, daß an den Gymnasien die 12-Monats-Prävalenz
höher war als an allen anderen Schultypen, die
30-Tage-Prävalenz jedoch niedriger als an allen anderen Schultypen
und daß bei den Hauptschulen diese Verhältnisstruktur genau
umgekehrt war, kann davon ausgegangen werden, daß die
festgestellten Unterschiede beim Cannabiskonsum von Schultyp zu
Schultyp nicht signifikant sind respektive, und daß an allen
Schultypen ungefähr gleichviel gekifft wird.
Beim Konsum von Amphetamin und von Kokain zeigt
sich ein völlig
anderes Bild. Die Lebenszeitprävalenz des Konsums von Amphetamin
war an den Gymnasien am niedrigsten und lag bei 2,9% und an
den Hauptschulen am größten (mehr als doppelt so groß)
und
lag bei 7,1%. Auch die Lebenszeitprävalenz des Konsums von Kokain
war an den Gymnasien
am niedrigsten und lag bei 1,4% und an Hauptschulen am
größten (mehr
als doppelt so groß) und lag bei 3,8%. Auch bei der
12-Monats-Prävalenz zeigt sich ein ähnliches Bild: Amphetamin
an Gymnasien am niedrigsten (2,2%) und an Hauptschulen am
größten mit 4,7% mehr als doppelt so groß. Kokain an
Gymnasien am niedrigsten (0,9%) und an Realschulen am
größten mit 2,3% mehr als doppelt so groß. Bei der
30-Tage-Prävalenz liegen die Werte an Gymnasien ebenfalls am
niedrigsten (Amphetamin: 0,9%; Kokain: 0,5%) und an Hauptschulen am
höchsten (Amphetamin: 2,7%; Kokain: 1,0%). An Gesamtschulen wurde
aktuell (30-Tage-Prävalenz) genauso viel Kokain geschnupft wie an
Hauptschulen (1,0%), jedoch deutlich weniger Amphetamin konsumiert
(1,1%). Der Konsum von Aufputschmitteln wie Amphetamin und Kokain ist
an Gymnasien weniger weit verbreitet und weniger üblich als an
anderen Schultypen. Dies gilt auch für den Konsum von Ecstasy,
LSD, Zauberpilzen und GHB.
Generell ist Cannabis die am häufigsten
konsumierte illegalisierte
Droge an deutschen Schulen. Auf Rang zwei folgt das Aufputschmittel
Amphetamin. Kokain folgt erst auf Rang sechs. Dazwischen rangieren
Ecstasy, LSD und Zauberpilze. Im Gegensatz dazu rangiert bei den
18-39jährigen in Deutschland Kokain bereits auf Platz zwei und
Amphetamin auf Platz drei gefolgt von Ecstasy, Zauberpilzen und LSD. In
der Schweiz hingegen rangiert bei den 15-39jährigen Amphetamin
erst auf Platz sechs. Kokain nimmt bei den Eidgenossen wie in
Deutschland den zweiten Platz in der Rangliste ein. Siehe hierzu
Tabelle 1. In der folgenden Tabelle 3 sind die Lebenszeit-, 12-Monats-
und 30-Tageprävalenzen ausgewählter psychotroper Substanzen
bei Schülern der 9. und 10. Klasse in Deutschland zusammengestellt.
Tabelle 3
Konsum
ausgewählter
psychotroper Substanzen bei Schülern der 9. und 10. Klasse
Untersuchungsbereich: Bundesrepublik
Deutschland;
Untersuchungszeit: 2002 und 2003
|
Substanzen
|
Lebenszeit-
prävalenz
|
12-Monats-
Prävalenz
|
30-Tage-
Prävalenz
|
Prozent
|
Rang
|
Prozent
|
Rang
|
Prozent
|
Rang
|
Cannabis
|
30,6%
|
1
|
24,4%
|
1
|
13,5%
|
1
|
Ecstasy
|
4,4%
|
4
|
2,8%
|
4
|
1,0%
|
3
|
Kokain
|
2,8%
|
6
|
1,8%
|
6
|
0,8%
|
6
|
Speed
|
5,0%
|
2
|
3,3%
|
2
|
1,5%
|
2
|
Zauberpilze
|
4,9%
|
3
|
3,3%
|
3
|
0,9%
|
4
|
LSD
|
3,4%
|
5
|
2,1%
|
5
|
0,8%
|
5
|
GHB/GBL
|
0,3%
|
7
|
0,2%
|
7
|
0,1%
|
7
|
Datenquelle: IFT-Berichte Band 141: Die
Europäische
Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD): Befragung von
Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klasse in Bayern,
Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen,
München 2004, S. 90 f, Tabellen 5-1 bis 5-3
6. Kokainkonsum in den Partyszenen
Kokain wird häufig als Egodroge bezeichnet,
weil nach dem Konsum
von Kokain das Gefühl der inneren respektive eigenen
Größe stimuliert wird. Kokain steigert den Selbstbezug.
Ecstasy (MDMA) hat hingegen als entaktogen (innere Gefühle
erzeugend) eine starke empathische Wirkung, das heißt,
sensibilisiert die Konsumenten für die Gefühle, die andere
empfinden. Ecstasy steigert den Fremd- respektive Sozialbezug. Ecstasy
wird deshalb auch als sozialisierende Droge bezeichnet.
In der Technoszene wird in Relation zu anderen
gesellschaftlichen
Gruppen mehr Ecstasy konsumiert. Dies war früher sogar noch
verstärkt der Fall. Dennoch, nach Cannabis rangierte Ecstasy bei
den großen Umfragen zum Konsum von Partydrogen in den Jahren 2004
und 2006 vor der Street Parade in der Schweiz auf Rang zwei bei den
Konsumenten mit Erfahrungen mit illegalisierten Drogen und Kokain erst
auf Rang drei. Siehe hierzu untenstehende Tabelle 4. Bei den
15-39jährigen der Allgemeinbevölkerung in der Schweiz
(Umfrage aus dem Jahr 2002) war es genau umgekehrt: Kokain auf Rang
zwei und Ecstasy auf Rang drei. Auch in Deutschland rangierte bei den
Umfragen in 2000 und 2003 bei den 18-39jährigen Kokain auf Rang
zwei, Ecstasy hingegen erst auf Rang fünf (2000) respektive Rang
vier (2003). Siehe hierzu Tabelle 1. Unter der drogenkonsumierenden
Allgemeinbevölkerung ist der Bedarf nach mehr Selbstbezug
größer als in der Technoszene, wo der Bedarf nach mehr
Sozialbezug überwiegt. Daher stammt wohl auch der Begriff der
sogenannten »party family«, mit dem das Gefühl
der Zusammengehörigkeit unter den Teilnehmern an Parties zum
Ausdruck gebracht wird.
Bei den Umfragen im Norden Deutschlands, wo
vorwiegend Teilnehmer von
Festivals unter freiem Himmel (open airs), die bekanntlich unter
besonderer Beobachtung der Polizei stehen, befragt wurden, rangierte
Kokain erst auf Rang sechs und auf Rang zwei die psychedelisch (die
Seele erhellend) wirkende Droge Psilocybin (Zauberpilze) und Ecstasy
erst auf Rang drei. Siehe hierzu untenstehende Tabelle 4. Da
psychedelisch wirkende Drogen wie LSD und Zauberpilze vorwiegend
gemeinsam und oft in gepflegter ritualisierter Form eingenommen werden,
zeigt sich auch hier, daß in diesen Szenen der Bedarf nach
respektive das Selbstverständnis zum Sozialbezug stärker
ausgeprägt ist als in der Allgemeinbevölkerung, wo die
Stimulierung des Selbstbezuges Vorrang (Kokain auf Rang 2) hat. LSD und
Zauberpilze werden oft auch in größeren Gruppen gemeinsam
eingenommen, Kokain hingegen zumeist in kleinen Gruppen zu zweit oder
zu dritt. Das große »mit den andern Teilen«,
das bei Psychedelika sehr verbreitet ist, um gemeinsam auf »gleicher
molekularer Ebene« mit den andern zu Feiern, ist bei Kokain
weit weniger angesagt. Bei Kokain ist das kleine (exklusive) Teilen mit
anderen weit mehr angesagt. Deshalb ist es nicht verwunderlich,
daß in diversen Szenen Kokain als bürgerliche Droge
respektive als Droge der »Bourgeoisie« oder des
»Establishments« bezeichnet wird. Mit der
zunehmenden Kommerzialisierung der Szenen geht natürlich dieser
soziale Vorzug mehr und mehr verloren, was sich auch am zunehmenden
Kokainkosum im Umfeld dieser Szenen bemerkbar macht. So nahm der Anteil
der drogenkonsumierenden Personen, die im Vorfeld der Street Parade
Angaben zu ihrem Drogenkonsum machten, bezüglich der Erfahrungen
mit Kokain von 2004 bis 2006 um 7,5% zu. Siehe hierzu untenstehende
Tabelle 4.
Tabelle 4
Erfahrungen
von Konsumenten illegalisierter Drogen mit ausgewählten
psychotropen Substanzen
Untersuchungsbereich: Berlin und
Bundesrepublik Deutschland;
Untersuchungszeitraum: 2000 bis 2002
Untersuchungsbereich: Online Befragung durch
www.20min.ch im Vorfeld
der Street Parade in Zürich
Untersuchungszeiträume: Sommer 2004 und Sommer 2006 |
Substanzen
|
2000-2002
|
2004
|
2006
|
Prozent
|
Rang
|
Prozent
|
Rang
|
Prozent
|
Rang
|
Cannabis
|
99,3%
|
1
|
96,8%
|
1
|
97,1%
|
1
|
Ecstasy
|
57,3%
|
3
|
60,9%
|
2
|
64,8%
|
2
|
Kokain
|
51,0%
|
6
|
56,3%
|
3
|
63,8%
|
3
|
Speed
|
52,7%
|
4
|
52,4%
|
5
|
58,5%
|
4
|
Zauberpilze
|
61,9%
|
2
|
54,4%
|
4
|
52,3%
|
5
|
LSD
|
51,8%
|
5
|
40,4%
|
6
|
43,8%
|
6
|
GHB/GBL
|
-----
|
-----
|
29,9%
|
7
|
29,2%
|
7
|
Ketamin
|
-----
|
-----
|
19,0%
|
8
|
18,6%
|
8
|
Hinweis: Die Untersuchungen wurden im
Kontext bestimmter Szenen
durchgeführt und sind nicht repräsentativ für alle
Drogenkonsumenten.
Datenquelle: Joachim Eul, Gundula Barsch,
Tibor Harrach:
Prävalenzen und Konsumbewertungen – Drogenmischkonsum anders
verstehen, in: Wiener Zeitschrift für Suchtforschung, Jg. 27 2004
Nr. 4, S. 49-60 (Die Werte für Ecstasy bis
LSD betreff Konsumentenzahlen wurden in dankenswerterweise von
Joachim Eul übermittelt, da diese nicht in der oben bezeichneten
Publikation enthalten sind. Die entsprechenden Prozentwerte wurden auf
Basis dieser Daten berechnet.)
Datenquelle: Street
Parade als Speed-Parade? Umfragen des Verlages »20
Minuten« in
Zürich aus den Jahren 2004 und 2006 zum Drogenkonsum respektive
zum Mischkonsum (Resultate im Einzelnen für die Großen
Partydrogen-Umfragen 2004 und 2006 können in der rechts oben vom
Artikel eingefügten Interaktivbox als Javascript aufgerufen
werden.).
http://www.20min.ch/streetparade/news/story/17943997
7. Informationen zu Kokain: oft angeklickt, selten
durchgelesen
Mit durchschnittlich 124.905 Besuchern pro Monat
(Januar 2006 bis und
mit August 2006) ist das Internetportal von den Drugscouts in Leipzig
www.drugscouts.de das am
häufigsten aufgesuchte Internetportal mit Informationen zu Drogen
im deutschsprachigen Raum. Bis zum Jahr 2004 wurden dort auf den Seiten
zu Substanzinformationen am häufigsten die Infos zu Cannabis
aufgerufen. Im Jahr 2005 wurde von den Besuchern die Substanz Cannabis
jedoch von Rang eins (häufigste Zahl der Aufrufe) auf Rang vier
verdrängt und die Stimulanzien Kokain, Methamphetamin und
Amphetamin belegten die Ränge eins bis drei, wobei Kokain (Rang 1)
gegenüber Methamphetamin (Rang 2) einen Vorsprung bei der Anzahl
der Aufrufe von 17,7% hatte. In den ersten acht Monaten des Jahres 2006
lag Kokain (Rang 1) gegenüber Methamphetamin (Rang 2) mit einem
noch größeren Abstand (22,8%) zum zweiten Rang auf dem
Spitzenplatz. Zu keiner anderen Substanz wurden auf dem besagten
Internetportal in den letzten anderthalb Jahren so oft Informationen
aufgerufen wie zu Kokain. Die Anzahl der monatlichen Aufrufe zu den
vier am häufigsten abgefragten Substanzinformationen für die
Jahre 2005 und 2006 (Januar bis und mit August) sowie die jeweilige
Rangposition sind in der folgenden Tabelle 5 zusammengestellt.
Tabelle 5
Drugscouts
Leipzig: häufigste Aufrufe von Substanzinformationen
2005 und 2006 (Januar 2006 bis und mit August 2006) im Vergleich
|
Substanz
|
Aufrufe 2005
|
Aufrufe 2006
|
Veränderung
in Prozent
|
pro
Monat
|
Rang
|
pro
Monat
|
Rang
|
Kokain
|
2.556
|
1
|
3.712
|
1
|
+45,3%
|
Methamphetamin
|
2.172
|
2
|
3.023
|
2
|
+39,2%
|
Cannabis
|
1.909
|
4
|
2.830
|
3
|
+48,2%
|
Amphetamin
|
2.104
|
3
|
2.722
|
4
|
+29,4%
|
Datenquelle: Persönlich mitgeteilt von
den Drugscouts. Die
Substanzinformationen sind unter der folgenden URL aufrufbar:
http://www.suchtzentrum.de/drugscouts/dsv3/stoff/stoff.html
Im Sommer 2005 wurden neu auf dem Internetportal
www.drogenkult.net, der privaten
Webperformance des Webteams von www.eve-rave.net, in der Rubrik »
Fachinformationen«
Infos für den nichtmedizinischen Gebrauch von Kokain, Speed
(Amphetamin und
Methamphetamin), GHB (mit Infos zu GBL und BDO), Ecstasy (MDMA, MDE und
MBDB), Ketamin und
Psychedelika (LSD und Zauberpilze) verfügbar gemacht. Die
Informationen sind sowohl als PDF-Dateien als auch als HTML-Seiten
aufrufbar.
Da die
Struktur der Informationen und die Seitenzahl im HTML-Bereich bei allen
Substanzen gleich ist, kann man
das Leseverhalten bei den einzelnen Substanzen gut miteinander
vergleichen. Jede Fachinformation besteht aus
fünf Textseiten in der Folge der Eingangsseite. Auf der ersten
Textseite ist das Inhaltsverzeichnis. Die jeweils zehn Kapitel zu jeder
Substanz(gruppe) sind
dann auf vier Folgeseiten aufgeteilt.
Menschen, die sich für
Psychedelika (LSD und Zauberpilze) interessieren, informieren sich oft sehr
genau und lesen zumeist alle Textseiten der
entsprechenden
Fachinformation, das heißt, daß sie nach dem betrachten des
Inhaltsverzeichnisses auch die vier folgenden
Textseiten anklicken, wobei einige – etwa
fünf Prozent – auch einzelne Seiten
mehrfach anklicken, um Textpassagen ein weiteres Mal zu lesen. Deshalb
ist die Zahl der aufgerufenen Textseiten nach dem Betrachten des
Inhaltsverzeichnisses bei den Psychedelika im Schnitt größer
als vier (4,22). Auch Menschen, die sich für GHB interessieren,
informieren sich ziemlich gründlich und rufen oft fast alle
verfügbaren Textseiten der entsprechenden Fachinformation
auf, im Schnitt 3,78 von 4 respektive etwa 95% der verfügbaren
Informationen. Menschen, die sich für Ketamin interessieren,
rufen
mehrheitlich immerhin noch mehr als 75% der
verfügbaren Informationen auf und Menschen, die sich für
Ecstasy interessieren, in etwa 70%. Hingegen lesen
Menschen, die sich für Stimulanzien wie Speed und/oder Kokain
interessien, nur etwa die Hälfte der verfügbaren
Informationen
(zwei Textseiten von vier nach dem Lesen des Inhaltsverzeichnisses).
Kokain rangiert in Bezug auf die Anzahl der
angeklickten
Eingangsseiten auf Rang zwei nach Speed (Rang 1) und in Bezug auf die
Anzahl der angeklickten Seiten mit den Inhaltsverzeichnissen auf Rang
eins vor Speed (Rang 2). Doch bei der Anzahl der angeklickten
Folgeseiten pro Besucher liegt Kokain auf Rang fünf auf dem
vorletzten Platz vor Speed (Rang 6). Daraus kann der Schluß
gefolgert werden, daß sich relativ viele Menschen für
Informationen zu Kokain und Speed interessieren, jedoch eher wenige die
nötige Gelduld aufbringen respektive sich die nötige Zeit
nehmen, diese Informationen auch gründlich zu lesen. Bei den
Psychedelika ist es genau umgekehrt. Bei der Zahl der Aufrufe der
Eingangsseite liegen die Psychedelika auf Rang sechs wie auch bei der
Zahl der Aufrufe des Inhaltsverzeichnisses. Doch bei der Anzahl der
angeklickten Folgeseiten pro Besucher liegen die Psychedelika auf dem
ersten Rang.
In der folgenden Tabelle 6 sind die Zahlen
für die Aufrufe der
einzelnen Seiten aufgeschlüsselt. Die Anzahl der PDF-Dateien zu
jeder Substanz(gruppe) enthält die Summe der gezählten
PDF-Seiten, die einerseits von externen
Links direkt angewählt wurden und andererseits die, die von den
jeweiligen Eingangsseiten angeklickt wurden. Die Eingangsseiten
enthalten die Optionen »HTML« und »PDF«
zur Auswahl. Der Prozentsatz der in der Spalte »zu PDF«
angezeigt wird, zeigt an, wieviel Prozent der Betrachter der
Eingangsseite die PDF-Version aufgerufen haben. Die Zahl derer, die
sich für die HTML-Version entschieden haben, steht in der Spalte
»Anzahl« unter »Inhaltsverzeichnis«.
Vom Inhaltsverzeichnis aus kann man zehn Kapitel die auf vier
HTML-Seiten verteilt sind, anklicken. Die durchschnittliche Anzahl der
nach dem Betrachten des Inhaltsverzeichnisses angeklickten Seiten ist
in der vorletzten Spalte angegeben. In der letzten Spalte die
zugehörige Rangfolge.
Tabelle 6
Aufrufe
Fachinformationen bei
www.drogenkult.net Juli 2005 bis und mit August 2006
|
Substanz
|
PDF-Seiten
insgesamt*
|
HTML-Seiten
|
Folgeseiten von max. 4
nach Inhaltsverzeichnis
|
Eingangsseite
|
Inhaltsverzeichnis
|
Anzahl
|
Rang
|
Anzahl
|
Rang
|
zu
PDF
|
Anzahl
|
Rang
|
Anzahl |
Rang |
Kokain
|
2.790
|
3
|
7.290
|
2
|
21,4%
|
3.634
|
1
|
2,19
|
5
|
Speed
|
3.815
|
2
|
7.851
|
1
|
22,1%
|
2.766
|
2
|
2,18
|
6
|
GHB
|
4.167
|
1
|
6.590
|
3
|
30,2%
|
2.181
|
3
|
3,78
|
2
|
Ecstasy
|
1.765
|
5
|
4.493
|
4
|
19,3%
|
1.794
|
4
|
2,81
|
4
|
Ketamin
|
1.639
|
6
|
3.439
|
5
|
21,6%
|
1.264
|
5
|
3,05
|
3
|
Psychedelika
|
1.772
|
4
|
2.615
|
6
|
29,8%
|
886
|
6
|
4,22
|
1
|
Summe
|
15.948
|
-----
|
32.278
|
-----
|
23,8%
|
12.525
|
-----
|
3,05
|
-----
|
* PDF-Seiten insgesamt ist die
Summe der
gezählten PDF-Seiten, die einerseits von externen Links direkt
angewählt wurden und andererseits die, die von den jeweiligen
Eingangsseiten angeklickt wurden. Der Zahl der PDF-Seiten, die von den
jeweiligen Eingangsseiten angeklickt wurden, leitet sich aus dem
Pozentsatz der in der Spalte »zu PDF« angezeigt wird
in Bezug zur Anzahl der Aufrufe der jeweiligen Eingangsseite ab.
Die Nutzungsdaten wurden mit dem
Programm AWStats (Free realtime logfile analyzer for advanced web
statistics) eruiert. Weitere
Informationen zum AWStats-Programm (GNU GPL) siehe:
http://awstats.sourceforge.net
Hinweis: Die Positionierung
von GHB auf Rang 1 bei den
PDF-Seiten und auf Rang 2 bei den HTML-Seiten ist aufgrund der
zahlreichen Verweise (Links) in Foren und Wikis auf diese Dateien
zurückzuführen und somit nicht allgemein repräsentativ
für die Nachfrage nach bestimmten Informationen. Die
überproportional häufige Verlinkung zu diesen Dateien aus der
Gruppe der »Fachinformationen« zeigt jedoch,
daß es im Internet derzeit noch ein Mangel an präzisen
Informationen zu GHB gibt. Die Fachinformationen sind unter der
folgenden URL aufrufbar:
http://www.drogenkult.net/?file=Fachinformationen
8. Kommunikation von Erfahrungen mit Kokain
In den Jahren 2000 bis 2002 führten Joachim
Eul, Gundula Barsch
und Tibor Harrach eine Studie zu Prävalenzen und Konsumbewertungen
von Formen des Drogenmischkonsums durch. Die Erhebung erfolgte
vorwiegend an Parties und anderen Veranstaltungen unter freiem Himmel
mittels eines standardisierten Fragebogens. Befragt wurden 1.289
Personen, 1.166 davon
(95,7%) hatten Erfahrungen mit dem Konsum von mindestens einer
illegalisierten Substanz. Davon wiederum hatten 673 Personen (57,7%)
Erfahrungen mit der Kombination von mindestens zwei illegalisierten
Substanzen (Mischkonsum). Die Bewertungen der
Substanzkombinationen beim
Mischkonsum seitens der Konsumenten erfolgten nach Maßgabe der
subjektiven Einschätzung ihrer eigenen Erfahrung respektive
eigenen gesammelten Erfahrungen mit diesen Substanzkombinationen.
Persönliche Erlebnisse waren ausschlaggebend für die Wertung
der Substanzkombinationen. Bei den Kombinationen von zwei
illegalisierten
Substanzen hatten die Konsumenten für ihre Beurteilung die zwei
Optionen »eher gut« respektive »eher
schlecht« zur Wahl.
Mittels der Rangkorrelationskoeffizienten
(Spearman) wurden die
Bewertungen der einzelnen Kombinationen mit deren Verbreitung
verglichen, um die Größenordnung der Vermittlung von »schlechten
Erfahrungen« festzustellen und so einen Einblick in die
Kommunikationsstruktur bezüglich Drogenerfahrungen in den Szenen
zu bekommen. Dieser Koeffizient kann lediglich Werte zwischen -1 und
+1 annehmen. Bei einem Wert von
+1 besteht ein vollständig positiver, bei -1 ein vollständig
negativer
Zusammenhang zwischen den betrachteten Merkmalen. Wenn der
Koeffizient den Wert 0 aufweist, hängen die beiden
Merkmale
überhaupt nicht voneinander ab. Zahlreiche Korrelationen bei den
Ergebnissen der Umfrage waren sehr hoch, das sind solche
mit einer Maßzahl von 0,75 und größer, jedoch immer
kleiner als 1. Korrelationen die kleiner als 0,25 sind, gelten als
klein, die zwischen 0,25 und 0,5 als mittelmäßig und die
zwischen 0,5 und 0,75 als eher groß und die darüber als sehr
groß.
Der
Vergleich der Höhe der Werte auf der Güteskala (Wertungen
»eher gut«)
zu allen Kombinationen von zwei Substanzen aus der untersuchten Gruppe
von sieben illegalisierten Substanzen mit den Häufigkeiten der
Einnahme dieser Kombinationen
zeigt, daß hier offenbar eine sehr große Korrelation
besteht (r
= 0,81).
Interessant erscheint hier der Vergleich der Korrelationen in
Untergruppen, die sich dadurch auszeichnen, daß in jeder dieser
Untergruppen jeweils eine Substanz bei jeder Kombination vorkommt. So
ist
Erkennbar, inwieweit Relationen bezüglich einzelner respektive
bestimmter Substanzen auch bezüglich der Relationen zu
Substanzkombinationen gültigkeit haben. Offenkundig tanzt hier
Kokain aus der Reihe. Die Korrelation mit r = 0,26 ist bei
Kokain mit Abstand die kleinste. Sie ist geringer als ein Drittel des
Durchschnittswertes. Alle anderen Werte weichen weniger als 20% vom
Durchschnittswert ab. Die Ergebnisse sind in der
folgenden Tabelle 7 zusammengestellt.
Tabelle 7
Substanzkombination
unter Beteiligung von:
|
Durchschnittliche
Verbreitung in
Gruppe mindest.
eine Erfahrung
|
Durchschnittliche
Bewertung
|
Höchste
/ Tiefste
Bewertung
|
Korrelation
zur Gruppe
mind. eine
Erfahrung
|
Cannabis
|
17,0%
|
69,2
|
93 / 27
|
0,94
|
Ecstasy
|
10,8%
|
49,7
|
79 / 22
|
0,94
|
Speed
|
7,5%
|
34,2
|
69 / 0
|
0,89
|
LSD
|
8,6%
|
32,8
|
82 / 10
|
0,83
|
Heroin
|
1,3%
|
19,2
|
56 / 0
|
0,67
|
Zauberpilze
|
7,9%
|
32,5
|
93 / 0
|
0,66
|
Kokain
|
6,6%
|
46,5
|
72 / 11
|
0,26
|
Beliebige 2er-Kombinationen
|
8,5%
|
40,6
|
93 / 0
|
0,81
|
Datenquelle: Joachim Eul, Gundula Barsch, Tibor Harrach:
Prävalenzen und Konsumbewertungen – Drogenmischkonsum anders
verstehen, in: Wiener Zeitschrift für Suchtforschung, Jg. 27 2004
Nr. 4, S. 49-60
Vergl. hierzu: Korrelation zwischen Prävalenzen und
Bewertungen, in: Pressemitteilung vom 31. August 2006 zum
Drogenmischkonsum:
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse06-08-31.html#10
Die Kommunikation von Mischkonsumerfahrungen unter
Beteiligung von
Kokain ist offensichtlich bei weitem nicht so intensiv wie bei den
anderen Substanzen (Cannabis, Ecstasy, Speed, LSD, Heroin und
Zauberpilze). Dies scheint auch für Erfahrungen mit Kokain alleine
zu gelten. Obwohl Kokain beispielsweise auf dem Internetportal von den
Drugscouts seit dem Jahr 2005 mit Abstand die am meisten aufgerufene
Substanzinformation ist (für Crack gibt es zusätzlich eine
eigene Infoseite), lag die Zahl der Erfahrungsberichte zu Kokain
(Kokain inkl. Crack) im Jahr 2004 noch deutlich niedriger als die zu
Cannabis (Rang 1), Amphetamine (Rang 2) und Ecstasy (Rang 3). Im Jahr
2005 lag dann die Zahl der Erfahrungsberichte zu Kokain auf Rang drei
vor Ecstasy (Rang 4) und nach Amphetamine (Rang 1) und Cannabis (Rang
2). Der Anteil der Berichte zu Kokain innerhalb der Gruppe der am
häufigsten konsumierten Partydrogen stieg innerhalb der letzten
drei Jahre von 15,9% auf 20,3% an. Die Gruppe der ausgewählten
Substanzen setzt sich zusammen aus Amphetamine (Amphetamin und
Methamphetamin), Cannabis, Kokain (Kokain-HCL und Crack), Ecstasy,
Zauberpilze, LSD, GHB und Ketamin. Diese Auswahl aus insgesamt etwa 40
Substanzen wurde getroffen, um eine Vergleichbarkeit mit den Daten zum
Forum von Eve & Rave Schweiz zu ermöglichen respektive zu
gewährleisten. Die Zahlen zu den Erfahrungsberichten auf den
Seiten der Drugscouts sind in Tabelle 8, die zu den Beiträgen auf
dem Forum von Eve & Rave Schweiz sind in Tabelle 9 zusammengestellt.
Das internetportal von Eve & Rave Schweiz ist
mit durchschnittlich
87.172 Besuchern pro Monat (Januar 2006 bis und mit Anugust 2006) das
am häufigsten besuchte Internetportal mit Informationen zu Drogen
in der Schweiz. Im Forum von Eve & Rave Schweiz haben die 3.128
registrierten
Benutzer bis dato 82.355 Beiträge geschrieben, 22.170 davon in den
letzten sechs Monaten (4. März 2006 bis 3. September 2006).
Täglich wurden somit im letzten halben Jahr durchschnittlich 120,5
Beiträge geschrieben. Die meisten Beiträge wurden zu Ecstasy
geschrieben. Der Anteil der Beiträge zu Ecstasy in Bezug zur
ausgewählten Gruppe psychotroper Substanzen betrug bis März
2006 insgesamt 38,9%, im letzten halben Jahr jedoch nur noch 25,3%. Der
übermäßig hohe Anteil von Berichten zu Ecstasy in den
vergangenen Jahren ist auf das Drug-Checking-Programm von Eve &
Rave Schweiz zurückzuführen, in dessen Rahmen
regelmäßig Pillenlisten veröffentlicht wurden. Nachdem
seit Oktober 2006 keine Bewilligung seitens der Behörden für
die Durchführung dieses Programms mehr vorliegt, nahm die Zahl der
Beiträge zu Ecstasy signifikant ab. Im letzten halben Jahr lag die
Anzahl der Beiträge zu Ecstasy um 13,6% niedriger als im
Durchschnitt der letzten Jahre. Dieser signifikanter Rückgang
zeigt offensichtlich, daß die Nachhaltigkeit eines
Drug-Checking-Programms nicht nur an der Zahl der beim Testen
durchgeführten Beratungsgespräche gemessen werden kann,
sondern daß noch ganz andere Faktoren, insbesondere die
Funktionen von Multiplikatoren in Foren, eine große Relevanz
haben.
Mit einem Anteil von 10,2% der Beiträge zu
Kokain bezüglich
der ausgewählten Gruppe von Substanzen bis März 2006 nahm
Kokain den dritten Platz in der Rangliste nach Ecstasy (Rang 1) und LSD
(Rang 2) ein. Mit einem Anteil von 9,6% im letzten halben Jahr nahm
Kokain den fünften Platz in der Rangliste nach Ecstasy (Rang 1),
Amphetamine (Rang 2), Zauberpilze (Rang 3) und Cannabis (Rang 4) ein.
Im Gegensatz zu den Erfahrungsberichten bei den Drugscouts, wo bei
Kokain eine stetige Zunahme der Beiträge beobachtet werden kann,
ist die Zahl der Beiträge im Forum von Eve & Rave Schweiz
rückläufig, wobei der Anteil bei den Drugscouts derzeit etwa
doppelt so groß ist wie beim Forum von Eve & Rave Schweiz.
Auch bei den Amphetaminen (Amphetamin, Methamphetamin) haben die
Schreiberlinge bei den Drugscouts die Nase vorn. Der Anteil der
Beiträge zu diesen Substanzen betrug im Jahr 2003 bei den
Drugscouts 25,3% (Rang 1), im folgenden Jahr 21,1% (Rang 2) und im
letzten Jahr 24,1% (Rang 1). Im Forum von Eve & Rave Schweiz lag
bis März 2006 dieser Anteil bei 9,8% (Rang 4) und im letzten
halben Jahr bei 17,4% (Rang 2). Das Thema »Speed«
scheint derzeit in der Schweiz an aktualität zu gewinnen, wie die
Steigerung um 7,6% zeigt. Bemerkenswert hierbei ist noch, daß der
Verteilung der Berichte zu Amphetamin und Methamphetamin bei den
Drugscouts ungefähr paritätisch (hälftig/hälftig)
ist, beim Forum von Eve & Rave Schweiz spielt hingegen
Methamphetamin nur eine marginale Rolle. Im letzten Halbjahr entfielen
auf einen Beitrag zu Methamphetamin etwa 50 Beiträge zu Amphetamin.
Die Zahlen zu den Erfahrungsberichten auf den
Seiten der Drugscouts
sind in der untenstehenden Tabelle 8, die zu den Beiträgen auf dem
Forum von Eve &
Rave Schweiz sind in der darauf folgenden Tabelle 9 zusammengestellt.
Tabelle 8
Drugscouts
Leipzig: Erfahrungsberichte ausgewählter Substanzen
Anteile in Prozent im Jahresvergleich für die Jahre 2003 bis und
mit 2005
|
Substanz
|
2003
|
2004
|
2005
|
Anzahl
|
Prozent
|
Anzahl
|
Prozent
|
Anzahl
|
Prozent
|
Amphetamin
|
71
|
10,9%
|
89
|
11,0%
|
146
|
11,7%
|
Methamphetamin
|
94
|
14,4%
|
82
|
10,1%
|
153
|
12,3%
|
Summe Amphetamine
|
165
|
25,3%
|
171
|
21,1%
|
299
|
24,1%
|
Cannabis
|
159
|
24,3%
|
203
|
25,1%
|
254
|
20,4%
|
Kokain (HCL)
|
90
|
13,8%
|
121
|
14,9%
|
224
|
18,0%
|
Crack
|
14
|
2,1%
|
13
|
1,6%
|
28
|
2,3%
|
Summe Kokain
|
104
|
15,9%
|
134
|
16,5%
|
252
|
20,3%
|
Ecstasy
|
130
|
19,9%
|
155
|
19,1%
|
200
|
16,1%
|
Zauberpilze
|
43
|
6,6%
|
59
|
7,3%
|
94
|
7,6%
|
LSD
|
29
|
4,4%
|
44
|
5,4%
|
87
|
7,0%
|
GHB
|
19
|
2,9%
|
28
|
3,5%
|
42
|
3,4%
|
Ketamin
|
4
|
0,6%
|
16
|
2,0%
|
15
|
1,2%
|
Summe der Gruppe
ausgewählter Substanzen
|
653
|
100,0%
|
810
|
100,0%
|
1.243
|
100,0%
|
Erfahrungsberichte insgesamt
|
1.074
|
-----
|
1.585
|
-----
|
2.410
|
-----
|
Anteil der Gruppe
ausgewählter Substanzen
|
-----
|
60,8%
|
-----
|
51,1%
|
-----
|
51,6%
|
Datenquelle: Persönlich mitgeteilt von
den Drugscouts. Die
Erfahrungsberichte auf dem Internetportal der Drugscouts sind unter der
folgenden URL aufrufbar:
http://www.suchtzentrum.de/drugscouts/dsv3/stoff/erfahrber/erfber.html
Tabelle 9
Forum
Eve & Rave Schweiz: Beiträge zu ausgewählten Substanzen
Vergleich der Gesamtzahl der Beiträge vom 14.10.2002 bis 03.03.2006
mit der Anzahl der Beiträge im letzten halben Jahr (04.03.2006 bis
03.09.2006)
|
Substanz
|
14.10.2002 bis 03.03.2006
|
04.03.2006 bis 03.09.2006
|
Veränderung
des Anteils
in Prozent
|
Anzahl
|
Prozent
|
Rang
|
Anzahl
|
Prozent
|
Rang
|
Ecstasy
|
7.424
|
38,9%
|
1
|
1.245
|
25,3%
|
1
|
-13,6%
|
Amphetamin
|
1.678
|
8,8%
|
-----
|
838
|
17,1%
|
-----
|
+8,3%
|
Methamphetamin
|
184
|
1,0%
|
-----
|
17
|
0,3%
|
-----
|
-0,7%
|
Summe Amphetamine
|
1.862
|
9,8%
|
4
|
855
|
17,4%
|
2
|
+7,6%
|
Zauberpilze
|
1.826
|
9,6%
|
6
|
807
|
16,4%
|
3
|
+6,9%
|
Cannabis
|
1.847
|
9,7%
|
5
|
592
|
12,1%
|
4
|
+2,4%
|
Kokain
|
1.944
|
10,2%
|
3
|
474
|
9,6%
|
5
|
-0,5%
|
LSD
|
2.562
|
13,4%
|
2
|
465
|
9,5%
|
6
|
-4,0%
|
GHB/GBL
|
1.400
|
7,3%
|
7
|
432
|
8,8%
|
7
|
+1,5%
|
Ketamin
|
211
|
1,1%
|
8
|
42
|
0,9%
|
8
|
-0,3%
|
Summe der Gruppe
ausgewählter Substanzen
|
19.076
|
100,0%
|
-----
|
4.912
|
100,0%
|
-----
|
0,0%
|
Berichte im Forum insgesamt
|
59.276
|
-----
|
-----
|
22.170
|
-----
|
-----
|
-----
|
Anteil der Gruppe
ausgewählter Substanzen
|
-----
|
32,2%
|
-----
|
-----
|
22,2%
|
----- |
-----
|
Datenquelle: Zeitlich wiederholte Datenfestellung bei: http://www.eve-rave.ch/Forum/forums.html
9. Safer Sniffing
Wer Drogen konsumiert, sollte die
Risiken kennen. Die Risiken liegen
oft nicht in den pharmakologischen Eigenschaften der Substanzen
begründet,
sondern in der Art der Einnahme. So weiß fast jeder Fixer,
daß
der gemeinsame Gebrauch von Spritzbestecken ein hohes Infektionsrisiko
mit sich bringt. Doch die wenigsten Menschen, die Kokain oder Speed
schnupfen,
wissen, daß auch der gemeinsame Gebrauch von Schnupfutensilien
ebenfalls
ein Infektionsrisiko darstellt. »safer-sex«, »safer-use«
und »safer-sniffing« sind Handlungsweisen, die dem
eigenen
Gesundheitsschutz
dienen wie auch dem der anderen. Empfehlungen zu diesen Handlungsweisen
haben nichts mit Moral oder Prüderie zu tun, sondern fundieren im
Respekt vor der Unversehrtheit von Leib und Leben anderer Menschen. Die
folgenden Ausführungen zu Safer Sniffing (auch safer sniefen
genannt), sind größtenteils der Pressemitteilung vom 21.
Februar 2005 entnommen.
Psychotrope Substanzen, die geschnupft
werden, bleiben an den Membranen
der Schleimhäute kleben, wo sie sich sehr schnell auflösen
und
vom Körper absorbiert werden, um dann durch die feinen Adern, die
sich dort befinden, direkt ins Blut zu gelangen. Das Blut transportiert
dann die Substanzen ins Gehirn, wo diese ihre Wirkung zur Entfaltung
bringen.
Jeder Schnupfvorgang greift die empfindlichen Schleimhäute an.
Um größere Schäden beim Schnupfen zu verhindern, gibt
es
mehrere Verhaltensregeln, um das Risiko eines Schaden zu vermindern (harm
reduction). Diese Regeln haben viele Gemeinsamkeiten mit den Regeln
von »safer-sex« und "»safer-use«.
Beim Safer Sex
gilt
vor allem die Regel, daß beim sexuellen Akt ein Kondom benutzt,
beim
Safer
Use gilt, daß bei der intravenösen Applikation von
psychotropen
Substanzen niemals das gleiche Spritzbesteck von mehreren Personen
gebraucht
werden sollte, um das Risiko einer Infektion zu minimieren. Analog
gilt,
daß beim Safer Sniffing niemals das gleiche
Schnupfröhrchen
von mehreren Personen gebraucht werden sollte, da beim gemeinsamen
Gebrauch
des selben Schnupfröhrchens Krankheitserreger von Mensch zu Mensch
übertragen werden können. Dies gilt insbesondere für
Konsumenten von Kokain, da Kokain weniger lange wirkt als Amphetamin
oder Methamphetamin und Konsumenten von Kokain somit häufiger eine
Nase nehmen als Konsumenten anderer Substanzen. Dies führt
natürlich zu einer beschleunigten Beschädigung der
Nasenschleimhäute. Folgende Punkte sind beim Safer
Sniffing zu beachten:
1.
|
Generell ist auf Sauberkeit und Hygiene zu
achten. Dies gilt
insbesondere,
wenn im Toilettenbereich eines Lokals geschnupft wird, da
bekanntermaßen
in diesem Bereich vermehrt mit dem Vorhandensein von Krankheitserregern
gerechnet werden muß. Dies gilt insbesondere in Sex-Klubs. |
2.
|
Die Nase ist vor dem Schnupfvorgang stets gut
durch
Schnäuzen
von Schleim zu befreien und die Nasenlöcher sind vor
allfälligen
verkrusteten Partikeln zu befreien. Stark verstopfte oder verschmutzte
Nasen werden am besten mit einer milden Kochsalzlösung
gründlich
durchgespült. Am besten ist es, eine Salzlösung von einem
halben
Teelöffel Salz in einer Tasse mit lauwarmen Wassers zu bereiten
und
diese Lösung dann von den in der Lösung zuvor eingetunkten
Fingerspitzen
zu schnupfen, bei Bedarf auch heftig und bis tief in den Rachen. Auf
jeden
Fall ist es ratsam, die durch nasalen Drogengebrauch ausgetrockneten
Schleimhäute
regelmäßig hinreichend zu befeuchten. Auf die Verwendung von
Nasenspray sollte in diesem Zusammenhang möglichst verzichtet
werden,
da diese die Nasenschleimhäute noch zusätzlich austrocknen. |
3.
|
Die Linien (Lines) müssen gut
vorbereitet werden.
Die Substanz
ist – bevorzugt auf einem sauberen, frisch polierten Spiegel oder auf
einer
anderen trockenen, glatten Oberfläche – zu einem möglichst
feinen
Pulver zu zerkleinern. Je feiner das Puder ist, desto geringer ist das
Risiko, daß größere Partikel der Substanz in den
Nasenhaaren
hängen bleiben oder anhaften und in der Folge die
Nasenschleimhäute
schädigen können. |
4.
|
Das Röhrchen sollte sauber sein und
keine scharfen
Kanten haben.
Gerollte Banknoten sind nicht empfehlenswert, denn Banknoten sind nicht
nur oft äußerst schmutzig, sondern sie sind auch mit sehr
giftigen
Farben bedruckt. Die Farben des 10-Euro-Scheins enthalten
beispielsweise
zinnorganische Verbindungen wie Tributylzinn (TBT), Mono- und
Dibutylzinn
sowie Monooktylzinn. Zinnorganische Verbindungen sind sehr giftig,
bereits
unvorstellbar kleine Mengen genügen, um das Immun- und
Hormonsystem
zu beeinträchtigen. Daher sollte man diese 'coole' Methode, die
oft
in Filmen gezeigt wird, lieber vergessen und sich besser für jeden
Sniff ein neues Röhrchen aus einem sauberen Stück Papier
rollen.
Auch Kunststoffstrohhalme sind ungeeignet, besonders, wenn die
Strohhalmstücke
mit einem Messer abgeschnitten wurden, da die Schnittstellen oft
äußerst
scharfkantig sind und so die Gefahr besteht, sich mit dem Schnupfrohr
in
der Nase zu verletzen. |
5.
|
Das Röhrchen sollte nie mit anderen
gemeinsam gebraucht
werden.
Nicht nur beim Sex oder beim gemeinsamen Gebrauch von Spritzbestecken,
sondern
auch beim gemeinsamen Gebrauch von Schnupfröhrchen können
Hepatitis-Viren
von einem Menschen auf den andern übertragen werden, insbesondere
wenn die Nasenschleimhäute verletzt sind und geringfügige
Blutspuren
am Röhrchen anhaften. Auch diverse andere Infektionskrankheiten
können
beim gemeinsamen Gebrauch von Schnupfutensilien übertragen werden. |
6.
|
Etwa zehn Minuten nach dem Schnupfen sollte
die Nase nochmals
gereinigt
werden. Im allgemeinen reicht ein Schnäuzen in ein Taschentuch.
Bei
stark verschmutzter Nase ist eine Reinigung mit einer
Salzwasserlösung
angesagt. Da das Innere der Nase aus einer sensiblen mit Haaren
besetzten
Schleimhaut besteht und beim Schnupfen ein Teil des Pulvers an diesen
Haaren
hängen bleibt, kann es durch diese Anhaftungen zu blutigen
Hautreizungen
sowie zum Absterben von Zellen (Nekrosen) kommen. Heftige
Nekrosen
können zum Durchbruch der Nasenscheidewand führen. Blutige
Hautreizungen
in der Nase führen nicht selten zur Bildung von Furunkel, in
extremen
Fälllen auch zur Bildung von Karbunkel. |
7.
|
Ist ein Nasenloch blutig oder hat sich in
einem Nasenloch ein
Furunkel
oder Karbunkel gebildet, sollte dieses Nasenloch auf jeden Fall von der
Zuführung von psychotropen Substanzen verschont werden. Bei einem
chronischen Schnupfen sollte generell auf die nasale Applikation von
Substanzen
versichtet werden, da die Gefahr von zusätzlichen Infektionen
sowie
der Bildung von Furunkel als beträchlich respektive sehr
groß
angesehen werden muß. |
8.
|
Eine zu häufige nasale Applikation von
psychotropen
Substanzen
kann zur Schädigung der Riechschleimhaut führen und den
Riechsinn
beeinträchtigen. Da die betroffenen Personen dies zumeist nicht
selbst
bemerken (riechen), erfahren sie dies erst, wenn sie von anderen
Personen auf ihren starken Körpergeruch oder auf ein Stinken in
ihrer
Wohnung aufmerksam gemacht werden. Jemanden, der gegelmäßig
schnupft, auf ein Stinken aufmerksam zu machen, ist keine Beleidigung,
sondern ein konstruktiver Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit. Wer
regelmäßig
schnupft und auf ein Stinken in seinem Umfeld aufmerksam gemacht wird,
sollte für diesen Hinweis dankbar sein und eine Konsumpause
einlegen.
Riechzellen sind regenerationsfähig. Nach einer Konsumpause von
wenigen
Tagen haben sich die Riechzellen in den meisten Fällen so weit
regeneriert,
daß die Beeinträchtigung nicht mehr besteht. Bei einer
fortgesetzten
und lang andauernden Schädigung der Riechzellen trifft dies
allerdings
nicht zu. Eine zu weit fortgeschrittene Nekrose der Riechschleimhaut
ist
unumkehrbar (irreversibel), das heißt, daß ab einem
bestimmten Grad der Zersörung der Riechschleimhaut eine Neubildung
von Riechzellen nicht mehr möglich ist. |
9.
|
Die Nase ist weit mehr als ein fleischiger
Aufsatz im Gesicht
mit zwei
Löchern, durch die die Atemluft strömt und in die man
Schnupfröhrchen
stecken kann. Die Nase hat vielfältige Funtionen, deren
Beeinträchtigung
zu einer spürbaren Minderung der Lebensqualität führen
kann.
Deshalb sollte jeder, der seine Nase zur Applikation von Substanzen
nutzt,
seine Nase pflegen. Zur Nasenpflege gehört beispielsweise das
sorgsame
Auftragen von reinen Naturölen mittels eines Wattestäbchens
oder
eines Papiertaschentuches. Dabei muß man das Öl in den
Nasenhöhlen
sanft verteilen und dabei auch die Region unterhalb der Nase nicht
vergessen.
Denn auch dort kann es beim Schnupfen zu lästigen Hautreizungen
kommen.
Herkömmliche Nasensprays oder Nasentropfen sind nicht unbedingt zu
empfehlen, da viele dieser Mittel zu einer Austrocknung der
Schleimhäute
führen und einige haben sogar ein Abhängigkeitspotential.
Hält
trotz der Pflege ein unangenehmes Brennen an, so sollte man eine
Schnupfpause
einlegen. Bei immer wiederkehrendem Nasenbluten oder fortgesetzter
Bildung
von Furunkel in der Nase, sollte man ebenfalls mit der nasalen
Applikation
von Substanzen aufhören und einen Arzt aufsuchen! |
Quellen: Einige Textpassagen in den oben
aufgeführten Punkten wurden dem
Protokoll des Sonics-Seminars in Köln vom 7. bis 9. Februar 2003
entnommen.
Es handelt sich hierbei um das Protokoll der Arbeitsgruppe »Safer-Clubbing«,
Arbeitsbereich »Safer Sniffing«, das von dem Leiter
der
Arbeitsgruppe
Tim Jake Gluckmann [Eve & Rave NRW e.V. Köln] verfaßt
wurde.
Zudem wurden einige Passagen aus dem Text »Safer Sniffing«
von
Jonny
Theisen aus Luxemburg und der Gruppe JES Bielefeld e.V.
übernommen. Dieser Text ist unter der folgenden URL aufrufbar:
http://www.trio-media.de/jesjournal/down/safer_sniffin.pdf
Vergl. hierzu auch: Pressemitteilung vom 19. Februar
2005 zu Safer Sniffing
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse05-02-21.html
Vergl. hierzu auch: Thema Safer Sniffing im Forum von Eve & Rave
Schweiz
http://www.eve-rave.ch/Forum/ftopic6075.html
10. Fazit
Die Wirkungen von Drogen sind sind nicht nur von
pharmakologischen
Gegebenheiten abhängig. Es gibt keine harten und weichen
Drogen, es gibt nur harte und weiche Konsummuster. So wichtig das mit
besten Methoden eruierte Wissen
über Chemie und
Struktur von Substanzen auch ist, Menschen funktionieren nicht wie
Maschinen, das Wirkungsspektrum, mehr noch die (eventuell positiven,
eventuell negativen) Langzeitfolgen werden maßgeblich von der
individuellen Persönlichkeit bestimmt. Menschen zu einem
mündigen Umgang
mit psychotropen respektive psychoaktiven Substanzen, Medikamenten und
veränderten
Bewußtseinszuständen zu bringen, dürfte eine der
wichtigsten
Aufgaben
der kommenden Jahrzehnte sein, um die Drogenproblematik zu mindern.
Besonders beim Mischkonsum unter Beteiligung von
Kokain zeigt sich ein
Defizit an der Verbreitung von Erfahrungswissen ab. Diesem Defizit kann
nur durch die Vermittlung dieses Wissens entgegengewirkt werden, wobei
hier Foren sicherlich eine wichtige Rolle spielen können, da in
Foren sich Menschen (virtuell) treffen, die aufgrund ihrer
gesellschaftlicher Zugehörigkeit respektive ihren kulturellen
Interessen sich sonst im realen (physischen) Leben kaum treffen, da sie
geographisch gesehen, nicht an den gleichen Orten verkehren. Foren sind
Treffpunkte ohne Zugangsbeschränkungen und können
Brücken bilden zwischen verschiedenen gesellschaftlichen
Gruppierungen. So können sich in Foren vertraute und
verläßliche (virtuelle) Gruppen bilden, die nach den
Erfahrungen der letzten Jahre, sich nicht selten in der Folge auch
leiblich (real) treffen.
In seinem »Plädoyer für eine
gemeine Drogenkultur«
kristallisierte Christian Marzahn in seinem Buch »Bene Tibi.
Über Genuß und Geist« (Bremen 1994) drei
wesentliche Elemente heraus, die zur Erlangung von Drogenkompetenz und
Drogenmündigkeit auch heute noch aktuell sind:
1.
|
Das erste Element ist dabei die
Einbettung des
Drogengebrauchs in eine vertraute und verläßliche Gruppe, in
der Erfahrungen über den unproblematischen Konsum bestehen. Der
Gebrauch wird auf diese Weise nicht von Verbot oder Vermarktung fremd
bestimmt, sondern ist vielmehr autonom und von Erfahrungen geleitet:
Die daraus hervorgehenden Regeln und Rituale bilden die innere
Ordnung der jeweiligen Drogenkultur.
|
2.
|
Das zweite Element ist der feste
Platz des
Gebrauchs in Raum und Zeit, was ihn (im Sinne einer Selbstbegrenzung)
in den Alltag, die Woche, das Jahr, mithin in die zeitliche Gliederung
des Lebens einbettet – es bezeichnet die äußere Ordnung
des Gebrauch.
|
3.
|
Das dritte Element
schließlich ist die
Weitergabe dieses Wissens und die Einführung der »Novizen«
in den Gebrauch durch erfahrene Drogengebraucher, also etwa durch
»Meister«, Schamanen oder im Kontext spezieller
Zeremonien.
|
Zitiert nach: Brigitta Kolte, Henning
Schmidt-Semisch:
Kontollierter Drogenkonsum: Ein prekäres Paradigma?, in: Aldo
Legnaro, Arnold Schmieder (Hg.): Kontrollierter Drogenkonsum –
Drogenkonsum als Lebenskontrolle, Jahrbuch Suchtforschung, Bd. 5, LIT
Verlag: Münster, Hamburg, London, 2005
http://www.archido.de/test/pdf/2005.kolte.schmidt-semisch.kontrollierterdrogenkonsum.pdf
11. Weblinks
Fachinformation Kokain für den nichtmedizinischen Gebrauch
http://www.drogenkult.net/?file=Kokain
Substanzinformation Kokain bei den Drugscouts
http://www.suchtzentrum.de/drugscouts/dsv3/stoff/koks.html
Kokain Erfahrungsberichte bei den Drugscouts
http://www.suchtzentrum.de/drugscouts/dsv3/stoff/erfahrber/erfkoks.html
Kokain im Forum von Eve & Rave Schweiz
http://www.eve-rave.ch/Forum/forum6.html
Kokain in der Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Kokain
Kokain im Drogenwiki
http://www.drogenwiki.de/wiki/index.php/Kokain
Berlin, den 15. September 2006
Redaktion Webteam Eve & Rave
e.V. Berlin
Index
Pressemitteilungen
Eve & Rave
Berlin
News