Drug-Checking-Programme
Entwicklung, Durchführung, Ergebnisse, Nutzen und Nutzung
Redaktion Webteam www.eve-rave.net Berlin
Pressemitteilung vom 8. September 2005 zum Drug-Checking
Drug-Checking ist eine Interventionsstrategie zur Erhaltung der
Gesundheit von Partygängern und zur Förderung von
Drogenmündigkeit. In dieser Pressemitteilung wird zuerst die
Entwicklung von Drug-Checking-Programmen beschrieben. Dann wird auf
verschiedene Pillenwarnungen eingegangen und deren Nutzung analysiert.
In der Folge wird die Bedeutung von Pillenlisten beschrieben und deren
Nutzung analysiert wie auch das duch die Veröffentlichung dieser
Listen veränderte Informationsverhalten von Drogengebraucher. Zum
Schluß werden noch ein paar Daten und Fakten zum „gesunden Feiern“ wiedergegeben.
Druckerfreundliche
Version (PDF-Format, 342 KB, 28 Seiten):
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse05-09-08.pdf
Inhaltsübersicht
1 Drug-Checking
Drug-Checking ist eine
Interventionsstrategie zur Erhaltung der
Gesundheit, da die genaue Kenntnis von Dosierung und
Wirkstoffzusammensetzung einer Droge den potentiellen Gebrauchern
derselben das objektiv bestehende Gefahrenpotential
vergegenwärtigt und somit eine klare Grundlage für die
subjektive Risikoabschätzung vor der eventuellen Einnahme schafft.
Drug-Checking fördert somit den Lernprozeß zu einem
verträglichen Risikomanagement. Nur durch die
Veröffentlichung von Laboranalysen der auf dem Schwarzmarkt
erhältlichen Drogen ist es den Drogengebrauchern möglich, die
mitunter deutlich unterschiedlichen Wirkungsweisen verschiedener
Substanzen wie zum Beispiel von MDMA und MDE an sich zu beobachten.
Erlebnisqualitätsunterschiede können so eindeutig bestimmten
Wirkstoffen und Dosierungen zugeordnet werden. Das individuelle
Drogenwissen wird so erweitert und potentielle Drogengebraucher
können besser entscheiden, ob sie, und wenn ja, welche Drogen sie
in welcher Dosierung konsumieren möchten. Drug-Checking
fördert somit den Lernprozeß zur Drogenmündigkeit.
1.1 Qualitätskontrollen von Drogen
Drogen aller Art sind weltweit
äußerst begehrte Güter,
wobei die Nachfrage vom rechtlichen Status der einzelnen Substanzen
kaum beeinflußt wird. Auf die Qualität der Drogen hingegen
hat dieser Status einen großen Einfluß, da bei sogenannten
legalen Drogen durch amtliche Kontrollen eine gleichbleibende Güte
bezüglich Reinheit und Dosierung weitgehend gewährleistet
werden kann, bei illegalisierten Substanzen wie Ecstasy, Speed oder
Methamphetamin ist dies jedoch nicht der Fall. Häufig entsprechen
Reinheit und Dosierung illegalisierter Substanzen nicht den Angaben der
Lieferanten oder enthalten sogar andere als die deklarierten
Wirkstoffe. Daraus folgt, daß der Konsum solcher Produkte mit
einem zusätzlichen Gefahrenpotential für die gesundheitliche
Unversehrtheit der jeweiligen Konsumenten verbunden sein kann. Dieses
zusätzliche und offenkundige Gefahrenpotential möglichst
stark zu reduzieren ist die Zielsetzung von Drug-Checking-Programmen.
Die Notwendigkeit, mittels Substanzkontrollen die Drogenkonsumenten vor
Überdosierungen oder vor der Einnahme von ungewollten Substanzen
zu schützen, wurde in den Niederlanden
bereits vor knapp 20 Jahren
erkannt. 1988 begann dort das Institut von August de Loor in Amsterdam die auf dem Schwarzmarkt
erhältlichen Produkte systematisch auf ihre chemische
Zusammensetzung hin zu untersuchen und installierte ein Netz von
Beratungszentren, in denen die Drogenkonsumenten nicht nur ihre Drogen
zur Analyse abgeben konnten, sondern auch nach Bedarf sachliche
Informationen bezüglich Wirkungen und Nebenwirkungen der
entsprechenden Drogen erhalten konnten. Die im Rahmen des
Drug-Checking-Programms ermittelten Analysendaten wurden seit 1993 in
einem nationalen Monitoring-System (DIMS) erfaßt und dienten als
Informationsgrundlage für ein ebenfalls das ganze Land abdeckendes
Frühwarnsystem.
Drug-Checking in den Niederlanden
Ergebnisse einer Informationsreise von Eve & Rave Berlin im
März 1995. Format: PDF, Größe: 77 KB, 26 Seiten
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/drugchecking_nl.pdf
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1.2 Drug-Checking-Programme in Deutschland
Die erste etablierte
Drogenberatungsstelle in Deutschland, die den
Nutzen eines solchen Drug-Checking-Programms erkannte und in der Lage
war, das niederländische System partiell mit zu nutzen, war die DROBS in Hannover, die seit 1995 Pillenidentifikationen in
Verbindung mit Schnelltests durchführt. Die DROBS war, was den
Bereich Drug-Checking anbelangt, eine Art Satellitenstation des
niederländischen Systems, da die Ergebnislisten für die
Pillenident ifizierung regelmäßig aus den Niederlanden
bezogen wurden. Die DROBS führte keine eigenen Laboranalysen durch.
Analysenergebnisse wurden von der
DROBS nur von Pillen öffentlich
bekannt gemacht, die eine andere Substanz als MDMA enthielten oder
übermäßig hoch dosiert waren (sogenannte böse
Pillen). Die Liste der bösen Pillen wurde jeden Monat im
Szenemagazin Mushroom bekannt gemacht sowie kontinuierlich im Internet
veröffentlicht. Der Service der DROBS in Hannover mußte im
Februar 2004 aus rechtlichen Gründen eingestellt werden.
Im
gleichen Jahr begann in Berlin
der Verein zur Förderung
der Party- und Technokultur und zur Minderung der Drogenproblematik, Eve & Rave, ein eigenes Drug-Checking-Programm zu
installieren. Im Gegensatz zum niederländischen Modell
veröffentlichte Eve & Rave regelmäßig die
Ergebnisse der Analysen in Listen und machte so die Informationen
öffentlich zugänglich. Um zu erfahren, was die einzelnen
Pillen für Wirkstoffe enthielten, mußte man nicht eine
Beratungsstelle aufsuchen wie in den Niederlanden, sondern jedermann
konnte selbst eine Pillenidentifizierung anhand der öffentlichen
Listen vornehmen. Des weiteren wurden die Analysenresultate von Eve
& Rave Berlin regelmäßig bei der Informationszentrale
gegen Vergiftungen der Universität Bonn über Internet der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Leitmotiv dieser
Handlungsweise war die Förderung der Eigenkompetenz, das
heißt durch Anregung zum selbständigen Handeln das
Bewußtsein der Eigenverantwortlichkeit zu fördern, das
Selbstvertrauen zu steigern und so das Selbstbewußtsein zu
festigen. Ziel des Drug-Checking-Programms von Eve & Rave war nicht
nur die Minderung der gesundheitlichen Risiken für
Drogengebraucher, sondern auch die Förderung der
Drogenmündigkeit, die mit zunehmenden Maße eine Reduzierung
der Notwendigkeit von Fürsorge durch das Drogenhilfesystem zur
Folge hat. Der Analysenservice von Eve & Rave e.V. Berlin
mußte aufgrund staatlicher Repressionsmaßnahmen am 30.
September 1996 eingestellt werden. Insgesamt ließ Eve & Rave
Berlin 145 verschiedene Proben (mit unterschiedlichen Merkmalen)
analysieren und veröffentlichte die Resultate in Listen.
Das Drug-Checking-Programm von Eve & Rave e.V. Berlin
Chronologie des Programms und der staatlichen
Repressionsmaßnahmen gegen das Drug-Checking-Programm von Eve
& Rave Berlin. Redaktion und Zusammenstellung: Hans Cousto, im
November 2002. Format: PDF, Größe: 107 KB, 24 Seiten
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/dc111.pdf
Ecstasy - Pillen.
Analysen von Eve & Rave Berlin aus den Jahren 1995 und 1996.
Format: PDF, Größe: 212KB, 38 Seiten
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/ecstasy_pillen_95_96.pdf
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1.3 Drug-Checking in der Schweiz
Bereits 1992 wurde auf Regierungsebene die Forderung
nach einer Qualitätskontrolle der auf dem Schwarzmarkt gehandelten
Drogen gefordert. So stellte die Regierung (Regierungsrat) des Kantons
Solothurn im Rahmen einer Eingabe (Motion) an den Schweizerischen
Bundesrat (Bundesregierung) fest, daß die Qualität der
angebotenen Drogen sehr unterschiedlich sei und nicht kontrolliert
werden könne. Dies verhindere eine "richtige" Dosierung durch die
Konsumenten und verursache die sogenannten Drogentoten. Da es die
Aufgabe des Staates sei, das Zusammenleben der Staatsbürgerinnen
und Staatsbürger zu regeln und wo nötig, helfend und
unterstützend einzugreifen, müsse eine Abkehr von der bisher
verfolgten Prohibitionspolitik eingeleitet werden. So fordert die
Regierung des Kantons Solothurn die Ausdehnung des Staatsmonopols,
vergleichbar den Regelungen im Bereich von Tabak- und Alkoholprodukten,
auch auf die illegalen Betäubungsmittel. So könne der Staat
Anbau, Einfuhr, Handel und Vertrieb regeln und vor allem Preis- und
Qualitätskontrollstellen einrichten. Zwar räumt die
Solothurner Regierung ein, daß mit der Abkehr von der
Prohibitionspolitik nicht die Abhängigkeitsprobleme von Drogen
gelöst werden können, es sei jedoch möglich, einen
kritischen und vernünftigen Umgang mit Suchtmitteln zu erlernen
und dadurch innerhalb eines therapeutischen Ansatzes am wirklichen
Problem, nämlich der Sucht, zu arbeiten.
Regierungsrat
des Kantons Solothurn: Protokoll
des Regierungsrates des Kantons Solothurn vom 8. Dezember 1992, Nr. 4041.
Schreiben an den Bundesrat betreffend Legalisierung des Drogenkonsums
und Betäubungsmittelmonopol (Revision des
Betäubungsmittelgesetzes), Solothurn 1992. Der Text der Motion ist
in voller Länge in der Pressemitteilung
vom 24. November 2004 von Eve & Rave Berlin zum 20jährigen
Jubiläum des Nachtschatten Verlages wiedergegeben.
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse04-11-24.html
Es dauerte über zwei Jahre, wenn auch nicht ursächlich durch
die Motion bedingt, bis die ersten Schritte zur Umsetzung der
politischen Forderung nach Qualitätskontrolle von illegalisierten
Substanzen realisiert wurden. Im Sommer
1995 führte die Zürcher
Arbeitsgemeinschaft für Jugendprobleme (ZAGJP) das erste Drug-Checking-Programm in der
Schweiz durch.
Im August 1995 vereinbarte die ZAGJP, eine von der
Stadt Zürich subventionierte Einrichtung, mit dem Pharmazeutischen
Institut der Universität Bern eine Zusammenarbeit zur qualitativen
und quantitativen Analyse von Ecstasy-Pillen nach dem Vorbild von Eve
& Rave in Berlin. In der Zeit von August bis November 1995 wurden
insgesamt 19 Proben von der ZAGJP an das Institut weitergeleitet. Die
Analyseergebnisse wurden der ZAGJP schriftlich mitgeteilt und in den
Medien veröffentlicht.
Der vorzeitige Abbruch des Projektes wurde durch
kommunalpolitische Auseinandersetzungen erzwungen, der in dem Vorwurf
gipfelte, gegen geltendes Recht zu verstoßen. In der Folge gab
die ZAGJP ein Rechtsgutachten bei dem Basler
Strafgerichtspräsidenten in Auftrag, das die strafrechtlichen
Fragen in Zusammenhang mit der Analyse von Ecstasy-Tabletten
klären sollte. Zeitgleich mit der Veröffentlichung dieses
Gutachtens anläßlich einer Fachtagung der Organisation Eve
& Rave Schweiz in Zürich am 2. Juni 1997 wurde von einem
Vertreter des Bundesamtes für Gesundheitswesen (BAG) in Bern
bekanntgegeben, daß vom BAG ein Gutachten mit der gleichen
Fragestellung in Auftrag gegeben wurde. Beide Gutachten kommen zu dem
Schluß, daß das umstrittene Testen von Ecstasy-Tabletten
rechtlich zulässig ist, sofern das Ziel im Schutz der Konsumenten
begründet sei und, daß es in strafrechtlicher Hinsicht keine
Rolle spiele, ob die Information über die Untersuchungsergebnisse
mündlich oder schriftlich erfolge. Wichtig sei nur, daß sich
die Information primär an die Konsumenten richte. „Die
bloße wahrheitsgetreue, neutrale Information über Risiken
oder über die Zusammensetzung (Menge und Art von Wirkstoffen) und
Wirkungsweisen der verschiedenen Produkte ist unproblematisch.“
In einer Stellungnahme des BAG zu den Gutachten wird bekanntgegeben,
daß die Ergebnisse der untersuchten Substanzproben systematisch
gesammelt werden sollen, um diese dann zu publizieren.
Juristisches Gutachten
für das Bundesamt für Gesundheit zu Rechtsfragen eines
Ecstasy-Monitorings von Dr.
Hansjörg Seiler im Auftrag des Bundesamts für
Gesundheit (BAG). Format: PDF, Größe: 88 KB, 28 Seiten
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/ch91.pdf
Gutachten zu strafrechtlichen
Fragen
im Zusammenhang mit den Ecstasy-Testings von Prof. Dr. Peter Albrecht im Auftrag
der Zürcher Arbeitsgemeinschaft für Jugendprobleme (ZAGJP).
Format: PDF, Größe: 31 KB, 8 Seiten
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/ch92.pdf
Drug-Checking - Gesundheitsvorsorge in der Partyszene -
Konsumentenschutz oder Dealerservice?
Materialien
zur Fachtagung vom 2. Juni 1997 von Eve & Rave Schweiz in
Zürich.
Bericht von der Drug-Checking Fachtagung, Text der dort verfaßten
Zürcher Resolution, Stellungnahme des Bundesamtes für
Gesundheitswesen
zum Drug-Checking und Pressemeldungen. Format: PDF, Größe:
64 KB, 13 Seiten
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/dc107.pdf
Im Jahr 1996
vereinbarte das Pharmazeutische Institut der Universität Bern mit Eve & Rave Schweiz im Rahmen
eines auf ein Jahr beschränkten, am 1. Januar 1997 beginnenden, Pilotversuchs, Ecstasy-Pillen qualitativ und quantitativ
zu analysieren. Dieser zu Forschungszwecken durchgeführte
Pilotversuch geschah nicht im Sinne eines Dienstleistungsauftrages,
sondern war Bestandteil eines vom BAG unterstützten
Forschungsprojektes „Ecstasy-Monitoring“ gemäß vertraglicher
Regelung vom 12. März 1996 zwischen dem BAG und dem
Pharmazeutischen Institut der Universität Bern. Das Projekt wurde
durch die öffentliche Hand finanziert. Es entstanden somit keine
Kosten für die an den Tests interessierten Drogengebraucher, die
ihre zu untersuchenden Proben zumeist auf Parties an den
Informationsständen den Mitarbeitern von Eve & Rave Schweiz
übergaben. Die Kosten für die mit der Analytik verbundenen
Infrastruktur (Entgegennahme, Kodierung, Katalogisierung, Vermessung,
Weiterleitung, etc. der Pillen und die Veröffentlichung der
Resultate in Listen) wurden von Eve & Rave Schweiz übernommen.
Im Jahr 1997 wurden 248 Proben zur Untersuchung in das
Institut weitergeleitet. Verschiedentlich kamen mehrere Proben aus
einer Herstellungscharge ins Labor. In diesen Fällen wurde nur
jeweils eine Probe in die Liste aufgenommen worden und in der Statistik
als nur eine einzige Probe erfaßt. Insgesamt wurden 183
verschiedene Proben in den Pillenlisten erfaßt.
Das Forschungsprojekt „Ecstasy-Monitoring“ des BAG
wurde nach Ablauf des Jahres 1997 nicht verlängert, so daß
Eve & Rave Schweiz keine Analysen auf Staatskosten am
Pharmazeutischen Institut der Universität Bern mehr in Auftrag
geben konnte. Eve & Rave stellte jedoch das Drug-Checking-Programm
nicht ein, sondern ließ die Analysen in verschiedenen zur
Analytik von Betäubungsmitteln befugten Labors auf eigene Rechnung
durchführen. Eve & Rave Schweiz hat bis Mitte August 2005
insgesamt 576 verschiedene Proben (mit unterschiedlichen Merkmalen)
analysieren lassen.
Vergleiche hierzu: Eve & Rave Vereinskonzept und
Tätigkeitsbericht Berlin, Kassel, Köln, Münster,
Schweiz. Redaktion und Zusammenstellung: Hans Cousto. Ausgabe Januar
2000. Format: PDF, Größe: 352 KB, 112 Seiten, S. 40 ff.
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/bericht_2000.pdf
Die Stiftung
Contact in Bern
erfüllt im Rahmen ihrer
ambulanten Jugend-, Eltern- und Drogenarbeit verschiedene Aufgaben.
Entsprechend vielfältig sind ihre Angebote und Dienstleistungen,
die koordiniert und geleitet werden müssen. Eine dieser
Dienstleistungen war das Pilotprojekt
Ecstasy. Das Pilotprojekt Ecstasy wurde in Zusammenarbeit mit
der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern in den
Jahren 1998 und 1999 durchgeführt. Im Gegensatz
zu Eve & Rave wurden die Analysen nicht in einem stationären
Labor, sondern vor Ort an den Parties durchgeführt.
Mobilität, genaue Identifizierung und Quantifizierung der
Substanzen ließen sich erst verwirklichen, als Daniel Allemann,
Mitarbeiter des Pharmazeutischen Kontrollabors des Kantons Bern, ein
mobiles Analysesystem aus dem Bestand des Kantonsapothekeramtes mittels
HPLC (high performance liquid
chromatography) konstruierte. Diese technische Entwicklung
gestattete Präventionsarbeit vor Ort mittels präziser
qualitativ hochstehender Meß- und Analysetechnik. Auf 17 Parties
wurden insgesamt 162 Proben untersucht.
Quelle: Veronika R. Meyer: HPLC on the dance floor, in:
Analytical Chemistry, 2000, No. 72, p. 735A
Das Angebot Streetwork der Ambulanten Drogenhilfe der Stadt Zürich
ist in der Sekundärprävention unter anderem im Partybereich
tätig.
Seit 1998 ist Streetwork mit einem Beratungsstand und
Informationsmaterial an Parties präsent. Seit Oktober 2001 bietet Streetwork Substanz- und
Pillentestings an und intensivierte die aufsuchende
Beratungstätigkeit als
zusätzliche sekundärpräventive Maßnahme im
Partydrogen-Bereich. Von Oktober 2001 bis Ende August 2005 wurden an 37
Parties 586 Substanzen getestet, rund 2.000
Beratungen und Gespräche mit Drogenkonsumenten geführt und
Tausende von Informationsbroschüren auf Verlangen abgegeben. Das
Kantonsapothekeramt Bern, welches mehrjährige Erfahrung im Testen
vor Ort mitbringt, macht
die Laboranalysen. Die Beratungen werden von den MitarbeiterInnen von
Streetwork durchgeführt.
Im April 2002 beschloß die
Drogendelegation des Zürcher
Stadtrates nach erfolgreich durchgeführter Pilotphase, das
Substanz- und
Pillentesting definitiv als schadensmindernde Maßnahme in das
Angebot der Ambulanten Drogenhilfe des Sozialdepartements der Stadt
Zürich aufzunehmen.
Verantwortlich für die Umsetzung ist Streetwork, die Aufsuchende
Jugendberatung der
Ambulanten Drogenhilfe. In Ergänzung zu den Analysen und den
Beratungen vor Ort und zur Optimierung der Breitenwirkung hat
Streetwork eine Homepage unter
dem Namen
www.saferparty.ch zur
Vermittlung
der
Präventivbotschaften eingerichtet und in Zusammenarbeit mit der
Fachstelle für
Schadenminderung im Drogenbereich und
Eve & Rave Schweiz im Jahr 2001
eine Informationsbroschüre „
Drugs – die
Partydrogeninfo“ herausgegeben. Im Jahr 2004 beteiligte sich
Streetwork Zürich an der Arbeitsgruppe
DRUGS 04 zur Herausgabe der Infokarten „
DRUGS – JUST SAY KNOW“.
Vergleiche: Sozialdepartement
der Stadt Zürich, Streetwork Zürich: Prävention und Pillentesting an
Zürcher Parties 2001 - 2003
http://www.fasd-brr-urd.ch/TEXTE/testing-zh-01-03.pdf
DRUGS – die Partydrogeninfo!
Dieser Text umfaßt die
vollständige Fassung der Broschüre „DRUGS – die
Partdrogeninfo!“ in der
Fassung der 4. völlig neu bearbeiteten und erweiterten Auflage der
„Partydrogenbroschüre" vom
Sommer 2001 mit den Ergänzungen des „Updates“ vom Sommer 2003.
Format: PDF, Größe: 108 KB, 30 Seiten
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/bericht108.pdf
Info-Set DRUGS – JUST SAY KNOW
Im Sommer 2004 gab die
Arbeitsgruppe „Drugs 04“ [Eve & Rave
Schweiz, Eve & Rave Berlin, Schweizerische Fachstelle für
Alkohol-
und andere Drogenprobleme SFA / ISPA Lausanne, Schweizerische
Fachstelle für Schadenminderung im Drogenbereich FASD BRR URD
Fribourg,
Streetwork Ambulante Drogenhilfe der Stadt Zürich, Streetwork
&
Pilot P – Contact Netz Bern] das Ino-Set „DRUGS – JUST SAY KNOW“
heraus. Auf 22 Karten sind etwa 30 Substanzen jeweils in vier
Abschnitten [Substanz, Wirkung, Risiken und Nebenwirkungen, Safer Use]
beschrieben und in einem beigefügten Faltprospekt sind Angaben zu
verschiedenen Themen wie Safer Sniffing, Safer Sex, das Gesetz und
anderes mehr zu finden. Der vollständige Text und alle Abbildungen
der
Publikation sind hier wiedergegeben. Format: PDF, Größe: 540
KB, 56 Seiten
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/bericht115.pdf
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1.4 Drug-Checking in
Österreich
ChEck
iT! ist ein von
der Stadt Wien finanziertes
wissenschaftliches Pilotprojekt. Durchgeführt wird es vom Verein Wiener Sozialprojekte, dem
klinischen Institut für medizinische und chemische Labordiagnostik
des allgemeinen Krankenhauses Wien sowie der Drogenkoordination der
Stadt Wien. Seit April 1997 werden jährlich auf etwa fünf
Großveranstaltungen aufgesucht, auf denen unter hohem technischem
und personellem Aufwand ein qualitatives und quantitatives Testing vor
Ort angeboten wird.
Das Projektziel besteht in der
Erhebung wissenschaftlich gesicherter
Aussagen über den Konsum synthetischer Drogen in der Rave-Szene
und der Erlangung fundierter, möglichst detaillierter
Informationen über die als Ecstasy konsumierten Substanzen. Hierzu
werden unter Einsatz eines mobilen Labors qualitative und quantitative
Analysen vorgenommen (es sind manchmal bis zu acht Chemiker im
Laboreinsatz) und Besucher mittels Fragebogen befragt (der
Personalaufwand umfaßt hier bis zu neunzehn hauptamtliche
Diplomsozialarbeiter). Die Testung der als Ecstasy und Speed
angebotenen Substanzen wird im Vorfeld vom Österreichischen
Bundesministerium der Justiz und dem Bundesministerium für Arbeit,
Gesundheit und Soziales genehmigt. Eine für alle Interessierten
nachvollziehbare Veröffentlichung der Analyseresultate wie bei Eve
& Rave findet nicht statt. So werden die Testergebnisse ohne Angabe
der Tablettenprägungen und Motive an einer Ergebniswand
ausgehängt. Lediglich der Auftraggeber der Testung kann mittels
eines Codes das Analyseergebnis seiner abgegebenen Pille zuordnen.
Begründet wird diese restriktive Informationshandhabung mit der
Annahme, so eine „Werbung“ für besonders „reine Proben“
zu vermeiden.
H. Kriener, R. Schmid, G. Smekal
(Verein Wiener Sozialprojekte, Klinisches Institut für
medizinische und chemische Labordiagnostik, AKH Wien,
Drogenkoordination der Stadt Wien): Bericht
zum wissenschaftlichen Pilot-Projekt ChEck iT! mit Daten und
Erfahrungen aus den Jahren 1997 und 1998, Wien 1999
http://www.checkyourdrugs.com/data/intern/06/pdf/bericht98.pdf
Bericht 1999 und 2000, Wien
2001. Hinweis von ChEck
iT!: Der Druckteufel hat auch
das Projekt ChEck iT! nicht
verschont. Bei folgenden Abbildungen ist uns leider ein Fehler
unterlaufen: Seite 18, Abb. 7: 1% MBDB
(nicht MDBD); Seite 19, Abb. 9: 86% MDMA (nicht MDA).
http://www.checkyourdrugs.com/data/intern/06/pdf/jahresbericht00.pdf
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2 Pillenwarnungen
Durch Drug-Checking-Programme
können gefährliche
Inhaltsstoffe in Pillen oder Pulver oder auch
übermäßige Dosierungen in Pillen frühzeitig, das
heißt oftmals vor dem Konsum, ausfindig gemacht werden.
Bedenkliche Testergebnisse werden auf Flyer und im Internet auf
diversen Homepages und in verschiedenen Newsletters im Rahmen von
vernetzten Frühwarnsystemen rasch publik gemacht. Auf diese Weise
können potentielle Konsumenten dieser Substanzen gewarnt werden
und zuweilen auch vom Konsum derselben abgehalten werden. Somit bietet
Drug-Checking eine Hilfe zur Vermeidung von Überdosierungen und
Vergiftungen im Umfeld der Drogen konsumierenden Szenen.
2.1 Amphetamin-Warnungen in den
90er Jahren
Zu Beginn der 90er Jahre war Speed
(Amphetamin, Methamphetamin) in
weiten Teilen der Technoszene verpönt. Man konsumierte Ecstasy,
eventuell auch LSD oder Zauberpilze und rauchte Gras und Haschisch.
Ecstasy-Pillen, die vom Ruf umgarnt waren, Speed zu enthalten, wurden
gemieden und nicht konsumiert. Die
meisten Warnungen betrafen damals Pillen, die ein Gemisch aus MDMA und
Amphetamin und/oder Methamphetamin enthielten. Doch der Anteil
der Pillen, die Amphetamin und/oder Methamphetamin enthielten, war ab
Mitte der 90er Jahre großen Schwankungen unterworfen,
insbesondere in den Jahren 1997 und 1998. Grund für den
plötzlichen Anstieg der Proben, die Amphetamin und/oder
Methamphetamin enthielten, war die „erfolgreiche“ Umsetzung des
Grundstoffüberwachungsgesetzes (GÜG, Kategorie I bis III) in
Deutschland sowie in Osteuropa (Rumänien und Bulgarien) im Jahr
1997. Durch die behördlichen
Grundstoffüberwachungsmaßnahmen in Deutschland konnten
abzweigungsverdächtige Grundstoffauslieferungen erkannt und vor
allem 1997 in großem Maße verhindert werden.
Im Jahr 1997 wurde in Deutschland die
Auslieferung von 22,9 Tonnen
Pieperonylmethylketon (PMK = Grundsubstanz zur Herstellung von MDMA)
verhindert, wobei ein Fall von 20 Tonnen für Schlagzeilen sorgte.
Des weiteren wurde in Osteuropa (Rumänien und Bulgarien) in
fünf Fällen die Auslieferung von zusammengerechnet 224 Tonnen
PMK (= 1,8 Milliarden Konsumeinheiten à 125 mg) verhindert.
Somit entstand 1997 eine Verknappung der benötigten Grundstoffe
zur Herstellung von MDMA auf dem Schwarzmarkt. Dies führte in der
Folge zu einer merklichen Destabilisierung des Ecstasy-Marktes und
nötigte die Produzenten ersatzweise Amphetamin und Methamphetamin
in Tablettenform herzustellen und auszuliefern. Innerhalb eines Jahres
konnten die Ecstasy-Produzenten neue Lieferanten ausmachen und nahmen
weitgehend die Amphetamin-Pillen wieder aus dem Sortiment. Bedingt
durch die oben beschriebenen Maßnahmen konsumierten viele
Jugendliche 1997 erstmalig Drogen, die sie eigentlich gar nicht
konsumieren wollten und statt einer empatischen und entaktogenen
Wirkung, die mit der Drogeneinnahme erzielt werden sollte, waren diese
junge Menschen ungewollt der aufputschenden Wirkung des Amphetamins
ausgesetzt. Statt einer Gefühlsdroge erhielten die Konsumenten
eine reine Leistungsdroge. Dies hatte erhebliche negative Auswirkungen
sowohl auf einzelne Personen wie auch auf das Partygeschehen im Ganzen
– Überheblichkeit und Aggressivität haben deutlich zugenommen.
Eine nicht geringe Anzahl der
Jugendlichen war über die Tatsache
frustriert, daß es kaum noch „gute“ Ecstasy-Pillen auf dem Markt
gab und stieg auf andere Drogen um, etliche begannen daraufhin auch
regelmäßig Speed zu schnupfen. Da Speed (Amphetamin) auf dem
Schwarzmarkt zumeist in äußerst schlechter Qualität
angeboten wird (etwa 50% der angebotenen Ware enthielt damals unter 10%
Wirkstoff, etwa 25% der Ware zwischen 10% und 20% und die restlichen
25% der Ware über 20% Wirkstoff) stiegen viele dieser Konsumenten
auf das stärker und länger wirkende Methamphetamin um. Der in
den Medien oft beklagte Einzug von „Hitlers
Wunderdroge Methamphetamin in unsere Diskotheken“ wurde durch
die Umsetzung des GÜG ursächlich befördert.
Im Jahr 1999 enthielten dann wieder
die meisten Pillen nur entaktogen
wirkende Substanzen (über 90% nur den Wirkstoff MDMA) und der
Anteil der Pillen mit Amphetamin und/oder Methamphetamin sank unter die
5% Marke.
Vergleiche hierzu: Drug-Checking in Europa - Die Situation
in verschiedenen Ländern im Vergleich
Referat
von Hans Cousto, vorgetragen am Freitag, 27. September 2002 in der
Friedrich - Schiller - Universität zu Jena anläßlich
des 7.
Internationalen Akzept - Drogenkongresse 2002 in Jena/Thüringen.
Der Text enthält präzise Angaben mit Übersichtstabellen
zu den Inhaltsstoffen von Ecstasy-Pillen aus den Jahren 1995 bis 2002.
Format: PDF, Größe:67 KB, 14 Seiten
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/dc112.pdf
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2.2 Atropin-Warnungen 1997
Im Oktober 1997 teilte Eve & Rave
Münster mit, daß in
den Niederlanden „Ecstasy-Pillen“ mit dem Wirkstoff Atropin vorgefunden
wurden. In der Schweiz wurden 1997 im Rahmen des Pilotprojektes Ecstasy
der Stiftung Contact in Bern ebenfalls mehrere Pillen untersucht, die
Atropin enthielten. Auf einem Plakat im A4-Format warnte die Stiftung
Contact vor dem Konsum von Pillen mit dem Wirkstoff Atropin mit
folgendem Text: „Atropin
bewirkt eine Blockierung der Schweißbildung. Beim Tanzen kann
dies innert kurzer Zeit zu einem Hitzschlag mit lebensbedrohlichen
Folgen führen. Atropin wirkt deutlich langsamer als MDMA. Die
Wirkung tritt erst nach 1-2 Stunden ein. Atropin wirkt zuerst erregend,
dann lähmend. Die narkoseartige Lähmung kann zum Koma und
Atemstillstand führen. Anzeichen einer Atropinvergiftung: Unruhe,
Erregung, Hautrötung, Austrocknung der Schleimhäute
(trockener Mund), Pupillenerweiterung, Halluzinationen, Krämpfe,
Herzrhythmusstörungen, Bewußtlosigkeit, Koma.“
Atropin diente für die Hersteller wohl als Ersatzstoff für
das Ende 1997 knapp gewordene MDMA. Atropin ist ein Halluzinogen,
daß in Nachtschattengewächsen vorkommt.
Medizinisch wird Atropin als
Wirkstoff in Augensalben und Augentropfen
verwendet. Atropin beeinflußt das Reaktionsvermögen.
Einzeldosis: 0,25 mg bis 3 mg. Dosierungen von mehr als 10 mg
können zu äußerst unangenehmen Nebenwirkungen
führen (trockener Mund, trockene Haut, Herzrasen, Trübung der
visuellen Wahrnehmung, starke Verwirrtheitszustände). Im Einzelnen
handelte es sich um die folgenden Pillen, die etwa 20% bis 30% Coffein
und 1% (3,3 - 3,8 mg) Atropin enthielten:
Atropin-Warnungen 1997
|
Pillen
NL: Logo
|
Bruchrille
|
Farbe
|
Durchmesser
|
Dicke
|
Sitzende Schildkröte |
ja
|
weiß
|
9 mm
|
3,4 mm
|
Tanzende
Schildkröte
|
ja
|
weiß
|
9mm
|
3,1 mm
|
Alien |
ja
|
weiß
|
11mm
|
3,3 mm
|
Dagobert Duck |
ja
|
blau
|
9 mm
|
3,3 mm
|
Lambjek |
ja
|
weiß
|
10 mm
|
3,4 mm
|
Super-Mario |
ja
|
weiß
|
10 mm
|
3,4 mm
|
Herz |
ja
|
pink
|
9mm
|
4,1 mm
|
Luigi |
ja
|
weiß
|
10 mm
|
3,4 mm
|
Pillen
CH: Logo
|
Bruchrille
|
Farbe
|
Durchmesser
|
Dicke
|
Poppeye
|
ja
|
weiß
|
10 mm
|
3,4 mm
|
Alien
|
ja
|
weiß
|
11 mm
|
3,8 mm
|
→ top
2.3 Benzylpiperazin-Warnung 2000
Im Frühjahr 2000 tauchte eine
bisher in den Szenen der Schweiz und
Deutschlands unbekannte Substanz auf, die unter dem Namen „BZP“
gehandelt wurde. Im April 2000 wurde diese Substanz dann erstmalig im
Rahmen des Drug-Checking-Programms von Eve & Rave Schweiz
analysiert. Am 13. April 2000 wurde dann die folgende Warnung im
Internet publiziert:
13.04.2000 |
Neue Substanzen im
Umlauf: Benzylpiperazine (BZP)
|
Wie wir durch unser Netzwerk
erfahren haben, wird in letzter Zeit vermehrt eine Substanz angeboten,
welche unter dem Namen „BZP“ gehandelt
wird. Eve & Rave Schweiz hat eine Probe (Pulver) erhalten, welche
zu ca. 40% Wirkstoff enthielt.
Bei BZP handelt es sich um:
Benzylpiperazine
Die Benzylpiperazine stellen eine neue Klasse von psychoaktiven
Substanzen dar. Sie können als Struturanaloga der
Beta-Phenylalkylamine
betrachtet werden und sind außerhalb von Fachkreisen weitgehend
unbekannt. Bis heute kennt man nur wenige Verbindungen, die sich als
psychoaktiv erweisen (weil u.a. auf diesem Gebiet noch keine
Forschungen unternommen wurden). Das unsubstituierte BZP
(Benzylpiperazin)
besitzt ähnliche Eigenschaften wie das Beta-Phenylalkylamin
Amphetamin und ist somit ein Psychostimulans. Für einen Rausch,
welcher 2-6 Stunden anhält, werden 20 - 100 mg benötigt. Ein
weiteres Benzylpiperazin-Derivat, welches zumindest eine schwache
psychoaktive Wirkung
aufweist, ist MDBP (= 3,4-Methylendioxybenzylpiperazin oder
Pieronylpiperazin). Es ist das Analog zum Beta-Phenylalkylamin MDA
(3,4-Methylendioxyamphetamin). Die für einen Rausch erforderliche
Dosis ist mit über 400 mg eher hoch. Der Rausch dauert einige
Stunden. Überträgt man die vielen strukturellen
Variationsmoeglichekiten der
Beta-Phenylalkylamine auf die Benzylpiperazine, so erhält man eine
Vielzahl von neuen Derivaten. Es liegen noch keinerlei Hinweise vor, ob
diese Strukturanaloga jeweils eine ähnliche Wirkung entfalten
und/oder eine ähnliche Struktur-Wirkungsbeziehung aufweisen.
Es ist nicht auszuschließen, daß in einigen Jahren auch
Benzylpiperazine auf dem Drogenmarkt angeboten werden. Da keinerlei
Zusammenhänge über Wirkung, Toxizität,
Neurotoxizität, Abhängigkeitspotential und psychische
Veränderungen vorhanden sind, ist Vorsicht geboten.
(Quelle: Psychedelische Chemie; D. Trachsel, N. Richard; Nachtschatten
Verlag, Solothurn 2000)
>>> http://www.eve-rave.ch
(Text nicht mehr online)
|
→ top
2.4 PMA- und PMMA-Warnungen 2000
bis 2002
Paramethoxyamphetamin (PMA) ist ein
methoxyliertes
Phentylaminderivat. Da die zur chemischen Synthese notwendigen
Vorläufersubstanzen nicht oder nicht rigoros kontrolliert werden
können (PMA kann etwa über die Ausgangssubstanz Anisöl
hergestellt werden) ist die Produktion von PMA einfacher und billiger,
als die Produktion der als Ecstasy bekannten Amphetaminderivate MDMA,
MDA, MDE und MBDB. Da für die Produktion von PMA andere
Vorläufersubstanzen als für die Produktion von MDMA und
andere Amphetaminderivate aus der „Ecstasy-Gruppe“ verwendet werden,
kann ausgeschlossen werden, daß PMA – in der Absicht MDMA zu
produzieren – zufällig entsteht. Es scheint daher, daß
Produzenten PMA wissentlich herstellen.
Bei etwa 0,6 mg PMA/Kg
Körpergewicht – also bei etwa 40 mg PMA bei
einer 70 Kg schweren Person – steigen nach etwa einer Stunde Blutdruck
und Körpertemperatur plötzlich und stark an. PMA-Konsumenten
fühlen bei dieser Dosierung einen alkoholähnlichen
Rauschzustand, nehmen halluzinogen-ähnliche Nachbilder und anomale
Körperempfindung, wie z.B. ein Kribbeln, Taub- oder Pelzigsein der
Haut, Einschlafen der Glieder und ähnliche Effekte wahr. Die
Wirkungen verschwinden nach zirka fünf Stunden ohne weitere
Nachwirkungen.
Todesfälle durch Überhitzung, innere Blutungen und
Organversagen
Bei höheren Dosierungen verursacht
PMA einen starken Anstieg
des Blutdrucks und der Körpertemperatur. Der Puls beginnt zu
rasen, die Atmung wird schneller und gleichzeitig schwerer, die Augen
bewegen sich sprunghaft, Muskelkrämpfe, Übelkeit und
Erbrechen können auftreten. Bei Temperaturen von 40 Grad Celsius
können Gehirnzellen beeinträchtigt werden, bei Temperaturen
über 40 Grad sind Bewußtlosigkeit und Koma keine Seltenheit,
ab 42 Grad Celsius werden innere Organe geschädigt. Nach dem
Konsum großer Mengen PMA können Herzrythmusstörungen
und krampfhafte Anfälle auftreten. Aufgrund der hohen
Körpertemperaturen kann es zu Blutungen im Magen, Dünndarm
und Dickdarm sowie zu Gehirnblutungen kommen. Betroffene fallen in ein
Koma und sterben nach durchschnittlich 6-24 Stunden an Organversagen.
Über Langzeitfolgen nach chronischem Gebrauch der Substanz ist
nichts bekannt. Bei gleicher Dosierung ist PMA jedoch sehr viel
toxischer als MDMA.
Die psychischen Wirkungen von PMA
setzen später als die Effekte
nach MDMA-Konsum ein und sind bei gleicher Dosierung schwächer
ausgeprägt. Konsumenten vermuten daher ein „schwach“ wirkendes
Ecstasy konsumiert zu haben und nehmen weitere Tabletten ein, um die
von ihnen erwünschte Ecstasy-Wirkung zu verspüren.
PMA kann in Ecstasy-üblichen
Dosierungen zum Tod
führen
Während Todesfälle durch die
als Ecstasy bekannten
Amphetaminderivate MDMA, MDE, MDA und MBDB ausgesprochen selten sind –
in Österreich ist seit 1990 nur ein einziger dokumentierter
Todesfall bekannt – endet der Konsum von PMA sehr häufig mit dem
Tod.
Alle an den PMA-Folgen verstorbenen
Personen waren der Meinung, MDMA
oder MDA – also Ecstasy – konsumiert zu haben. Trotz schwerer
körperlicher Symptome, wie starker Überhitzung, suchte keine
dieser Personen oder Freunde der Betroffenen rechtzeitig medizinische
Hilfe, da sie Angst hatten wegen Drogenbesitzes angezeigt zu werden.
Alle im Jahr 2000 an PMA-Effekten verstorbenen Personen, waren der
Meinung, Ecstasy in Form von Mitsubishi-Tabletten, konsumiert zu haben.
Allen Betroffenen wurde zum Verhängnis, daß sie nicht eine
oder zwei Tabletten, sondern mehrere PMA-Tabletten konsumierten. Die
Verstorbenen dürften also jeweils mehrere hundert Milligramm PMA
in ihrem Organismus gehabt haben.
Quelle: Verein Wiener Sozialprojekte, ChEck it! (2004): PMA, auf: www.checkyourdrugs.at
Nach zwei Todesfällen in Bremen
aufgrund des Konsums von PMA gab
die DROBS in Hannover am
1.08.2000 eine PMA-Warnung heraus und informierte befreundete
Szeneorganisationen über die tragischen Ereignisse in Bremen. Eve & Rave Schweiz warnte
erstmalig am 10.08.2000 auf seiner Homepage vor dem Konsum von PMA,
nachdem die DROBS in Hannover berichtete, daß zwei Personen aus
Niedersachsen höchstwahrscheinlich an den Folgen des Konsums von
PMA gestorben seien. Auch das Projeckt ChEck iT! warnte
wegen den sich häufenden Todesfällen nach dem Konsum von PMA
wiederholt auf seiner Homepage (Meldungen vom 11.08.2000, 18.09.2000
und 9.10.2000) vor dem Konsum dieser Substanz. Eve & Rave Berlin setzte die
erste Warnung am 11.10.2000 auf seine Homepage. In der Folge wurden
immer mehr Pillen mit dem Wirkstoff PMA analysiert, vor allem auch in
Frankreich. So mußten immer wieder neue Warnungen herausgegeben
werden. Eve & Rave Berlin
verfaßte dann längere ausführliche Texte zu den
Substanzen PMA und PMMA und den Folgen des Konsums und ergänzte so
die kurzen Warnungen in den News. In der Folge sind die PMA-Warnungen
wiedergeben, so wie sie in den News auf der Homepage von Eve & Rave
Berlin erschienen sind. Genauso wie in den News sind bei den einzelnen
Meldungen ab dem Jahr 2001 jeweils die Links zu den ausführlichen
Warnungen beigefügt. Alle Warnungen sind heute noch online
verfügbar.
11.10.2000 |
Lebensgefährliche
Ecstasy-Falsifikate im Umlauf! |
In den letzten Monaten tauchten
sowohl in Dänemark und Norwegen als
auch in Österreich wiederholt Pillen auf, die als
»Ecstasy« deklariert
wurden, jedoch kein MDMA enthielten, sondern Para-Methoxy-Amphetamin
(PMA) und/oder Para-Methoxy-Methamphetamin (PMMA).
PMA
wie auch PMMA führen nicht selten schon in geringen Dosierungen
unter
100 mg zu einem abrupten Anstieg des Blutdrucks und der
Körpertemperatur. Zusätzlich können Muskelzuckungen,
extrem hoher Puls,
erschwerte Atmung, Übelkeit und Erbrechen auftreten. PMA bedingte
körperliche Disfunktionen haben in einigen Fällen zum Tod der
Konsumenten besagter Pillen geführt. PMA und/oder PMMA können
bereits
in MDMA-üblichen Dosierungen tödlich wirken.
Bisher tauchten
weiß-beige und rote »Mitshubishis« mit dem
Inhaltsstoff PMA (ca. 40 mg)
und weiße Pillen mit der Prägung »E« und den
Inhaltsstoffen PMA (ca. 20
mg) und PMMA (ca. 40 mg) auf. Alle drei Pillenarten hatten eine
zylindrische Form (Durchmesser: 7 mm, Dicke: 5 mm) und ein Gewicht von
etwa 220 - 230 mg. Keine der Pillen hatte eine Bruchrille.
Quelle: http://www.eve-rave.net/abfahrer/news.sp?show=all
|
Fünf Wochen später:
24.11.2000 |
Pillenwarnung –
Update: PMA- und PMMA-Pillen mit Todesfolge |
Bislang waren in
Dänemark,
Norwegen und Österreich als »Ecstasy« verkaufte Pillen
mit den Logos »Mitsubishi« (in weiß, in beige
und
in rot), »Versache« in weiß und »E«
in weiß aufgetaucht, die PMA (Para-Methoxy-Amphetamin) und/oder
PMMA
(Para-Methoxy-Methamphetamin) enthielten. Die von der Form her nahezu
identisch gefertigten Pillen hatten jeweils einen Durchmesser von 7 mm
und waren 5 mm dick. Die wie kleine Tönnchen aussehenden Pillen
waren
jeweils beidseitig leicht gewölbt und hatten keine Bruchrille.
Wie bereits in dieser Rubrik am 11.10.2000 unter dem Titel: Lebensgefährliche
Ecstasy-Falsifikate im Umlauf!
gemeldet wurde, hat der Konsum besagter Pillen schon mehrfach zum Tod
der Konsumenten geführt. Jetzt ist nach polizeilichen Angaben auch
in
Rheinland Pfalz eine junge Frau an den Folgen von PMA gestorben,
Mitkonsumenten berichteten über starke Beeinträchtigungen in
Folge der
Einnahme der PMA-Pillen. Laut Angaben des Polizeipräsidiums
Koblenz und
des Landeskriminalamtes in Mainz haben Ermittlungen ergeben, daß
durch
die Einnahme einer als »Ecstasy« deklarierten Pille mit dem
Inhaltsstoff PMA (statt MDMA) eine 18-jährige Frau in Wittlich
(Kreis
Bernkastel-Wittlich) Anfang November zu Tode gekommen sei.
Seitens der Polizei wurde
über die neu aufgetauchte Pille
lediglich bekannt gemacht, daß das Logo einen »Elephanten«
abbilde. Ob weitere Faktoren oder andere chemische Inhaltsstoffe
für
den Tod der Frau (mit)verantwortlich waren, ist bislang ungeklärt
und
wird noch untersucht.
Quelle: http://www.eve-rave.net/abfahrer/news.sp?show=all
|
Fünf Monate später:
24.04.2001 |
Gehäuftes
Auftreten von PMA-Pillen in Frankreich |
Pillenwarnung
–
Update vom 24.04.2001. Die Organisation SINTES (Système
d'identification national des toxiques et substances) der
französischen
Gesundheitsbehörden gab am 13. April 2001 eine eindringliche
Pillenwarnung heraus. In Frankreich sind im Februar 2001 mehrere als
»Ecstasy« angebotene Pillen aufgetaucht, die nicht den
Ecstasy-Wirkstoff MDMA, sondern den Wirkstoff PMA
(Para-Methoxy-Amphetamin) enthielten. Die in den Regionen Aquitaine,
Burgund, Champagne und Franche Comté aufgetauchten
Ecstasy-Falsifikate
waren alle mit dem Logo »Superman« geprägt.
PMA führt nicht selten schon
in Dosierungen unter 100 mg
zu einem
abrupten Anstieg des Blutdrucks und der Körpertemperatur.
Zusätzlich
können Muskelzuckungen, extrem hoher Puls, erschwerte Atmung,
Übelkeit
und Erbrechen auftreten. PMA bedingte körperliche Disfunktionen
haben
im vergangenem Jahr mehrfach zum Tod von Konsumenten geführt, die
ahnungslos solche Ecstasy-Falsifikate eingenommen hatten. PMA kann
bereits in MDMA-üblichen Dosierungen tödlich wirken.
>>> http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/dc101.pdf
(36 KB, 4 Seiten)
|
Vier Monate später:
15.08.2001 |
Pillenwarnung: wieder PMA-haltige
Ecstasy-Falsifikate im Umlauf |
Pillen mit dem Logo „XTC“ und
dem
Inhaltsstoff Para-Methoxy-Amphetamin (PMA) führten in Belgien zu
zwei Todesfällen. Die PMA-Pille ist rund, hat
einen Durchmesser von ungefähr 8 Millimeter, ist 4 Millimeter
dick, hat eine beige Farbe mit hellbraunen Punkten und trägt dass
Logo xTc. Siehe auch: News vom 24.04.2001
>>> http://www.eve-rave.net/vfd/20020111-1.htm
|
Drei Monate später:
04.11.2001 |
Wieder
Ecstasy-Falsifikate im Umlauf |
In den
Niederlanden kam es zu
Todesfällen wegen „unsauberen“ Ecstasy-Pillen mit einer sehr
hohen Menge PMA
und etwas MDMA. Im Laufe der letzten eineinhalb Jahre sind weltweit
zumindest 20 Personen an den
Folgewirkungen als Ecstasy verkaufter PMA-Tabletten verstorben. Mehr
dazu:
|
>>> http://www.eve-rave.net/presse/presse01-11-04.html |
Acht Monate später:
→ top
2.5 Warnungen vor hochdosierten
MDMA-Pillen und MDA-Pillen
Bis 1986 fiel MDMA nicht unter die
betäubungsmittelrechtlichen
Vorschriften und wurde vor allem im Rahmen von psychotherapeutischen
Sitzungen genutzt. Auch in esoterisch angehauchten Szenen und in
Kreisen des schwulen Undergrounds wurde damals MDMA gerne konsumiert.
Die übliche Dosis lag bei 125 mg für eine erwachsene Person
mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von etwa 70 bis 80 Kg.
In den ersten Jahren nach dem Verbot
der Substanz änderte sich
erstmals nur wenig bezüglich Dosis und Reinheit der Ware, die auf
dem Schwarzmarkt angeboten wurde. Erst als in den Medien Mitte der 90er
Jahre Ecstasy zum Dauerthema wurde und die Substanz durch die
Berichterstattung zusehends an Popularität gewann, änderten
sich die Gegebenheiten auf dem Schwarzmarkt. 1995 lag der mittlere
Wirkstoffgehalt von den in Berlin durch Eve & Rave zur Analytik
vermittelten MDMA-Pillen immer noch bei 115 mg. Enthielten Pillen mehr
als 150 mg MDMA (Hydrochlorid), dann wurde in der Pillenliste der
folgende Satz eingefügt: „160 mg
MDMA ist eine große Dosis „Entaktogen“, die zu Irritationen und
Unwohlsein führen kann.“ Spezielle Warnungen wurden jedoch
nicht herausgegeben. 90% der Pillen, die nur MDMA enthielten, hatten
1995 einen Wirkstoffgehalt von 100 mg oder mehr. Pillen, die weniger
als 100 mg MDMA enthielten, wurden in der Szene als „leichte“ Pillen
bezeichnet, wie der folgende Spruch aus der Pillenliste 1995/96
dokumentiert:
100 mg
MDMA = Flower Power Light
100 µg LSD = Flower Power Full Flavor
|
|
Ecstasy - Pillen.
Analysen von Eve & Rave Berlin aus den Jahren 1995 und 1996.
Format: PDF, Größe: 212KB, 38 Seiten, S. 13
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/ecstasy_pillen_95_96.pdf
Im Jahr 1997 wurden keine Pillen mit
mehr als 150 mg MDMA von Eve &
Rave getestet, jedoch mehrere Pillen mit mehr als 150 mg MDE respektive
MDE und MDMA (Kombipräparate). Die Warnungen waren in den
Pillenlisten bei den Hinweisen zur Dosierung integriert. Spezielle
Warnflyer wurden nicht erstellt. 1998 wurde von Eve & Rave keine
Probe mit mehr als 150 mg Wirkstoff getestet. 1999 wurde eine Probe mit
mehr als 150 mg MDMA getestet, ebenso eine MDA-Probe. Im Jahr 2000
wurde keine Probe mit mehr als 150 mg MDMA getestet, jedoch zwei
MDA-Pillen mit 79 mg respektive 87 mg Wirkstoffgehalt. Spezielle
Warnhinweise wurden auch hier nicht herausgegeben, da in den
Pillenlisten Hinweise zu den Dosierungen wie auch zu den
unterschiedlichen Wirkungsprofilen der einzelnen Substanzen abgedruckt
waren.
MDA-Dosierungen
zwischen 60 mg und 100 mg
werden im
allgemeinen als sehr angenehm
empfunden. Eine Intensivierung der optischen, akustischen und
taktilen (den Tastsinn betreffend) Eindrücke vermischen sich mit
leichten Halluzinationen. Die Denkleistung wird leicht gesteigert und
Zusammenhänge bezüglich der eigenen Standortbestimmung im
Universum werden einem plötzlich offenbar. Dosierungen unter 100
mg führen selten zu unangenehmen körperlichen Nebenwirkungen.
Bei Dosierungen zwischen 120 mg und
160 mg kommt es hingegen schon häufiger zu Muskelzittern, Brechreiz (vor allem
in der Anfangsphase der Wirkung) und zu Orientierungsschwierigkeiten.
Dosierungen von über 100 mg sollten von unerfahrenen und/oder
ungeübten Psychonautikern nicht genommen werden, da die intensiven
Halluzinationen und die vielen und rasch auftauchenden Assoziationen
nicht verarbeitet werden können. In der Folge kann es zu
Verwirrtheit und panikartigen Angstzustände kommen. MDA gilt als
neurotoxischer (nervengiftiger) als MDMA, MDE und MBDB. MDA beginnt
etwa 30 bis 60 Minuten nach der oralen Einnahme zu wirken. Die
Intensität der Wirkung erreicht dann rasch ihren Höhepunkt
und hält auf hohem Niveau während etwa fünf Stunden an
um danach langsam wieder abzuklingen. MDA ist weniger halluzinogen als
LSD, jedoch wesentlich stärker als MDMA. Dafür ist die
empatische und entaktogene Wirkung nicht so ausgeprägt wie bei
MDMA.
Bis Anfang des Jahres 2004 tauchten
MDA-Pillen recht selten auf. Im
Februar 2004 kam es dann jedoch zu einer Häufung des Auftauchens
MDA-haltiger Pillen. Von ChEck iT! in
Wien wurden per E-Mail Warnungen mit Bildern der Pillen an verschiedene
Szeneorganisationen und Drogenberatungsstellen verschickt. Auch die DROBS in Hannover verschickte nach
Erhalt verschiedener Testresultate entsprechende Warnungen an
befreundete Organisationen. Eve & Rave Berlin setzte dann den
folgenden Hinweis auf seine Homepage:
13.03.2004 |
Pillenwarnung –
Vermehrtes Auftauchen von MDA-Pillen |
In den
Monaten Januar 2004 und
Februar 2004 wurde im Rahmen von
Drug-Checking-Programmen sowohl in Österreich als auch in den
Niederlanden verschiedene Pillen, die als „Ecstasy“ angeboten wurden,
mit dem Wirkstoff MDA entdeckt. Es handelt sich hierbei um Pillen mit
den Prägungen Donald Duck (weiß, 27 mg MDA), Doppelblitz
(grün, 53 mg MDA), Techno Pool (zylindrisch, ocker, 30 mg
MDA; abgestuft respektive beidseitig aufgesetzt, ocker, 38 mg MDA), Ying
Yang (weiß, 23 mg MDA), Diamant (gelb, 40 mg MDA), Flugzeug
(gelb, 45 mg MDA), Dagobert Duck (beige, 30 mg MDA), D
& G (blau, 40 mg MDA). Zudem sind sehr hoch dosierte Pillen mit
dem Logo Drache (rot, 171,2 mg MDMA und 4,9 mg MDE) im Umlauf.
|
>>> http://www.eve-rave.net/download.sp?file=dc114.pdf
|
Hochdosierte MDMA-Pillen tauchten
auch im September 2004 und im April
2005 in Zürich auf. Am 16. April 2005 testete Streetwork Zürich an einer Eve & Rave Benefizparty eine
MDMA-Pille mit 170 mg Wirkstoff. Auch Eve & Rave Schweiz hatte
zuvor mehrere recht hoch dosierte MDMA-Pillen getestet. Nachdem
Streetwork Zürich eine Warnung per E-Mail verschickt hatte, wurde
die folgende Meldung ins Netz gestellt:
23.04.2005 |
Pillenwarnung –
Vermehrtes Auftauchen hochdosierter MDMA-Pillen |
Derzeit sind eine ganze Reihe
sehr
hoch dosierter MDMA-Pillen im
Umlauf. In Zürich wurde eine rote Pille mit dem Logo
„Mercedesstern“
getestet, die 170 mg MDMA enthielt. Diese Pillen sind auch in
Deutschland im Umlauf. Vorsicht ist geboten! Weitere Pillen mit hohen
und extrem hohen Dosierung sind in der Pillenwarnung aufgelistet.
>>>
http://www.eve-rave.net/download.sp?file=dc116.pdf |
→ top
2.6 Kokain-Warnung
Ende November 2004 tauchte in
verschiedenen Ländern Europas ein
Kokain-Atropin-Gemisch auf, das zu 60% Kokain und zu 30% Atropin
enthielt. Dutzende von Menschen mußten nach dem Konsum dieses
Präparates hospitalisiert werden. In Italien starb eine Person
nach dem Konsum dieser verschnittenen Ware. Eve & Rave Berlin verfaßte
eine Warnung hierzu und stellte sie ins Netz, verschickte E-Mails an
befreundete Organisationen, Foren und an die Medien. Am schnellsten
reagierten die Foren, die diese Meldung umgehend publizierten, auch
einige Organisationen reagierten recht schnell und stellten die Warnung
ins Netz und/oder informierten ihre Leser in der Form von Newsletters,
die im allgemeinen gratis per Abonnement bezogen werden können.
Hingegen hat keine einzige Zeitung, kein einziger Radiosender und keine
Nachrichtenagentur diese Meldung im deutschsprachigen Raum
übernommen und publiziert. Sorgten früher einzelne
Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von Ecstasy für
ganze Medienkampagnen und fetten Schlagzeilen in der Boulevardpresse,
so scheint das Thema Kokain (mit Ausnahme der Polizeiberichterstattung
betreff Beschlagnahmung großer Mengen) auf kein Interesse in der
Medienlandschaft zu stoßen. Mehrere Überprüfungen mit
Suchmaschinen in den Nachrichten zeigten, daß auch in der
französischen und italienischen Presse erstaunlich wenig über
diese Vorfälle berichtet wurde, obwohl es in diesen Ländern
zu mehreren folgenschweren Vorfällen aufgrund des Konsums dieses
Substanzgemisches kam. Hier zeigte es sich sehr deutlich, wie wichtig
alternative Informationsquellen für die Aufklärung und
Schadensminderung sind, da bei einem akuten Handlungsbedarf kein
Verlaß auf die Massenmedien ist.
19.12.2004 |
Warnung:
Tödliches Kokain-Atropin-Gemisch europaweit im Umlauf |
Derzeit
ist in Europa ein Kokain-Atropin-Gemisch, das als besonders
hochwertiges Kokain zu überhöhten Preisen angeboten wird, im
Umlauf. In
mehreren Ländern der Europäischen Union [Belgien, Frankreich,
Italien,
Niederlande] wurden insgesamt bisher 57 Personen aufgrund des Konsums
dieses Gemisches mit Vergiftungserscheinungen in Krankenhäuser
eingeliefert. Eine Person ist nach dem Konsum dieses Gemisches
gestorben. Atropin bewirkt eine Beschleunigung des Pulsfrequenz, das
Auftreten von Herzrhythmusarrhythmien [ungegelmäßiger
Pulsschlag], das
Auftreten einer Peristaltikhemmung [Verhinderung der Weiterleitung der
Nahrung im Magen und im Darm], das Auftreten von Spasmolysen
[Krämpfe]
im Mastdarm und in der Blase wie auch im Bereich der Bronchen, eine
Hemmung der Speichel- und Schweißsekretion und eine Erweiterung
der
Pupillen in Verbindung mit einer Steigerung des Augeninnendrucks.
Vor dem Konsum dieses
Kokain-Atropin-Gemisches wird
dringend gewarnt!
Wenn möglich sollten im Zweifelsfall Kokain-Proben bei einer
Institution, die Drug-Checking durchführt, zur Untersuchung
abgegeben
werden! Nach der Auflistung und der Beschreibung der
Vergiftungsfälle
in Europa sind in dieser Pressemitteilung die wesentlichen Merkmale von
Atropin dargestellt und Hinweise zur ersten Hilfe in Notfall
aufgefüht.
>>> http://www.eve-rave.net/presse/presse04-12-19.html
|
→ top
2.7 Eine neue Substanz taucht
auf:
Meta-Chlorphenylpiperazin
[m-CPP]
Meta-Chlorphenylpiperazin (m-CPP)
gehört zur chemischen Gruppe der
Piperazine. Die chemische Bezeichnung ist 1-(3-Chlorphenyl)piperazin.
Bunten Pillen mit dem Wirkstoff m-CPP sind Ende Mai und Anfang Juni im
Raum Köln, im Raum Berlin, im Raum Stuttgart, in den Niederlanden
sowie in der Schweiz aufgetaucht. Zuvor wurden diese bunten Pillen
bereits in Frankreich, in Schweden und in den USA in Umlauf gebracht.
Zudem wurden Ende April 2005 in Frankreich blau-weiße Kapseln mit
einer bunten Pulverfüllung mit dem gleichen Wirkstoff im
Département Marne (östlich von Paris) sichergestellt. Da
m-CPP (noch) nicht unter die Bestimmungen des
Betäubungsmittelgesetzes fällt, ist zu erwarten, daß
diese Substanz als Ausweichmittel (Ersatzmittel) für MDMA
weiterhin produziert wird und in nächster Zeit vermehrt auf dem
Schwarzmarkt auftauchen wird, insbesondere weil die Ausgangsstoffe, die
man für die Synthese benötigt, relativ leicht zu bekommen
sind. Der Konsum von m-CPP führt zu keinerlei entaktogenen
und/oder empathogenen Effekte, jedoch recht oft zu unerwünschten
und unangenehmen Nebenwirkungen.
Mitte Juni veröffentlichte Eve
& Rave Berlin eine entsprechende Warnung, die in Foren,
diversen Internetseiten von Szeneorganisationen und Drogenberatungen
wie auch in Szenemagazinen veröffentlicht wurde.
14.06.2005 |
Pillenwarnung –
Vermehrtes Auftauchen von Ecstasy-Falsifikaten |
In verschiedenen Ländern
Europas wie auch in den USA sind bunte Pillen
ohne Logo aufgetaucht, die den Wirkstoff Meta-Chlorphenylpiperazin
[m-CPP] enthalten. Nach dem Konsum dieser Pillen kommt es oft zu
heftigen und unangenehmen Nebenwirkungen, wobei nur wenig eines
erwünschten psychotrop wirkenden Effekts zu verspüren ist.
Des weiteren
sind Pillen [Euro, LOVE] mit dem Wirkstoff MDHOET, der kaum psychoaktiv
wirkt, im Umlauf. Zudem ist eine Pillenart [Doppelblitz] aufgetaucht,
die den Wirkstoff MDA enthält.
>>> http://www.eve-rave.net/download.sp?file=dc117.pdf
|
Wenige Tage vor der Street Parade in
Zürich untersuchte Eve &
Rave Schweiz
ebenfalls eine bunte Pille, die den Wirkstoff m-CPP enthielt. Eve
& Rave Schweiz gab eine Medieninformation heraus und mehrere
Radiosender warnten die Raver noch rechtzeitig vor der Parade vor
diesen bunten Pillen und einige Tageszeitungen druckten die Warnung zum
Teil mit Abbildung der Pille ab. Beispielhaft ist hier der Text, der am
12. August 2005 in der Basler Zeitung erschien, wiedergegeben:
Street Parade: Warnung vor mysteriösen
«Smarties»
Solothurn/Zürich.
AP/baz. Die szenennahe Drogenanlaufstelle
«Eve &
Rave» hat im Vorfeld der Street Parade vor einer weiteren
neuartigen,
offenbar erstmals in der Schweiz aufgetauchten, mysteriösen
Party-Droge
gewarnt. Es handelt sich um bunt gesprenkelte Pillen, die unter der
Bezeichnung «Smarties» unter die Leute gebracht werden, wie
Roger
Liggenstorfer, Präsident der Anlaufstelle, am Freitag auf Anfrage
erklärte. Eine Laboruntersuchung ergab, dass die Pille nicht den
Ecstasy-Wirkstoff MDMA enthält, sondern das sogenannte
Meta-Chlorphenylpiperazin (m-CPP).
Die Pillen wurden am vergangenen Wochenende in der Bahnhofapotheke
Solothurn abgegeben und dürften nun auch an der Street Parade im
Umlauf
sein, wie Liggenstorfer in einer Pressemitteilung warnte.
Neben einer vergleichsweise schwachen psychotropen Wirkung mit
Glücksgefühlen und optischen Veränderungen verursacht
die neuartige
Droge nach bisherigen Erkenntnissen unangenehme Nebenwirkungen wie
Kopfschmerzen, Nervosität, Schweratmigkeit, Erbrechen,
Müdigkeit,
Nierenschmerzen und eine mehrere Tage anhaltende Niedergeschlagenheit.
>>> http://www.baz.ch/news/index.cfm?ObjectID=ABA342F8-60CF-2062-F4A68B5DEE39CD71 |
|
Am Tag der Street Parade führte Streetwork
Zürich auf der Energy-Party im Hallenstadion ein
Pill-Testing vor Ort durch. Auch dort wurde eine dieser bunten Pillen
mit dem Wirkstoff m-CPP untersucht. Zudem tauchte eine weitere Pille
(mit dem Firmenlogo des Autoherstellers Rolls Royce) mit besagtem
Wirkstoff beim Pill-Testing auf der Energy-Party auf. Streetwork
Zürich informierte noch in der Nacht Eve & Rave Schweiz
telephonisch, da Eve & Rave unweit der „Roten Fabrik“ direkt am See
ein Zelt mit einem Drogeninformationsstand eingerichtet hatte und auf
einem Chiff eine Chill-Area mit einem Bereich für
Fachinformationen zu Drogen betrieb. So konnte auch Eve & Rave vor
den neu aufgetauchten Pillen warnen.
Wenige Tage nach der Street Parade verschickte Streetwork Zürich
per E-Mail die genauen Daten der Analyse sowie Photos dieser Pillen an
diverse Organisationen, die dann entsprechende Warnungen im Internet,
Newsletters wie auch in Magazinen publizierten. Am Wochenende nach der
Street Parade wußten viele Tausend Raver über die neu
aufgetauchten Ecstasy-Falsifikate Bescheid und konnten so diese
Falsifikate meiden und ihre Freunde warnen.
21.08.2005 |
Pillenwarnung: Neues
Ecstasy-Falsifikat aufgetaucht |
Ein neues Ecstasy-Falsifikat
ist
aufgetaucht. Es handelt sich dabei um
eine Pille mit dem Logo der Firma Rolls Royce, leicht Pink mit
dunkelroten Sprenkeln und Bruchrille. Die Pille enthält den
Wirkstoff
Meta-Chlorphenylpiperazin [m-CPP]. Bunte Pillen ohne Logo mit dem
gleichen Wirkstoff tauchen seit Monaten in ganz Europa wie auch in den
USA immer wieder auf. Auch diese Pillen sind nach wie vor sowohl in der
Schweiz als auch in Deutschland im Umlauf. Nach dem Konsum von Pillen
mit dem Wirkstoff m-CPP kommt es oft zu heftigen und unangenehmen
Nebenwirkungen, wobei nur wenig eines erwünschten psychotrop
wirkenden
Effekts zu verspüren ist.
>>>
http://www.eve-rave.net/download.sp?file=dc118.pdf |
→ top
2.8 GHB-Aufklärung und
GHB/GBL-Warnungen
GHB (Gamma-Hydroxybutyrat) ist ein
Narkotikum (Narkosemittel) mit
hypnotischen
(einschläfernden) Eigenschaften ohne analgetische
(schmerzstillende)
Wirkung. GHB ist ein Metabolit (im biologischen Stoffwechsel
umgesetzter
Stoff; Zwischenprodukt beim Stoffwechsel; im Organismus synthetisierter
Stoff) des im zentralen Nervensystem dämpfend wirkenden
Neurotransmitters
GABA (Gamma-Aminobuttersäure) und befindet sich auch selbst als
eigenständiger
Neurotransmitter im menschlichen Körper. GHB wurde 1960 erstmals
synthetisiert
und seitdem auch als Arznei eingesetzt. Es wird, da es in der
Technoszene
zur Stimmungsaufhellung und Luststeigerung als Flüssigkeit oral
eingenommen
wird, auch „Liquid Ecstasy“ genannt, obwohl es in keiner Art mit
Ecstasy
(MDMA) verwandt ist. GHB bewirkt eine Stimulierung der Wachstumshormone
und begünstigt den Fettstoffwechsel. Deshalb wird GHB von
BodybuilderInnen
als Aufbausubstanz eingenommen.
Bis Ende des Jahres 2001 fiel GHB
weder in Deutschland noch in der
Schweiz unter die Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes. In
der Schweiz war GHB in zahlreichen „Smart-Shops“ erhältlich und
zumeist wurde den Kunden beim Kauf der Substanz eine
Gebrauchsinformation mit Hinweisen zu Risiken und Nebenwirkungen
ausgehändigt. Diese Gebrauchsinformationen waren zum Teil in vier
Sprachen abgefaßt und enthielten auch Hinweise, was bei einer
Überdosierung zu unternehmen sei.
Nachdem es vereinzelt immer wieder zu gesundheitlichen Problemen nach
dem Konsum von GHB in Kombination mit Alkohol und/oder anderen Drogen
gekommen war und deswegen von größeren Parties manchmal
gleich mehrere Personen in Krankenhäuser eingeliefert werden
mußten, wurde GHB den betäubungsmittelrechtlichen
Vorschriften unterstellt. Am 24. Januar 2002 teilten das Schweizerische
Bundesamt für Gesundheitswesen und das Schweizerische
Heilmittelinstitut Swissmedic in nahezu
gleichlautenden Presseerklärungen mit, daß seit dem 1.
Januar 2002
diverse Substanzen (darunter auch GHB) neu den
betäubungsmittelrechtlichen Bestimmungen
unterstellt wurden. Bemerkenswert erscheint hier, daß die
Öffentlichkeit erst mehrere Wochen nach dem Inkrafttreten der
neuen Bestimmung informiert wurde. In Deutschland wurde GHB mit der
Sechzehten Verordnung zur Änderung der
betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften vom 18. November 2001 mit
Wirkung ab dem 1. März
2002 unter die betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften gestellt.
Die Öffentlichkeit wurde diesbezüglich seitens der
Bundesregierung nicht informiert. Eve & Rave Berlin
veröffentlichte jedoch diesbezüglich am 11. Januar 2002 eine
Pressemitteilung mit Hinweisen zur Schadensminderung.
Pressemitteilung von Eve & Rave Berlin zum GHB-Verbot in
Deutschland vom 11. Januar 2002
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse02-01-11.html
Pressemitteilung von Eve & Rave Berlin zum GHB-Verbot in der
Schweiz vom 2. Februar 2002
http://www.eve-rave.net/abfahrer/presse/presse02-02-02.html
Das Verbot hat weder eine
Verminderung des Angebotes noch des Konsums
von GHB bewirkt. Jedoch werden seit dem Verbot zusätzlich noch die
Substanzen GBL (Gamma-Butryrolacton)
und BDO (Gamma-Hydroxybutanol),
die nicht unter die Bestimmungen der Betäubungsmittelgesetze
fallen, auf dem Schwarzmarkt angeboten. GBL und BDO sind wichtige
chemische Zwischenprodukte und sind im
Großhandel für Chemikalien erhältlich, jedoch selten in
klinisch reiner
Form, so daß auf dem Schwarzmarkt für psychotrope Substanzen
häufig
verunreinigtes GBL und BDO angeboten wird und somit mit
unerwünschten
wie auch unangenehmen Nebenwirkungen zu rechnen ist.
GBL (Gamma-Butyrolacton) ist
eine Verläuferstubstanz
von GHB und wird im Körper zu GHB umgewandelt. GBL ist ein viel
verwendetes Lösungsmittel (Farbentferner, Grafittientferner,
Nagellackentferner, Reinigungsmittel). GBL wird auch zur Herstellung
von Pharmazeutika und Chemikalien für die Landwirtschaft
verwendet. GBL
ist für die chemische Industrie unersätzlich, das
heißt, GBL kann nicht
durch andere Stoffe substituiert werden. GBL ist stark ätzend und
kann die Schleimhäute reizen.
BDO
(Gamma-Hydroxybutanol) ist eine wasserlösliche, farblose
(zähe)
Flüssigkeit und wird in der Chemie wegen seiner hygroskopischen
(die
Feuchtigkeit anziehenden) und weichmachenden Eigenschaften an Stelle
von Glycerin und Glycol (auch Glykol, einfachster zweiwertiger Alkohol)
verwendet und zwar in der Textil- und Papierindustrie und zur
Rauchwarenveredlung. Es ist außerdem ein wichtiges
Zwischenprodukt zur
Synthese anderer Chemikalien, unter anderem auch von Gamma-Butyrolacton.
Die narkotische Wirkung von GBL und BDO dauert
länger als die von GHB. BDO belastet die Leber stärker als
GHB und die
Dosierung von GBL und BDO ist wesentlich niedriger anzusetzen als bei
GHB. GBL und BDO sind selten auf dem Schwarzmarkt in klinisch reiner
Form erhältlich. Deshalb muß immer mit Nebenwirkungen durch
herstellungsbedingte Verunreinigungen gerechnet werden.
Durch des Wegfallen von
Gebrausinformationen beim Verkauf (auf dem
Schwarzmarkt) der Substanzen und durch das Auftauchen der Stoffe GBL
und BDO ist es in den Jahren nach dem Verbot vermehrt zu Intoxikationen
mit schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen gekommen. Deshalb
hat Hans Cousto die Fachinformation zu GHB für den
nichtmedizinischen Gebrauch überarbeitet und mit genauen
Dosierungshinweisen zu GBL und BDO ergänzt und im Internet
veröffentlicht.
Hans Cousto: Fachinformation: GHB – Mischkonsum (Endogener
Neurotransmitter)
http://www.drogenkult.net/?file=GHB
Eve & Rave Berlin hat im Verbund
mit verschiedenen Foren und
anderen Organisationen immer wieder in Newsletters vor den
Wechselwirkungen von GHB mit Alkohol gewarnt. Nachdem an der vergangenen
Lake Parade Ende Juli 2005 in Genf 70 Raver nach dem Konsum von GBL mit
Herzgefäßproblemen auf der Notfallstation gelandet waren und
bekannt wurde, daß es in der Schweiz bisher
zu mehr als 450 Vergiftungen und ein Todesfall gekommen war, warnten
vor der Street Parade in der ersten Augustwoche 2005 auch die
Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme
wie auch die Medien massiv vor dem Konsum von GHB und GBL. So schrieb
die Zürcher SonntagsZeitung am 7. August 2005 u.a.:
Lebensgefährliche
Partydroge
Bereits 450
Vergiftungen und ein Todesfall durch den Farbverdünner GBL
(...)
Bis 2001 war das mit
GBL verwandte GHB (Gamma-Hydroxybutyrat) in der Schweiz legal
erhältlich. «Der legale Verkauf von GHB war weniger
gefährlich, weil
dabei über Nebenwirkungen und Gefahren informiert werden
konnte», sagt
Roger Liggenstorfer von der szenenahen Organisation Eve & Rave. Um
das Betäubungsmittelgesetz zu umgehen, konsumieren
Partygänger nun den
Ausgangsstoff GBL, der sich im Körper zu GHB umwandelt. «Der
Schwarzmarkt mit gefährlichen Lösungsmitteln wie GBL ist
ein typisches
Beispiel dafür, daß Repression in der Drogenszene nichts
bringt»,
sagt Liggenstorfer. Regelmäßiger Gebrauch von GBL führt
neben
gesundheitlichen Schäden auch zu psychischer und körperlicher
Abhängigkeit. Mischkonsum, vor allem von GBL und Alkohol, ist die
häufigste Ursache für die Einlieferung von Ravern ins
Krankenhaus.
Gemeinsam mit anderen Suchtpräventionsstellen wird Liggenstorfer
an der
Street Parade am nächsten Samstag mit Informationsständen
präsent sein.
Flugblätter warnen
vor den Gefahren von GBL. Da GBL geschmacklos und
geruchlos ist, warnt Liggenstorfer auch vor der Einnahme unbekannter
Getränke.
>>> http://www.arud.ch/presse/artikel/05-08-07-sz.html
|
|
Aufklärung und Warnungen zeigten
ihre Wirkung. Von der Street
Parade mit etwa einer Million Teilnehmer und von den nachfolgenden
Parties (über 100 an der Zahl) mußten die Sanitäter 82
Personen für genauere medizinische Abklärungen in
Spitäler einweisen. 32 Personen davon wurden wegen Intoxikationen,
also Alkohol- und/oder andere Drogenfälle, behandelt.
Schwerwiegende Zwischenfälle, das heißt Leute, die infolge
Drogenkonsums auf die Intensivstation hätten gebracht werden
müssen, gab es aber nicht. Auch GHB oder GBL führten laut
Angaben einer Ärztin vom toxikologischen Zentrum zu keinen
ernsthaften Zwischenfällen. Insgesamt registrierte die
Sanität an der diesjährigen Street Parade 405
Patienten, am ganzen Wochenende (also inklusive Parties) 733
Patienten. Gravierend verletzte waren jedoch nicht zu beklagen.
182 (25%) der 733 Patienten mußten wegen Alkohol- und/oder
anderen Drogenproblemen behandelt werden, im Vorjahr waren es 107 von
ungefähr 700 Patienten, die wegen Alkohol- und/oder anderen
Drogenproblemen behandelt werden mußten. Im Jahr 2003
mußten 90 Personen wegen Unwohlsein nach Drogenkonsum und 140
nach übermäßigen Alkoholkonsum von der Sanität
betreut respektive behandelt werden, also deutlich mehr als im Jahr
2005.
Die Street Parade gilt nach wie vor
als eine der sichersten
Großveranstaltungen. An der Love Parade in Berlin mußten
weit mehr Personen von der Sanität behandelt werden und in
Krankenhäuser eingeliefert werden als dies an der Street Parade
der Fall ist. In der folgenden Tabelle sind die Zahlen, jeweils auf
100.000 Teilnehmer bezogen, für die Jahre 1998 bis 2005 im
Vergleich dargestellt.
Street
Parade Zürich
|
1998
|
1999
|
2000
|
2001
|
2002
|
2003
|
2004
|
2005
|
Erste-Hilfe-Leistungen
pro 100.000 Teilnehmer
|
59
|
42
|
61
|
53
|
38
|
111
|
70
|
73
|
Krankenhauseinweisungen
pro 100.000 Teilnehmer
|
5,0
|
4,4
|
6,7
|
2,6
|
10,8
|
24,0
|
9,0
|
8,2
|
Love
Parade Berlin
|
1998
|
1999
|
2000
|
2001
|
2002
|
2003
|
2004
|
2005
|
Erste-Hilfe-Leistungen
pro 100.000 Teilnehmer |
633
|
301
|
233
|
490
|
613
|
683
|
-----
|
-----
|
Krankenhauseinweisungen
pro 100.000 Teilnehmer |
85
|
22
|
54
|
58
|
71
|
79
|
-----
|
-----
|
Vergleiche hierzu: Hans Cousto: Love Parade 2002: Weniger
Besucher – erhöhtes Unfallrisiko (Love Parade 1989-2002 und Street
Parade 1992-2001 im Vergleich)
http://www.drogenkult.net/?file=text007
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2.9 Pillenwarnungen von
Streetwork Zürich in der Übersicht
Seit Oktober 2001 führt
Streetwork Zürich ein
Drug-Checking-Programm vor Ort an Parties durch. Seitdem werden
jährlich an neuen bis zehn Parties Pillen und andere Substanzen
vor Ort chemisch analysiert. Tauchen auffällige und besonders
gesundheitsschädliche Präparate auf, gibt Streetwork
Zürich Warnungen heraus, publiziert diese auf der Website
www.saferparty.ch und verschickt
diese auch in einem Newsletter. Im Jahr 2001 gab es keinen Anlaß
eine Warnung zu publizieren. In den Jahren 2002 und 2003 mußte
jeweils eine Pillenwarnung bezüglich eines Präparates
herausgegeben werden, im Jahr 2004 mußten bereits drei
Pillenwarnungen jeweils bezüglich eines Präparates
herausgegeben werden und im Zeitraum von Januar bis August 2005
mußten bereits vier Warnungen herausgegeben werden, zwei davon
bezüglich eines Präparates und zwei davon bezüglich zwei
Präparate. Das Auftauch besonders fragwürdiger Substanzen
häuft sich zusehends, was deutlich zeigt, daß die
Notwendigkeit, Drug-Checking-Programme durchzuführen, immer
größer wird. In der folgenden Tabelle sind für die
Jahre 2001 bis 2005 jeweils die Zahl der Testings von Streetwork
Zürich, die Zahl der herausgegebenen Pillenwarnungen wie auch die
Art der Warnungen angegeben.
Streetwork
Zürich – www.saferparty.ch
|
Jahr
|
Anzahl
Testings
|
Anzahl
Analysen
|
Anzahl
Warnungen
|
Datum
Warnung
|
Art
der
Warnung
|
2001
|
2
|
29
|
0
|
-----
|
-----
|
2002
|
10
|
150
|
1
|
16.10.02
|
Pille mit MDMA + Methamphetamin
|
2003
|
10
|
145
|
1
|
09.08.03
|
Pille mit 145 mg MDMA
|
2004
|
9
|
143
|
3
|
21.03.04
|
Pille mit 53,6 mg MDA
|
13.08.04
|
MDMA-Kapsel mit Scopolamin
gefüllt
|
24.10.04
|
Pille mit 160 mg MDMA
|
2005
|
6
|
119
|
4
|
06.02.05
|
Pille mit 20 mg MDMA + 13 mg
Methamphetamin
|
16.04.05
|
Pille mit 170 mg MDMA
|
28.05.05
|
Pille mit 57 mg MDA + 18,7 mg
Koffein
|
Pille mit MDMA + MDHOET
|
13.08.05
|
Pille mit 46,7 mg m-CPP
|
Pille mit 27,3 mg m-CPP
|
Datenquelle: http://www.saferparty.ch
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3 Nutzung von
Pillenwarnungen
Vor mehr als zehn Jahren, im Februar
1995, startete Eve & Rave in
Berlin sein erstes Drug-Checking-Programm. Seitdem veröffentlicht
Eve & Rave Pillen-Listen und Pillen-Warnungen. Da die
interessierten Leser jedoch nicht nur die blanken Daten der Analysen
kennen möchten, sondern auch Hintergrundinformationen zum
Drug-Checking haben wollen, veröffentlichte Eve & Rave
zunehmend auch Informationen zu rechtlichen Fragen, zu den
Verfahrensweisen der Analysetechnik, Berichte von Konferenzen und
ähnliches mehr. Auch andere Organisationen begannen zunehmend im
Internet Informationen zum Thema Drug-Checking zu veröffentlichen,
wie der untenstehenden Tabelle entnommen werden kann. In der Tabelle
sind die Zahlen der Treffer und Positionen in der Rangfolge der
Suchmaschine Google zu „Drug-Checking“
und zu „pill
testing“ für die Internetseiten mit den höchsten
Trefferzahlen aufgelistet. Die Datenerhebung erfolgte am 27. August
2005.
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3.1 Aufrufe von Pillenwarnungen
Nach dem Erkenntnisstand der
Redaktion Webteam Eve & Rave Berlin
ist die am häufigsten besuchte Website mit Drogeninformationen in
Deutschland das Angebot der Drug Scouts in Leipzig mit knapp 80.000
Besuchern pro Monat (79.050 Besucher pro Monat im Schnitt von Januar
bis August 2005). In der Schweiz nimmt Eve & Rave mit etwa
48.000 Besuchern pro Monat (47.987 Besucher pro Monat im Schnitt von
Januar bis August 2005) den Spitzenplatz ein. Auf diesen Websites wie
auch auf der Website von Eve & Rave Berlin schauten sich im August
mehr als 15.000 Leute die Pillenwarnuntgen an, wobei hier anzumerken
ist, daß auf den Webseiten von Eve & Rave Berlin alle
Pillenwarnungen in den „News“
eingegliedert sind und zudem mit Hintergrundinformationen auf separaten
Seiten verfügbar sind. Bei den Drug Scouts und bei Eve & Rave
Schweiz sind die Warnungen jeweils in einer Liste unter einer einzigen
URL aufrufbar. In der folgenden Tabelle sind die Zahlen der Aufrufe der
Pillenwarnungen für diese drei Internetangebote für den Monat
August aufgelistet.
Hinweis: Bei www.eve-rave.net
werden nur Leute,
die die interne Navigation benutzen, als Besucher registriert, wer
über einen externen Link eine Pillenwarnung oder Pressemitteilung
aufruft, gilt als „Abholer“
und wird nicht als Besucher gezählt. Als Seitenaufrufe werden nur
Textseiten gezählt, Navigationsseiten und Aufrufe von
Verzeichnissen werden nicht mitgezählt. Die Zahl der aufgerufenen
Warnungen bei www.eve-rave.net betrifft
nur die ausführlichen Warnungen und nicht die Aufrufe in den
„News“.
Eine Anfrage bei Streetwork Zürich betreff Datenlage auf www.saferparty.ch blieb leider
unbeantwortet. Nach dem Großeinsatz an der Street Parade und
aufgrund der Tatsache, daß nach der Street Parade Mitarbeiter der
Safer-Party-Crew in die Ferien gefahren sind, ist dies verzeihlich.
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3.2 Verweise zu Pillenwarnungen
Diverse Organisationen und Foren
übernehmen regelmäßig
die Pillenwarnungen und stellen diese ihren Lesern im Internet zur
Verfügung. Einige setzten dabei auch immer Verweise (Links) zu den
ausführlichen Warnungen bei Eve & Rave Berlin. Die Vernetzung
zwischen verschiedenen Anbietern von Drogeninformationen im Internet
hat einen erfreulichen Aufschwung in den letzten Jahren vollzogen. Da
etwa 10% bis
20% dieser Leser die Links nutzen, kann etwa die Häufigkeit des
Gebrauchs dieser Informationen auf den verschiedenen Internetseiten
abgeschätzt werden. Sie liegt etwa fünfmal bis zehnmal
über der Zahl der genutzten Links zu Eve & Rave Berlin. In der
folgenden Tabelle sind die Organisationen respektive Foren aufgelistet,
deren Links zu den ausführlichen Warnungen am häufigsten
genutzt werden. In der Tabelle sind die Namen der Organisationen
respektive Foren angegeben, die URL zum Webangebot und die Zahl der
Nutzung der Verweise von Januar bis und mit August 2005.
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4 Pillenlisten und ihre
Nutzung
Im Jar 1995 begann in Berlin der
Verein zur Förderung der Party-
und Technokultur und zur Minderung der Drogenproblematik, Eve & Rave, ein eigenes
Drug-Checking-Programm zu installieren. Im Gegensatz zum
niederländischen Modell veröffentlichte Eve & Rave
regelmäßig die Ergebnisse der Analysen in Listen und machte
so die
Informationen öffentlich zugänglich. Um zu erfahren, was die
einzelnen
Pillen für Wirkstoffe enthielten, mußte man nicht eine
Beratungsstelle
aufsuchen wie in den Niederlanden, sondern jedermann konnte selbst eine
Pillenidentifizierung anhand der physikalischen Daten (Logo, Farbe,
Form, Durchmesser, Dicke, u.s.w.) in den öffentlichen Listen
vornehmen. Es kommt sehr selten vor, daß zwei vom Aussehen und
von den physikalischen Daten identische Pillen unterschiedliche
Inhaltsstoffe haben. Bei mehr als 700 Pillen, deren Analysedaten und
deren physikalische Daten abgeglichen wurden, ist dies nur einmal
vorgekommen. Zur Pillenidentifikation braucht es allerdings eine
Schublehre (Schieblehre) zur genauen Vermessung der Pillen und ein
achtsames Auge für kleine Unterschiede (biplan, einseitig oder
zweiseitig aufgesetzt, facettiert, einseitig oder beidseitig
gewölbt, u.s.w.). Eine absolute Sicherheit betreff Inhaltsstoffe
kann mit einem physikalischen Pillenabgleich natürlich nicht
erzielt werden, jedoch eine Aussage mit einer recht hohen
Wahrscheinlichkeit.
Auch heute werden die
Analyseresultate von Eve & Rave Schweiz
regelmäßig über Internet der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht. Leitmotiv dieser
Handlungsweise ist die Förderung der Eigenkompetenz, das
heißt durch
Anregung zum selbständigen Handeln das Bewußtsein der
Eigenverantwortlichkeit zu fördern, das Selbstvertrauen zu
steigern und
so das Selbstbewußtsein zu festigen. Ziel des
Drug-Checking-Programms von Eve & Rave ist nicht nur die Minderung
der gesundheitlichen Risiken für
Drogengebraucher, sondern auch die Förderung der
Drogenmündigkeit, die
mit zunehmenden Maße eine Reduzierung der Notwendigkeit von
Fürsorge
durch das Drogenhilfesystem zur Folge hat.
Vergleiche hierzu: Hans Cousto: Drogenkompetenz
und Drogenmündigkeit
http://www.drogenkult.net/?file=text002
Drug-Checking-Konzept
für die Bundesrepublik
Deutschland
erarbeitet vom techno-netzwerk berlin für das Bundesministerium
für Gesundheit (Format: PDF, Größe: 1.558 KB, 112
Seiten)
http://www.eve-rave.net/abfahrer/download/eve-rave/dcm_april.pdf
→ top
4.1 Das Drug-Checking-Programm
von Eve & Rave Schweiz
Eve & Rave Schweiz nimmt Pillen,
Pappen und Pulver entgegen,
läßt diese chemisch von einem Labor untersuchen und
publiziert die Resultate. In den Monaten Fubruar bis August 2005 hat
Eve & Rave Schweiz 90 Proben analysieren lassen und die Ergebnisse
dieser Analysen in der sogenannten Pillenliste veröffentlicht. 46
(51%) dieser Proben waren Pillen und 42 (47%) dieser Proben waren
Pulver und 2 (2%) dieser Proben waren Kapseln mit MDMA gefüllt.
Mit zwei Ausnahmen enthielten alle Pillen den Wirkstoff MDMA, die
Dosierung lag zwischen 43,5 mg und 145,5 mg MDMA-Hydrochlorid
(MDMA-HCL). Die durchschnittliche Dosierung lag bei 89,4 mg MDMA-HCL.
Die durchschnittliche Dosierung bei den Kapseln lag bei 123,5 mg
MDMA-HCL. Somit lag die durchschnittliche Dosierung bei den
MDMA-Fertigpräparaten bei 90,98 mg MDMA-HCL. Von den 42
Pulverproben wurden 13 (31%) als MDMA-Proben abgegeben. Sie enthielten
auch alle den Wirkstoff MDMA. Zwei dieser MDMA-Pulverproben waren
übermäßig gestreckt und enthielten nur 1,7% respektive
2,9% Wirkstoff (MDMA-HCL). Die übrigen 11 MDMA-Pulverproben
enthielten zwischen 77,4% und 99,0% Wirkstoff, das heiß im
Durchschnitt 91,4% Wirkstoff (MDMA-HCL). Von allen abgegebenen Proben
wurden 61 (67,7%) als Ecstasy abgegeben und 59 (65,6%) der Proben
enthielten den Wirkstoff MDMA. Das Drug-Checking wird also vornehmlich
genutzt, um Ecstasy auf Qualität respektive Wirkstoffmenge
analysieren zu lassen.
Drei Pulverproben wurden als Kokain
abgegeben. Sie enthielten zwischen
12% und 45% Wirkstoffanteil, im Schnitt 25,7%. Des weiteren wurden 26
Proben als Speed abgegeben. 12 daven enthielten den Wirkstoff
Amphetamin mit einem Wirkstoffanteil zwischen 5,6% und 51,9%, im
Schnitt 16,95%. Drei Proben enthielten eine Mischung aus Amphetamin und
Koffein mit durchschnittlich 8% Amphetamingehalt und 38% Coffeingehalt.
Die restlichen 11 Proben enthielten nur den Wirkstoff Coffein, wobei
der Wirkstoffanteil zwischen 0,4% und 89,0% lag, im schnitt bei 41,0%.
Zwei Pillen enthielten nicht den vermuteten Wirkstoff MDMA, sondern
Meta-Chlophenylpiperazin (m-CPP). Da m-CPP völlig anders wirkt als
MDMA und man nach dem Konsum von m-CPP mit heftigen und auch sehr
unangenehmen Nebenwirkungen rechnen muß und man nur wenig eines
erwünschten psychotrop wirkenden Effektes verspürt, wurde
nach der Analyse dieser Proben eine Pillenwarnung herausgegeben.
Eve
& Rave Schweiz |
Analysen
2005 |
|
Analysen
2003 |
MDMA
(Ecstasy) |
Anzahl |
Wirkstoff
Durchschnitt |
|
Anzahl |
Wirkstoff
Durchschnitt |
Pillen |
44 |
89,4 mg |
|
37 |
91,1 mg |
Kapseln |
2 |
123,5 mg |
1 |
92,0 mg |
MDMA-Fertigpräparate |
46 |
90,98
mg |
|
38 |
91,1
mg |
MDMA-Pulver |
13 |
77,7% |
|
10 |
74,7% |
Kokain-Pulver
|
3
|
25,7
|
-----
|
-----
|
Als Speed eingereicht
|
Amphetamin
|
12
|
16,9%
|
|
-----
|
-----
|
Amphetamin
+ Coffein
|
3 |
Amphetamin
8,1%
|
|
1
|
Amphetamine
10%
|
Coffein 38,3%
|
Coffein 38,3 %
|
Coffein
|
11
|
41,0%
|
|
2
|
99,0%
|
Andere
|
Pillen mit m-CPP
|
2
|
k.A.
|
|
-----
|
-----
|
MDMA-Pillen
mit MDA
|
-----
|
-----
|
|
2
|
MDMA 59,1 mg
|
MDA 21,0 mg
|
MDMA-Pulver
mit MDA
|
-----
|
-----
|
|
1
|
MDMA 4%
|
MDA 0,1%
|
Pappen
|
-----
|
-----
|
|
2
|
LSD, LSA
|
DOB, Spuren
MDA
|
→ top
4.2 Durchschnittliche Dosierung
untersuchter MDMA-Proben
Die durchschnittliche Dosierung der
MDMA-Proben lag Mitte der 90er
Jahre deutlich höher als heute und verändert sich immer
wieder im Verlauf der Zeit. Die Dosierung variiert jedoch auch von Land
zu Land, ja manchmal sogar von Stadt zu Stadt. So lag beispielsweise
die durchschnittliche Dosierung einer MDMA-Pille in Österreich im
Jahr 1999 ganze 27% tiefer als in der Schweiz, im Jahr 2000 beinahe
29%, im Jahr 2002 sogar mehr als 37% und im Jahr 2005 knapp 49% tiefer
als in der Schweiz. Innerhalb von Österreich gibt es jedoch
auffallende Unterschiede. So waren beispielsweise im Jahr 2001 die in
Innsbruck getesteten Pillen signifikant höher dosiert als die in
Wien und Umgebung getesteten Pillen. So lag in Innsbruck die
durchschnittliche Dosierung bei 85,8 mg, in Wien jedoch nur bei 59,4
mg, das heißt, die Pillen in Wien enthielten durchschnittlich 31%
weniger MDMA als in Innsbruck.
Von 1999 bis 2000 nahm in der Schweiz der durchschnittliche MDMA-Gehalt
der Pillen um 17% ab, in Österreich um 19%. Im Jahr 2002 lag der
durchschnittliche MDMA-Gehalt in der Schweiz wieder deutlich über
dem Wert des Jahres 2000 (+12,7%), in Österreich lag der
Durchschnittsgehalt im Jahr 2002 dem gegenüber noch tiefer als im
Jahr 2000 (-1,0%). Heute im Jahr 2005 liegt der durchschnittliche
MDMA-Gehalt in der Schweiz
wieder massiv über dem Wert des Jahres 2000 (+22,8%), in
Österreich
liegt der Durchschnittsgehalt derzeit jedoch noch viel tiefer als
im Jahr 2000 (-11,6%%).
Innerhalb der Schweiz wurden keine signifikante Unterschiede in
verschiedenen Regionen festgestellt wie in Österreich. Im Kanton
Bern lag die durchschnittliche Dosierung 1998 etwa 1% über dem
Wert, den Eve & Rave bei untersuchten Pillen aus der ganzen Schweiz
eruierte, im Jahr 1999 lag der Wert im Kanton Bern hingegen etwa 2,5%
tiefer als in den andern Städten in der Schweiz. Solch geringe
Unterschiede im Bereich von 1% bis 2,5% sind eher vom Zufall bedingt
und nicht signifikant. Aktuelle Vergleiche zwischen in Zürich und
in Solothurn zur Analyse abgegebenen Pillen und Pulver können
nicht erstellt werden, da Streetwork Zürich die Ergebnisse der
Analysen nicht publiziert.
Durchschnittliche
Dosierung untersuchter MDMA-Proben |
Jahr
|
Eve
& Rave
(D) (CH)
|
Contact
Bern
|
ChEck
iT!
Wien
|
ChEck
iT!
Innsbruch
|
ChEck
iT!
Linz
|
BKA
(D)
|
1995
|
114,9 mg
|
-----
|
-----
|
-----
|
-----
|
91 mg
|
1996
|
109,4 mg
|
-----
|
-----
|
-----
|
-----
|
87 mg
|
1997
|
86,0 mg
|
-----
|
-----
|
-----
|
-----
|
81 mg
|
1998
|
90,4 mg
|
91,4 mg
|
-----
|
-----
|
-----
|
81 mg
|
1999
|
89,2 mg
|
86,9 mg
|
65,0 mg
|
-----
|
-----
|
75 mg
|
2000
|
74,1 mg
|
-----
|
52,8 mg
|
-----
|
-----
|
76 mg
|
2001
|
-----
|
-----
|
62,9 mg
|
85,8 mg
|
66,0 mg
|
76 mg
|
2002
|
83,5 mg
|
-----
|
52,3 mg
|
-----
|
-----
|
75 mg
|
2003
|
91,1 mg
|
-----
|
47,2 mg
|
-----
|
-----
|
75 mg
|
2004
|
-----
|
-----
|
53,6 mg
|
-----
|
-----
|
-----
|
2005
|
91,0 mg
|
-----
|
46,7 mg
|
-----
|
-----
|
-----
|
Quellen:
Eve & Rave: Eve & Rave
Pillenlisten: 1995: 40 Proben; 1996: 39
Proben; 1997: 79 Proben; 1998: 32 Proben; 1999: 61 Proben; 2000: 38
Proben; 2002: 53 Proben; 2003: 38 Proben; 2005: 46 Proben.
Gesundheits- und
Fürsorgedirektion des Kantons Bern und Stiftung
Contact Bern: Pilot E – Bericht 98/99, Bern 2000, S. 55ff. Stiftung
Contact Bern: 1998: 21 MDMA-Proben, die
niedrigste MDMA-Dosierung lag bei 58,5 mg, die höchste bei 146 mg,
die durchschnittliche bei 91,4 mg; 1999: 50 MDMA-Proben, die niedrigste
MDMA-Dosierung lag bei 39,4 mg, die höchste bei 137,5 mg, die
durchschnittliche bei 86,9 mg.
ChEck iT! Jahresbericht
1999/2000, Wien 2001, S. 20 f. und ChEck iT!
Pillenlisten im Internet: 1999: 138 Proben; 2000: 302 Proben; 2001: 218
Proben; 2002: 137 Proben; 2003: 176 Proben,
2004: 83 Proben; 2005: 23 Proben. Im Jahr 2003 enthielten 15 Proben
zusätzlich geringe Mengen MDE, 4 Proben etwa 1 mg, 9 Proben
zwischen 3 mg und 5 mg und 2 Proben jewils 11 mg MDE. Im Jahr 2004
enthielten 7 Proben zusätzlich geringe Mengen MDE, 5 Proben etwa 1
mg und 2 Proben 5 mg MDE.
Im Oktober 2001 untersuchte
ChEck iT! 18 Pillen in Innsbruck. 2 Pillen
enthielten MDE (66 mg und 78 mg) und die restlichen 16 Pillen
enthielten MDMA. Die niedrigste MDMA-Dosierung lag bei 56 mg, die
höchste bei 129 mg, die durchschnittliche bei 85,8 mg. Im
September 2001 untersuchte ChEck iT! 66 Pillen in Linz. 53 Pillen
enthielten MDMA. Die niedrigste MDMA-Dosierung lag bei 8 mg, die
höchste bei 172 mg, die durchschnittliche bei 66,0 mg.
Bundekriminalamt Wiesbaden,
Rauschgiftjahresberichte 1995 bis 2003. In
diesen Berichten wird die Dosierung als MDMA-Base angegeben. Die Werte
wurden zur besseren Vergleichbarkeit in MDMA-Hydrochlorid-Mengen
umgerechnet.
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4.3 Anteil der untersuchten
MDMA-Proben mit mehr als 100 mg
Wirkstoff
Eine „gute“ Ecstasy-Pille
enthält mindestens 100 mg MDMA. Im Jahr
1995 enthielten in Berlin neun von zehn Ecstasy-Pillen mehr als 100 mg
Wirkstoff, 1996 waren es nur noch sechs von zehn, 1997 sank der Anteil
der Pillen mit mehr als 100 mg Wirkstoff in Deutschland und in der
Schweiz drastisch auf 21% herab, so daß nur noch jede fünfte
Pille als „gute“ Pille bezeichnet werden konnte. Nach zwei „besseren“
Jahren (1998 und 1999) erreichte der Anteil an „guten“ Pillen im Jahr
2000 in der Schweiz gerade noch 13%, das heißt, nur noch etwa
jede siebte Pille konnte als „gute“ Pille bezeichnet werden. Inzwischen
hat sich die Situation in der Schweiz wieder verbessert und etwa jede
dritte Pille kann als „gute“ Pille bezeichnet werden. In
Österreich trifft dies jedoch nur für jede
fünfundzwanzigste Pille zu.
Anteil
der untersuchten MDMA-Proben mit mehr als 100 mg
Wirkstoff |
Jahr
|
Eve
& Rave
(D) (CH)
|
Contact
Bern
|
ChEck
iT!
Wien
|
ChEck
iT!
Innsbruch
|
ChEck
iT!
Linz
|
1995
|
90%
|
-----
|
-----
|
-----
|
-----
|
1996
|
62%
|
-----
|
-----
|
-----
|
-----
|
1997
|
21%
|
-----
|
-----
|
-----
|
-----
|
1998
|
38%
|
33%
|
-----
|
-----
|
-----
|
1999
|
31%
|
28%
|
13%
|
-----
|
-----
|
2000
|
13%
|
-----
|
3%
|
-----
|
-----
|
2001
|
-----
|
-----
|
6%
|
19%
|
11%
|
2002
|
30%
|
-----
|
4%
|
-----
|
-----
|
2003
|
41%
|
-----
|
6%
|
-----
|
-----
|
2004
|
-----
|
-----
|
6%
|
-----
|
-----
|
2005
|
35%
|
-----
|
4%
|
-----
|
-----
|
→ top
4.4 Zahlen zu den Aufrufen von
Pillenlisten
Pillenlisten werden nicht nur zur
Orientierung über die aktuelle
Marktsituation herangezogen, sondern auch zur Reflexion vergangener
Erlebnisse mit bestimmten Pillen. Zudem kann jeder sehen, daß die
Pillen nicht immer, wie zuweilen behauptet wird, schlechter werden,
sondern daß die Quantität der Inhaltsstoffe in den letzten
Jahren eher zu- und nicht abgenommen hat. Wenn also bei jemanden die
Pillen nicht mehr so wirken, wie vor fünf Jahren, dann kann mit
den Listen anschaulich demonstriert werden, daß dies nicht an den
Pillen, sondern an der eigenen Körperchemie liegt, die sich wohl
durch einen dauerhaften Pillenkonsum verändert hat. Solche
Erkenntnisse stimmen so manchen nachdenklich und bewirken in der Folge
nicht selten eine Veränderung des Konsumverhaltens zum Vorteil der
eigenen Gesundheit. In der folgenden Tabelle sind die Zahlen der
Aufrufe sowohl der aktuellen als auch der älteren Pillenlisten
für den Monat August 2005 wiedergegeben.
Hinweis: In den Jahren 2001 und 2004 führte Eve & Rave kein
Drug-Checking durch.
Insgesamt wurden im August 14.941
Pillenlisten auf den Seiten von Eve
& Rave Schweiz respektive von Eve & Rave Berlin aufgerufen. Nur
etwas mehr als die Hälfte (54,5%) der Aufrufe betraf die aktuelle
Liste und knapp die Hälfte der Aufrufe (45,5%) betrafen
frühere Listen. Das Studium der früheren Listen betrifft, wie
schon erwähnt, oft die Reflexion der eigenen Konsumverhaltens oder
eigener Erlebnisse, jedoch nicht selten auch rein wissenschaftliche
Zwecke.
→ top
4.5 Drug-Checking fördert
das Informationsbedürfnis
Pillenlisten und Warnungen animieren
auch zum Studium anderer
Informationen zum Thema Drogen. Dies kann sehr anschaulich anhand der
Nutzungsdaten von der Website von Eve & Rave Schweiz gezeigt
werden. Im Jahr 2003 führte Eve & Rave Schweiz ein
Drug-Checking-Programm durch, beendete jedoch das Programm aufgrund
unklarer Rechtsverhältnisse im August 2003. In der Folge sank die
Zahl der monatlich registrierten Besucher auf
www.eve-rave.ch von knapp 15.000 um
24% auf etwas mehr als 11.000. Die Zahl der aufgerufenen Seiten sank
sogar um 36%. Im Oktober 2004 zeichnete sich eine klare Perspektive ab,
daß mit dem Bundesamt für Gesundheit ein Weg, der rechtlich
abgesichert ist, gefunden werden könne, um das
Drug-Checking-Programm wieder aufzunehmen. Dies sprach sich sehr
schnell in der Szene herum und diese Perspektive wurde wohlwollend
aufgenommen und machte viele Leute neugirig und stimmte sie
zuversichtlich. Alleine diese Zuversicht führte innert Monatsfrist
zu einer Verdoppelung der Besucherzahl auf der Homepage von Eve &
Rave Schweiz (September 2004: 9.766 Besucher, Oktober 2004: 20.974
Besucher). Bis zur Wiederaufnahme des Drug-Checking-Programms im
Februar 2005 stiegt die Zahl der Besucher weiter beträchtlich an.
In der Vorphase der Wiederaufnahme des Drug-Checking-Programms war die
monatliche Besucherzahl etwa dreimal so groß wie in der Zeit, als
es keine klare Perspektive für Drug-Checking in Solothurn gab.
Nach der Wiederaufnahme des Programms stieg die monatliche Besucherzahl
nochmals um 68% an und pendelte sich bei 50.000 ein.
Betrachtet man die Zahlen der
Seitenaufrufe, dann zeigt sich ein
ähnlich stark ausgeprägtes Bild. Nach der Beendigung des
Drug-Checking-Programms sank die Zahl der aufgerufenen Seiten um 36%,
stieg dann um nahezu 90% in der Phase einer neuen Perspektive und stieg
dann abermals nach Wiederaufnahme des Programms um weitere 38%. In der
folgenden Tabelle sind die durchschnittlichen monatlichen Zahlen der
registrierten Besucher und Seitenaufrufe in den verschiedenen Phasen
aufgelistet.
Eve
& Rave Schweiz
Phasen
|
Besucher
pro Monat
|
Seiten
pro Monat
|
Laufendes Drug-Checking-Programm
Januar 2003 bis August 2003
|
14.667
|
219.001
|
Unterbrechungsphase des
Drug-Checking-Programms ohne klare Perspektive einer
Wiederaufnahme von September 2003 bis September 2004
|
11.170
|
140.043
|
Unterbrechungsphase des
Drug-Checking-Programms mit klarer Perspektive einer
Wiederaufnahme von Oktober 2004 bis Januar 2005
|
30.096
|
264.968
|
Laufendes Drug-Checking-Programm
Februar 2005 bis August 2005
|
50.482
|
365.799
|
→ top
5 Die Verweigerer
Am 11. Dezember 2002 sprach sich das
Europaparlament mit 407 gegen 46
Stimmen und 35 Enthaltungen für mehr Drug-Checking in Europa aus.
Das heißt, 83,4% der Abgeordneten stimmten für mehr
Drug-Checking, 9,4% stimmten dagegen und 7,2% enthielten sich der
Stimme. In der angenommenen Stellungnahme des Ausschusses für die
Freiheiten und Rechte der Bürger, Justiz und innere
Angelegenheiten für den Ausschuß für Umweltfragen,
Volksgesundheit und Verbraucherpolitik zu dem Vorschlag für eine
Empfehlung des Rates zur Prävention und Reduzierung von Risiken im
Zusammenhang mit der Drogenabhängigkeit
hieß es:
Änderungsantrag
7; Absatz 2; Unterabsatz 3a (neu) |
3a
|
die von
einigen Mitgliedstaaten
durchgeführten innovativen Projekte unterstützen, die zu
positiven Ergebnissen geführt haben und die darauf ausgerichtet
sind, den Tod von Drogenabhängigen zu verhindern und ihre
gesundheitlichen Risiken zu mindern, wie beispielsweise die „shooting rooms“
(Fixerstuben) und die mobilen Einheiten für
Erste-Hilfe-Maßnahmen und Analyse der Stoffe; |
Änderungsantrag
8; Absatz 2; Unterabsatz 4a (neu) |
4a
|
die Maßnahmen zur
Minderung der Risiken im Zusammenhang mit dem Konsum von synthetischen
Drogen auf Parties (free parties, raves, Diskotheken, Konzerte, ...)
auf der Grundlage einer geeigneten Information, der Prävention,
der ärztlichen Betreuung und einer raschen Kontrolle der Produkte
(Tests) genehmigen, fördern und allgemein anwenden;
Begründung
Die Empfehlung sollte sich auf
den Bereich der Minderung von Risiken im
Zusammenhang mit dem Konsum von synthetischen Drogen auf Parties
erstrecken. Zahlreiche gesundheitliche Probleme sind auf den Mangel an
Informationen und die zufallsbedingte Qualität der synthetischen
Drogen zurückzuführen, die meistens an gelegentliche
Konsumenten verkauft werden.
>>> http://www2.europarl.eu.int/omk/sipade2?L=DE&OBJID=10659&LEVEL=3&MODE=SIP&NAV=X&LSTDOC=N |
So eindeutig diese politische
Willenserklärung der
europäischen Parlamentarier ist, so eindeutig ist auch die
Tatsache, daß gewisse Angebote im Internet zur
Drogenaufklärung das Thema „
Drug-Checking“
respektive „
pill
testing“
mit keinem Wort erwähnen, ein politisch motiviertes Phänomen.
Ein typisches Beispiel hierfür ist das restriktive
Informationsangebot auf den Seiten von
www.drugcom.de.
Hierbei handelt es sich um ein Projekt der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung, das mit weit mehr als einer halben
Million Euro gefördert wurde. Im redaktionellen Teil von
www.drugcom.de kommen die Begriffe „
Drug-Checking“
und „
pill testing“
nicht vor. Man sucht auch auf diesen Seiten vergeblich nach
Pillenwarnungen. Anscheinend sollen die Leute nicht erfahren, daß
man Substanzen chemisch analysieren kann und daß man beim
Auftauchen von Präparaten, die unerwartete Inhaltsstoffe enthalten
oder übermäßig dosiert sind, die Öffentlichkeit
warnen kann. Zudem findet man auf diesen Seiten bei den meisten
Substanzen
keine Angaben zu den Dosierungen und ihren Wirkungen. Somit fehlen auf
diesen Seiten mit die wichtigsten Hinweise zu „
safer use“. Auf
die Gefahr, sich durch den gemeinsamen Gebrauch von
Schnupfröhrchen mit Krankheitserregern (Hepatitis C u.a.)
infizieren zu können, wird auch nicht hingewiesen. Das Thema „
safer sniffing“
kommt nicht vor! Als Ratgeber für Drogengebraucher zur
Schadensminderung ist dieses Angebot deshalb als völlig
ungenügend zu Bezeichnen.
Die Website
www.urban-vibe.net
ist ein europäisches Projekt, das mit finanzieller
Unterstützung der Europäischen Komission realisiert wurde und
bei dem die Metropolen
Hamburg (Deutschland), Amsterdam (Niederlande) und Manchester (UK)
kooperieren und eine mehrsprachige Internetplattform für die
Partyszene
geschaffen haben. Das Anliegen ist, Partypeople und Interessierte
(Partyprojekte, Wissenschaftler) über das Medium Internet zu
informieren. Die Drogeninformationen zu einem risikoreduzierenden
Konsum richten
sich an Konsumierende und sollen in keinem Fall zum Konsum ermuntern.
Die Seite ist ausschließlich für Partygänger konzipiert
und nicht als
Grundlage für die Arbeit mit Jugendlichen – z.B. in der Schule –
geeignet.
Bei genauerer Betrachtung der Inhalte zeigt es sich, daß diese
Website auch für Partygänger ungeeignet ist, da viele
wesentliche Angaben bezüglich eines risikoreduzierenden Konsums
fehlen, so beispielsweise Hinweise zu Dosierungen. Auch findet man kein
Wort zu „
Drug-Checking“
respektive zu „
pill
testing“ oder auch zu „
safer
sniffing“.
Daß dieses Angebot mangelhaft ist und nicht dazu taugt, das
gesteckte Ziel zu erreichen, haben auch die meisten Besucher inzwischen
gemerkt. Die Einträge in das Gästebuch sind rar, etwa ein
Besucher pro Quartal fühlt sich bemüßigt, einen Eintrag
in das Gästebuch vorzunehmen. Ein Besucher stellte kurz und
bündig in seiner Kritik an den Inhalten der Website im
Gästebuch fest, daß dieses Projekt eine reine Verschwendung
von Steuergeldern sei.
→ top
6 Gesundes Feiern
Das Konzept zur sicheren
Durchführung von großen Parties
wurde Ende der 80er Jahre im letzten Jahrhundert von August de Loor in
Amsterdam entwickelt. Er nannte dieses Konzept „
Safer House Campagne“. In
Deutschland setzte sich der Begriff „
Safer House Parties“ durch und
wurde bis zum Jahr 2000 fast überall gebraucht. Dann fühlten
sich Liebhaber anderer Stilrichtungen, also Leute, die lieber andere
Varianten des Techno als „
House“
hörten, durch diese Bezeichnung diskriminiert. So wurde Anfangs
des neuen Jahrtausends der Begriff „
Safer House“ durch den Begriff „
Safer-Clubbing“ ersetzt.
In der Schweiz wurde im März 2003 in Zürich eine
Arbeitsgruppe „
Safer-Clubbing“ gegründet, im
Januar 2004 wurde aus der Arbeitsgruppe ein Verein. Seit August 2004
halten die ersten fünf teilnehmenden Clubs die Richtlinien von „
Safer-Clubbing“ ein. Für die
Öffentlichkeit wurde das Internetportal
www.safer-clubbing.ch
freigeschaltet. Leider funktioniert die Navigation dieses
Internetportals nur mit dem Microsoft Internet Expolrer. Wer also
beispielsweise mit den Programmen Mozilla oder Firefox dieses
Internetportal anschauen möchte, der wird dies vergeblich
versuchen, da das nicht funktioniert. Diese Tatsache wurde auch schon
vor über einem Jahr im Gästebuch moniert, doch, obwohl der
Verein gemäß Organigramm über drei
Qualitätskommissionen verfügt, wurde die Qualität
diesbezüglich bislang nicht verbessert. Oder will man vielleicht
in den Clubs nur markentreue Kunden mit Firmenbindung haben und
möchte Leute mit einem „
open source“ Bewußtsein
lieber draußen sehen?
Bezüglich der geschichtlichen
Entwicklung des „Safer-Clubbing-Konzeptes“ findet man auf dieser
Website auch kaum relevante Angaben. Deshalb hat Hans Cousto im
Gästebuch, in dem monatlich etwa ein Eintrag gepostet wird, im
Sommer des letzten Jahres ein paar Hinweise zur Entwicklung des „Safer-Clubbing-Konzeptes“ sowie Links zu
weiterführenden Informationen hineingeschrieben:
Hans Cousto
|
cousto@eve-rave.net |
Mit internetten Grüssen, Cousto |
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Berlin, den 8. September 2005
Redaktion Webteam
Eve & Rave
e.V. Berlin
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