Monitoring von Websites
 
Workshop am 19. Oktober 2007


Redaktion Webteam www.eve-rave.net Berlin
Pressemitteilung vom 15. Oktober 2007 zum Monitoring von Websites


Das Monitoring von Websites heißt die Nutzung der Angebote auf Websites zu analysieren. Diese Analysen geben Aufschlüsse über das Interesse der Nutzer bezüglich der angebotenen Informationen respektive über das Interesse bestimmte Informationen in Form von Erfahrungsberichten oder Beiträgen in Foren weiterzugeben. Hierbei zeigt sich derzeit ein Trend an, daß vermehrt Informationen zu Opiaten (u.a. Heroin) weitergegeben werden wie auch nachgefragt werden.

Am Jahreskongreß wissenschaftlicher Psychonautik (Entheovision 4) am 29./30. September 2007 in Berlin berichtete Hans Cousto in einem Referat vom Informationsverhalten von Nutzern im Internet und ging dabei auf die aktuellen Trends ein. Aufgrund der starken Resonanz und vieler Nachfragen wird der nächste Workshop zum Thema Drogen (Reihe Seminare zur Drogenthematik) in der Offenen Uni Berlin dem Thema »Nutzung von Drogeninformationen im Internet« gewidmet sein. Der Workshop wird von Hans Cousto geleitet werden und wird am
19. Oktober 2007 um 18 Uhr in der Offenen Uni Berlin (Haus 20, Phillipstr. 13, 10115 Berlin) im Seminarraum 2 stattfinden. Der Eintritt ist frei.


Druckerfreundliche Version (PDF-Format, 114 KB, 3 Seiten):
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse07-10-15.pdf

Angaben zum Workshop und Wegbeschreibung zur Offenen Uni Berlin
http://wiki.offeneuni.tk/wiki/Informationsverhalten_von_Nutzern_die_sich_im_Internet_über_Drogen_informieren



Ein von der Öffentlichkeit bisher kaum bemerkter Trend ist, daß sich wieder vermehrt Menschen für Opiate, insbesondere für Heroin, interessieren. Dies zeigt sich deutlich an der Zahl auf der Website der Drugscouts in Leipzig (www.drugscouts.de) veröffentlichten Erfahrungsberichten zu Heroin. Heroin lag im Jahr 2003 mit 5,6% der veröffentlichten substanzbezogenen Erfahrungsberichte auf Rang 6, rangierte dann in den Jahren 2004 und 2005 auf Rang 4 und seit 2006 nimmt Heroin den Spitzenplatz (Rang 1) ein. In der folgenden Tabelle ist die Rangfolge und der prozentuale Anteil der veröffentlichten substanzbezogenen Erfahrungsberichte für die Jahre 2003 bis 2007 auf der Website der Drugscouts dargestellt. Die Position und der prozentuale Anteil von Heroin ist jeweils durch Darstellung in roter Schrift hervorgehoben.

Tabelle 1
Veröffentlichte substanzbezogene Erfahrungsberichte auf www.drugscouts.de im Jahresvergleich

 
2003 2004 2005 2006 2007*
Rang
Substanz
%
Substanz %
Substanz %
Substanz %
Substanz %
1
Cannabis
17,5
Cannabis
16,7
Cannabis
13,6
Heroin
18,1
Heroin
15,3
2
Ecstasy
14,3
Ecstasy
12,7
Kokain
11,9
Cannabis
11,9
Cannabis
11,1
3
Crystal
10,4
Kokain
9,9
Ecstasy
10,6
Kokain
10,9
Crystal
9,4
4
Kokain
9,9
Heroin
8,4
Heroin
10,4
Ecstasy
9,3
Speed
9,4
5
Speed
7,8
Speed
7,3
Crystal
8,1
Speed
8,7
Kokain
9,4
6
Heroin
5,6
Crystal
6,7
Speed
7,8
Crystal
7,5
Ecstasy
8,3
7
Pilze
4,7
Benzos
5,7
Pilze
5,0
LSD
3,9
Pilze
4,1
8
Benzos
3,2
Pilze
4,8
LSD
4,6
Pilze
3,8
LSD
3,5
9
LSD
3,2
LSD
3,6
Benzos
4,1
Benzos
3,5
Alkohol
3,4
10
Salvia
3,0
Ephedrin
3,0
Koffein
2,9
Ephedrin
2,6
GHB
3,3
 
n=906
 
n=1.218
 
n=1.883
 
n=2.161
 
n=1.454
 
 
Zeitraum 1. Januar bis 7. September 2007
 
Die Bezugsgröße »n« ist die Zahl der veröffentlichten Erfahrungsberichte zu den Substanzen 2C-B, Alkohol, Anabolika, Benzos, Cannabis, Crack, Crystal, Ecstasy, Ephedrin, GHB, Heroin, Koffein, Kanna, Ketamin, Kokain, Lachgas, LSD, Meskalin, Nachtschattengewächse, PCP, Pilze, Poppers, Salvia, Schnüffelstoffe, Speed, Substitutionsmittel und Tabak.
 
Der Bereich »Erfahrungsberichte« auf den Seiten der Drugscouts ist abrufbar unter der URL:
http://www.suchtzentrum.de/drugscouts/dsv3/stoff/erfahrber/erfber.html
 
Vergl. hierzu auch:
Redaktion Webteam www.eve-rave.net Berlin: Pressemitteilung vom 28. September 2007 zur Nutzung von Drogeninformationen
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse07-09-28.html


Auch im Forum von Eve & Rave Schweiz (www.eve-rave.ch/Forum) ist eine deutliche Zunahme bei den Berichten, Kommentaren und Diskussionen bezüglich Opiate (vornehmlich Heroin) zu beobachten. Der Anteil der Beiträge zu Opiaten in Relation zu allen substanzbezogenen Beiträgen lag in Jahr 2005 bei 4,6% (Rang 9), im Jahr 2006 dann bereits bei 10,1% (Rang 4) und kletterte in diesem Jahr auf 15,8% (Rang 2). Innerhalb von weniger als drei Jahren verdreifachte sich der Anteil betreff Opiate. In der folgenden Tabelle ist die Rangfolge und der prozentuale Anteil der veröffentlichten substanzbezogenen Beiträge für die Jahre 2005 bis 2007 im Forum von Eve & Rave Schweiz dargestellt. Die Position und der prozentuale Anteil der Rubrik Opiate ist jeweils durch Darstellung in roter Schrift hervorgehoben.

Tabelle 2
Veröffentlichte substanzbezogene Berichte (Erfahrungsberichte, Kommentare, Diskussionen)
im Forum von Eve & Rave Schweiz (www.eve-rave.ch/Forum/forums.html) im Jahresvergleich
 
2005* 2006* 2007*
Rang
Substanz
%
Substanz
%
Substanz
%
1
Ecstasy
29,3
Ecstasy
18,4
Ecstasy
20,4
2
LSD
12,6
Pilze
12,4
Opiate
15,8
3
Kokain
9,7
Speed
10,6
Cannabis
11,2
4
Cannabis
8,2
Opiate
10,1
Kokain
8,7
5
Pilze
7,3
Cannabis
8,6
Speed
8,7
6
Speed
7,2
LSD
7,8
LSD
7,1
7
GHB
6,6
Medikamente 6,6
Pilze
6,1
8
Pflanzen und Kräuter
5,5
Kokain
6,5
Pflanzen und Kräuter
5,3
9
Opiate
4,6
GHB
6,2
GHB
4,5
10
Medikamente
3,9
Pflanzen und Kräuter
4,2
Alkohol
4,4
11
Alkohol
2,7
Alkohol
3,3
Medikamente
4,3
12
Nikotin
1,7
Tryptamine
3,2
Nikotin
1,6
13
Ketamin
0,6
Nikotin
1,4
Tryptamine
1,3
14
Tryptamine
0,0
Ketamin
0,7
Ketamin
0,6
 
n=11.379
 
n=11.374
 
n=15.272
 
 
*   Referenzdaten der Datenerhebung:
22.10.2004  http://web.archive.org/web/20041021233125/www.eve-rave.ch/Forum/
17.12.2005  http://web.archive.org/web/20051217105530/www.eve-rave.ch/Forum/forums.html
07.11.2006  http://web.archive.org/web/20061107024412/www.eve-rave.ch/Forum/forums.html
12.10.2007  http://www.eve-rave.ch/Forum/forums.html (abgefragt um 20:55 Uhr)
Die Werte gelten nur angenähert für das angegebene Jahr, da die Zeitintervalle der genutzten Daten unterschiedlich lang sind (13,86 Monate, 10,66 Monaten, 11,18 Monaten). Die unterschiedliche Länge der Zeitintervalle wurde für die Berechnung jedoch berücksichtigt. Die vollständigen Daten zur Nutzung des Forums von Eve & Rave Schweiz können unter der folgenden URL aufgerufen werden:
http://www.eve-rave.ch/Forum/files/Forum-Zeitreihe-K1.html


Das Interesse für Erfahrungsberichte zu Heroin hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, jedoch nicht das Interesse für redaktionelle Informationen zu Heroin. Hier zeigen die Statistiken (noch) keine signifikante Zunahme der Aufrufe entsprechender Dateien an. Offenbar scheinen Personen, die sich für Heroin interessieren, lieber Berichte zu lesen, die von Menschen stammen, die diese Substanz aus eigener Erfahrung kennen, als Artikel von Experten in Redaktionen. Dies deutet darauf hin, daß das Vertrauen von den Besuchern der Websites bezüglich Informationen zu Heroin, die von Institutionen respektive Redaktionen stammen, weit geringer ist als das Vertrauen in Informationen, die von Konsumenten weitergegeben werden. Ob dies auf die jahrzehnte lang andauernde gesellschaftliche diskriminierung der Heroinkonsumenten zurückzuführen ist und ob dies mit der damit einhergehenden Propaganda zusammenhängt, kann derzeit noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden, muß aber als wahrscheinlich angenommen werden. Auf jeden Fall wird dieses Thema am angekündigten Workshop in der Offenen Uni diskutiert werden.

Heroin wird in weiten Teilen der Gesellschaft als »Verliererdroge« bezeichnet. Damit meinen viele Menschen, daß wer Heroin konsumiert, früher oder später ein Verlierer sein wird. Doch wenige Menschen bedenken dabei, daß Heroin nicht selten von Verlierern eingenommen wird, um das Verlorensein besser ertragen zu können. In diesem Zyklus ist die primäre Ursache für den Konsum das Empfinden, ein Verlierer zu sein – der Konsum von Heroin ist eine Folge davon und nicht unbedingt die Ursache dafür. Eine Gesellschaft, die bestimmte Gruppen von Menschen ausgrenzt und durch Verweigerung von Teilhabe in die Isolation treibt und zu Verlierern macht, wird aller Wahrscheinlichkeit nach viel eher für ein »Heroinproblem« anfällig sein, als eine Gesellschaft, die integrativ die Teilhabe aller fördert. Aufbauend auf dieser Erkenntnis soll am Workshop diskutiert werden, welche Parallelen in kultureller, politischer und gesellschaftlicher Hinsicht zu Beginn der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts, als der Konsum von Heroin stark zunahm, und heute existieren und welche Fehler aus politischer Sicht damals gemacht wurden und wie man heute solche Fehler vermeiden respektive verhindern kann.


Berlin, den 15. Oktober 2007
Redaktion Webteam Eve & Rave e.V. Berlin

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